Moslembruderschaft & Co

 

Es folgen drei Beiträge. Der in vielen Dingen ziemlich hoch eingeweihte SPIEGEL berichtet im Sinne herkömmlicher Zeitgeschichtsschreibung über das Zerwürfnis zwischen Moslembruderschaft und dem einstigen Mäzen Saudi-Arabien. Roland Bohlinger verrät uns, daß hinter der Gründung der Moslembruderschaft einst der britische Geheimdienst stand, mithin die Londoner Mutterloge der Weltfreimaurerei. Und Carmin setzt noch einen oben drauf. Er stellt alles in den großen Zusammenhang einer okkulten vielgestaltigen Macht, die er "das schwarze Reich" nennt.

 

 

Aus Furcht vor terroristischer Unterwanderung bricht das Königreich (Saudi-Arabien) mit der Muslim­bruderschaft: Nun verliert der Islamistenbund seine Basis.

 

Die Miene des Religionsgelehrten verfinsterte sich beim Blick auf das Papier in seiner Hand. "Das ist eine Kriegserklärung", schäumte Scheich Jussuf al‑Karadawi, der gerade in einer kleinen Moschee in Kairos Armeleuteviertel Bulak auf dem roten Teppichboden hockende Jugendliche in islamischen Glaubensfragen unterwies. "Die Saudis haben den Verstand verloren", empörte sich der landesweit beachtete Korankenner, "die machen jetzt gemeinsame Sache mit den Feinden unserer Religion."

 

Der Zorn des langjährigen Saudi‑Arabien­-Freundes, dessen Islam‑Expertisen und Vortragsreisen zumeist mit dem Geld sinnesverwandter Mäzene aus Riad finanziert wurden, ist verständlich. Denn kein Geringerer als Prinz Najif Ibn Abd al‑Asis, Bruder von König Fahd und Innenminister des Wüstenreichs, hatte die in vielen islamischen Ländern aktive Muslimbruderschaft plötzlich als "Urheber all unserer Probleme" und "Abtrünnige vom wahren Glauben" gebrandmarkt. Die Hüter der Heiligen Stätten von Mekka und Medina wandten sich damit von einer Organisation ab, die seit Jahrzehnten in Saudi‑Arabien etabliert ist und als besonders fromm, aber auch als besonders gefährlich gilt.

 

Zwischen den Saudis und der Bruderschaft kriselte es schon seit längerem. Allzu oft waren Riads Sicherheitsorgane bei ihren Untersuchungen der Sprengstoffattentate gegen US‑Stützpunkte auf Sympathisanten oder auf Mitglieder der radikalen Bewegung gestoßen. Dabei galten gerade die Muslimbrüder den Saudis lange als Vorkämpfer des wahren Glaubens: 1928 in Ägypten gegründet, verfolgen sie eine rigide und intolerante Interpretation des Wahhabismus ‑ bis heute Staatsreligion in Saudi‑Arabien ‑, die sie in allen Ländern des sunnitischen Islam verbreiten wollen.

 

Endziel der Bruderschaft war und ist die Errichtung eines Kalifats, eines theokratischen Mammutstaats vom Atlantik bis zum Indischen Ozean. "Die Muslime der Welt sind die Herrschaft von Verrätern und Unfähigen satt", sagt der vor zwei Wochen zum Murschid (Führer) der Bruderschaft gekürte Kairoer Anwalt Mamun al-Hudeibi, 81.



Doch nicht einmal in ihrem Entstehungsland Ägypten konnten die frommen Dogmatiker ihre Vision verwirklichen. Zwar wurden die Ichwan (Brüder) im Kampf gegen die britischen Besatzer zu einer gefürchteten Kraft mit damals bis zu vier Millionen Mitgliedern. Doch spätere Anschläge auf Kinos und Hotels, politische Morde und der Attentatsversuch auf Revolutionsführer Gamal Abd al‑Nasser 1954 trieben sie in den Untergrund, ins Gefängnis oder ins Exil. Fast die gesamte Führung flüchtete zunächst ins wahhabitische Stammland Saudi‑Arabien. Der Vordenker Said Ramadan rückte zum politischen Ratgeber von König Feisal auf.

 

Die Bruderschaft unterwanderte bald den gesamten Staatsapparat, sie gründete islamische Banken mit Ablegern in Europa, Amerika und Südostasien. Zugleich überflutete die straff geführte Extremisten-Organisation islamische Länder mit frommen Hochglanzmagazinen, vertrieb Radio- und Videokassetten. Die Propaganda, sagt der Kairoer Journalist Adil Hammuda, "wirkte wie Langzeitgift".


 

Die Regierungen der Region, häufig auf großzügige Finanzhilfen aus Saudi‑Arabien angewiesen, behandelten die Organisation übertrieben vorsichtig. Ägyptens Ex­-Präsident und Israels erster arabischer Friedenspartner Anwar al‑Sadat ließ verhaftete Muslimbrüder wieder frei und nahm sogar ihre Dienste bei seinem Kampf gegen den wachsenden Einfluss der Linken in Anspruch ‑ die radikalen Vorbeter waren hinfort geduldet, offiziell aber nicht zugelassen.

 

Auch Osama Bin Laden hat nie seine Rolle als Führer und Finanzier des frommen Bundes bestritten. Doch dass die Muslimbruderschaft in Saudi‑Arabien längst ein regimegefährdendes Terrornetz aufgebaut hatte, wurde den Herrschern in Riad erst nach dem 11. September vorigen Jahres klar. "Wir wissen nicht mehr, wer Freund und wer Feind ist", klagte ein hoher Sicherheitsoffizier, nachdem publik wurde, dass vor allem Extremisten aus dem Wüstenstaat als Drahtzieher der Attentate fungierten.

 

Auf Druck der USA und in Sorge um die Zukunft des Königreichs vollzog Riad daher jetzt die Trennung: Künftig ist den Muslimbrüdern sogar die Einreise in ihr einstiges Lieblingsland verboten, in Saudi-Arabien sollen die religiösen Hitzköpfe erfasst und überwacht werden.

 

"Der Bruch mit Riad ist für die Gruppe eine Katastrophe. Das wird sie finanziell und organisatorisch austrocknen", hofft Mohammed Said al‑Aschma‑wi. Der Terrorismusexperte aus Kairo warnt jedoch auch vor einer Welle von Racheakten. "Ohne Geld ist die Bruderschaft gefährlich wie ein verwundeter Stier."

 

Quelle: VOLKHARD WINDFUHR in DER SPIEGEL 50 / 2002 / 126 ("Abtrünnige vom Glauben") - Hervorhebungen vom Bearbeiter



Die inzwischen erschienene umfangreiche Literatur zum 11. September 2001 läßt sogar vermuten, daß es sich bei den Terrorakten vorn 11.9. um eine vom Mossad und der CIA gesteuerte Aktion handelte. Aus der Vergangenheit wissen wir zweierlei: Erstens handelt Israel und die USA gemäß der Lehre von Machiavelli, daß die politische Führung eines Staates ihre eigene Opposition leiten muß. Bei den Aktivitäten der arabischen Terrororganisationen Schwarzer September (vom Mossad gegründet) und Moslembruderschaft (vom britischen Geheimdienst gegründet) sowie der RAF (unter Leitung des Mossad, wie Meinhof, Baader und Ensslin nach ihrer Inhaftierung in Stammheim in einem Offenen Brief, der im Arbeiterkampf des Kommunistischen Bundes erschien, offen bekundeten [kurz darauf waren sie alle tot, natürlich durch Selbstmord]). Zweitens pflegen die imperialistischen Staaten des Westens, vor allem die USA, Kriege immer durch selbst organisierte Provokationen herbeizuführen. Diesmal geht es darum, durch einen "Feldzug", wie das Bush offen bezeichnete, jene Staaten, die vom Mossad und vom CIA geführte oder auch nicht geführte terroristische Netzwerke beherbergen, von ihrem Wesen als "Schurkenstaaten" zu befreien, d. h. sie geistig, politisch und wirtschaftlich zu enthaupten und als militärische Aufmarschbasis gegen China zu gewinnen.

 

Quelle: Roland Bohlinger in "DEUTSCHE FREIHEIT" vom 1.10.2005, S. 4 - Hervorhebungen vom Bearbeiter


 

 

 

 

Was die Moslembrüder, die Fedayyns und Mudjahedins und andere terroristische Geheimbünde für die islamische Welt sind, das ist und war sowohl die linke als auch die weitaus komplexer organisierte rechte Subkultur einschließlich deren links‑ und rechtsfaschistischen Bodentruppen von Baader‑Meinhof über die kroatischen Ustascha-Terroristen, die Wehrsportler und Neonazis von Hofmann bis Müller und Schubert, die Terrorkommandos des Abu Nidal, die Roten Armeen Italiens und Japans bis hin zu den Separatisten von Bretonien, Armenien und Südtirol und den »Befreiungsnationalisten« der Ukraine für den demokratischen Westen wie für den experimentellen, kommunistisch‑ staatskapitalistischen Osten.

 

Hinsichtlich ihrer Ziele ziehen die durchaus auch ideologisch verwandten geistigen Kinder des Hochgrad‑Bruders Bakunin am selben Strang: Der Kampf gegen das jeweils bestehende System ist im Falle der westlichen Demokratien als permanent mobilisierbares Druckmittel gegen die Regierungen oder einzelne unbotmäßige Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft einsetzbar. Eines ist jedenfalls nicht zu übersehen: All die Opfer des ‑ in Deutschland und Italien vordergründig linken politischen Terrorismus, angefangen bei Pakistans Ali Bhutto, über Saudi‑Arabiens Feisal, Spaniens Carrero Blanco, Italiens Aldo Moro, die westdeutschen Opfer Jürgen Ponto und Schleyer bis zu Herrhausen, und nicht zuletzt der mexikanische Präsidentschaftskandidat Luis Donaldo Colosio und der Medien­Tycoon Maxwell hatten eines gemeinsam: sie waren nicht Moskau im Wege, sie alle standen vor allem in Washingtons und St. Wallstreets Ungnade und waren Störfaktoren auf dem Marsch zur Neuen Weltordnung im Zeichen des Pentagramms und des Dollars. (Jürgen Ponto beispielsweise war ein eindeutiger Befürworter einer ökonomischen Unabhängigkeit der europäischen Mitte vom Anglo-Amerikanismus und wirkte mit bedeutenden Goldankäufen über die Dresdner Bank den Finanz‑ und Währungsmanipulationen entgegen, die von den Drahtziehern der amerikanischen Federal‑Reserve‑Banken ausgingen. Darüber hinaus bereitete er mit Brasilien die Finanzierungshilfe für den Bau einer (auch von deutschen Unternehmungen zu erstellenden) Uran-Anreicherungsanlage vor, womit er sich in Konkurrenz zu Westinghouse stellte und ebenfalls in den Hoheitsbereich von Rockefeller & Co eingriff. Es war zweifellos kein Zufall, daß Ponto drei Tage vor seinem Abflug nach Brasilien zu den abschließenden Verhandlungen beseitigt wurde.)

 

Quelle: E. R. Carmin in "Das schwarze Reich - Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert", 5. Aufl., München 2000, S. 519 f + 784 f (Hervorhebungen vom Bearbeiter)