Männer der Macht

 

Gespräch zwischen Papst Johannes Paul II. und einem amerikanischen Geheimdienstmann A. kurz vor dem Ende der Ära Gorbatschow

 

„Wir wissen beide, Mr. A., dass es 1989 keine spontane Revolution unter den Menschen der früheren Satellitenstaaten oder der UdSSR gegeben hat. Das Sowjetsystem ist nicht implodiert und in sich zusammengefallen. Die Sowjets haben nicht plötzlich die Nerven verloren. Nicht etwas Unvorhersagbares und Unüberlegtes ist plötzlich über unsere Köpfe hereingebrochen. Jede solche Analyse ist ein Schwindel. Es ist wenigstens ein Mythos, wenn nicht eine glatte Erfindung, welche den Zeitung lesenden und fernsehenden Menschen dieser Welt aufgetischt wurde.

Etwas wesentlich Bedeutenderes für den Lauf der Geschichte ist geschehen. Menschlicher Wille - der Wille bestimmter Män­ner - hat das verursacht. Es gab ein >Arrangement<, oder nicht? Lassen wir für den Augenblick beiseite, durch wen oder aus welchen Gründen. Einverstanden?“

Die Frage des Pontifex war offensichtlich nur rhetorisch, denn er fuhr fort über Dinge zu sprechen, über die andere Menschen nur flüsterten. „Was da war, konkret gesagt, war eine Reihe von Telefonanrufen aus Büros im Kreml, welche den kommu­nistischen Diktatoren und starken Männern in den Satelliten-Staaten gesagt haben, sie sollen sich rar machen, verschwinden. Und all das geschah unter den Anweisungen Präsident Gorbat­schows. Aber wir begreifen alle, oder nicht, Mr. A., dass er nicht aus eigener Initiative handelte, sondern in gehorsamem Gleichklang mit jenen Männern der Macht, welche in der Ge­sellschaft der Staaten über Leben und Tod entscheiden und, sofern wir über Makromanagement sprechen, auch im Kosmos.“

 

Quelle: „Der letzte Papst“ – ein Tatsachenroman von dem Vatikan-Insider Malachi Martin, S. 491

 

Anmerkung: Ergänzend wird hingewiesen auf die Besprechung dieses Tatsachenromans, die Hintergründe der deutschen Wiedervereinigung aus der Sicht des damaligen Verbindungsoffiziers zwischen KGB und MfS und das Gespräch zwischen Armeegeneral und MfS-Minister Mielke mit dem zuständigen KGB-Generalmajor kurz vor dem Zusammenbruch der DDR – alles auf dieser Weltnetzseite.