Kriegstreiber Lord Vansittart
Die in den nachfolgenden Texten handelnden Personen -
soweit sie nicht als allgemein bekannt vorausgesetzt werden - stellen sich vor:
Vansittart, Robert Lord, Oberster
Beamter im Foreign Office 1930-1938, ab Januar 1938-1941 diplomatischer
Chefberater der britischen Regierung, gleichfalls Chef des Military
Intelligence Service
Gessler, Otto (1875-1955) - 1920-1928
Reichswehrminister
Weissauer, Ludwig – Rechtsberater
Hitlers
Mallet, Victor – britischer Gesandter
in Schweden
Dahlerus, Birger – schwedischer
Industrieller, Vermittler zwischen Berlin und London
Auch Adolf Hitler war trotz der ansehnlichen
militärischen Anfangserfolge um Frieden bemüht. Mit seinen vor der
Öffentlichkeit verborgenen Friedensfühlern, die er neben seinen offiziellen
Angeboten unterbreitete, wurde er an der Nase geführt. Der britische Historiker
Martin Allen schreibt dazu:
"Hitler hatte inzwischen bis zum Spätherbst 1939
zwei Versuche unternommen, mit der britischen Regierung über Frieden zu verhandeln
— beide waren gescheitert. ...
Diese Friedensappelle waren nicht etwa auf Hitler beschränkt;
ganz im Gegenteil: Das britische Außenministerium wurde von Angeboten geradezu
überschwemmt, die auf Personen wie Dr. Goebbels, Hjalmar Schacht, von Papen oder
den früheren Reichskriegsminister Dr. Geßler zurückgingen. Dies waren
hochrangige Versuche deutscher Minister ..., doch alle scheiterten,
weil die englischen Behörden nicht die Absicht hatten, mit diesen
führenden NS-Politikern einen Frieden auszuhandeln. Es gab da allerdings noch
eine andere Ebene ... höchst bedeutsamer Friedensofferten aus Kreisen der
NS-Prominenz. Diese Persönlichkeiten kamen aus allen Bereichen der
Politik, der Wirtschaft und selbst aus dem kirchlichen Spektrum, vom Papst über
Franco, den deutschen Botschafter in Washington und den König von Schweden.
Alle Friedensinitiativen wurden zwischen Spätherbst 1939 und Sommer
1940 gestartet. ... alle wurden von London abgelehnt.“ (Joseph Bellinger:
„Himmlers Tod – Freitod oder Mord?“, Kiel 2005, S. 123 f)
Dennoch hatte Hitler sich nicht entmutigen lassen. Im
Oktober 1940 sandte er seinen Rechtsberater Dr. Ludwig Weißauer in geheimer
Mission nach Stockholm, um den Präsidenten des schwedischen Reichsgerichts Dr. Ekkeberg zu bitten, dem dortigen britischen Gesandten
Victor Mallet ein streng vertraulich unterbreitetes Friedensangebot
nach London weiterzuleiten.
"Hitler fühlt sich nach Aussage seines Emissärs
[Weißauer] für
die Zukunft der weißen Rasse verantwortlich. Er wünscht einen aufrichtigen
Frieden mit England....
Hitler
wünsche auf Dauer die Souveränität aller besetzten
Staaten wiederherzustellen.“ (Martin Allen: „Das Himmler-Komplott“, Stegen
am Ammersee 2005, S. 127)
Da
diese zahlreichen Friedensbemühungen von deutscher
Seite jeweils vor der Öffentlichkeit verborgen geblieben waren und die
britischen Geheimdienststrategen sich darauf
beschränkten, bei den deutschen Emissären jeweils Hoffnung auf Frieden
wachzuhalten, aber konkrete Zusagen hinauszuschieben bzw. überhaupt von
vornherein zu verweigern, erweiterten sie
einerseits ihre Kenntnisse über deutsche Oppositionsgruppen und köderten
weiter Führungskräfte "des besseren" Deutschland, sich auf diesem
Sektor der Konspiration gegen „den Führer“ zu betätigen.
Mallet
hat Hitlers Angebot in 5 Punkten zusammengefaßt:
„1.
Das Britische Empire bleibt mit allen Kolonien und Mandaten unangetastet.
2. Die kontinentale Hegemonie Deutschlands steht außer Frage.
3. Alle Fragen, die das Mittelmeer, die französischen, belgischen
und holländischen Kolonien
betreffen, sind Gegenstand offener Verhandlungen.
4. Polen. Es wird wieder einen
polnischen Staat geben.
5. Die Tschechoslowakei bleibt bei Deutschland!“
Mallet fügte hinzu,
"er
sei darüber in Kenntnis gesetzt worden, daß die anderen von Deutschland
besetzten europäischen Länder (Norwegen, Dänemark, Holland, Belgien und
Frankreich) ihre Souveränität zurückerhalten werden. Es sei nur der
gegenwärtigen Kriegslage geschuldet, daß Deutschland diese Staaten bis zum Ende
der Kampfhandlungen weiter besetzt halten müsse. Hitler habe kein Interesse,
sich in die inneren Angelegenheiten dieser Staaten einzumischen. Deutschlands
Interesse bestehe in der Verhinderung eines neuen Krieges, denn Europa
benötige einen 100jährigen Frieden." (Doc. No. FO
371/24408, NA, Kew.)
Quelle: Siegfried Egel in “Historische Tatsachen” Nr. 96 („Geheimnisse
um Heinrich Himmler“), S. 30
Am 6. September 1940 war die Ablehnung einer weiteren Friedensinitiative Hitlers auch auf den nachfolgend wiedergegebenen Brief des Foreign-Office-Chefberaters Lord Vansittart zurückzuführen. Danach haben wir einmal mehr Gelegenheit, an dem Wahrheitsgehalt der Geschichtsbücher zu zweifeln, die uns die Siegermächte nach 1945 aufoktroyiert haben:
"Eilt! Mister
Ich hoffe, Sie werden Mr. Mallet anweisen, daß er unter keinen
Umständen Dr. Weißauer treffen darf. Die Zukunft der Zivilisation steht auf dem Spiel. Es
geht jetzt um unser oder deren Überleben, und entweder unser Land oder das Deutsche Reich muß untergehen, und
zwar nicht nur untergehen, sondern vollständig vernichtet werden. Ich
bin überzeugt, es wird das Deutsche Reich sein. Das ist etwas ganz anderes, als
zu sagen, daß Deutschland untergehen muß. Aber das Deutsche Reich und die
Reichsidee sind seit 75 Jahren der Fluch der Welt, und wenn wir sie diesmal
nicht erledigen, werden wir es nie tun, und dann werden sie uns fertigmachen.
Der Feind ist das Deutsche Reich, und nicht etwa der Nazismus. Und diejenigen,
die das noch nicht begriffen haben, haben
überhaupt nichts begriffen und würden uns in einen 6. Krieg schlittern lassen,
selbst wenn wir den 5. überleben
werden. Ich würde es vorziehen, die Gelegenheit zu ergreifen, den 5. zu
überleben. Jede Möglichkeit für einen Kompromiß ist jetzt vorüber, und
es muß ein Kampf bis zum Ende, und zwar bis zum endgültigen Ende, geführt
werden.
Ich verlasse mich darauf, daß
Mr. Mallet die entschiedenste Weisung erhält. Wir haben mehr als genug von Dahlerus,
Weißauer und Konsorten. Robert Vansittart" - Doc No. fo 371/24408, na, Kew.