Lenins Säuberung

 

(...) Während Lenin die unbarmherzige Niederwerfung aller anarchistischen Versuche forderte, veröffentlichte er am 7. und 10. Januar 1918 richtungweisende Artikel zur "Säube­rung der russischen Erde von allem Ungeziefer".

"Unter Ungeziefer aber verstand er nicht nur alles, was klassenfeindlich und klassenfremd war, sondern auch »Arbei­ter, die sich vor der Arbeit drückten« ..." (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. I, Bern – München 1973, S. 37 f)

Ungeziefer waren natürlich die Semstwo-Leute, die Genos­senschaftler. Alle Hausbesitzer. ... Ungeziefer sang in den Kir­chenchören. " (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. I, Bern – München 1973, S. 38)

  Auch Gymnasialprofessoren, Kirchenräte. "Alle Geistli­che waren Ungeziefer". Gleichermaßen Eisenbahner, die den Eid zur bewaffneten Verteidigung der Sowjetmacht verwei­gerten, Telegraphisten ohne Sympathie für die neuen Herren oder unbotmäßige Gewerkschaftler.

  "Die Tscheka hatte die außergerichtliche Abrechnung vor­zunehmen. Sie war in der Menschheitsgeschichte ein einmali­ges Straforgan, das in einer einzigen Instanz die Kompetenzen der Bespitzelung, der Verhaftung, der Voruntersuchung, der Anwaltschaft, des Gerichts und der Urteilsvollstreckung verei­nigte." (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. I, Bern – München 1973, S. 39)

 

"Im Februar 1918 verlangte der Sownarkom-Vorsitzende Lenin eine Erhöhung der Zahl der Haftverbüßungsorte sowie eine Verschärfung der Strafrepressionen, und im Mai gab er bereits zur konkreten Anleitung übergehend, als Richtlinie für die Bestrafung von Korruption ein Minimum von 10 Jahren Gefängnis plus 10 Jahren Zwangsarbeit an, was insgesamt 20 Jahre ergibt..." (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. II, Bern – München 1974, S. 12 f)

 

Außenpolitisch sicherten sich die Bolschewisten im März 1918 ihre Machtbasis mit dem Frieden von Brest-Litowsk ab: Ihre Vertreter Lew Trotzki (ehemals Bronstein), Adolf Joffe, Lew Kamenew (ehemals Rosenfeld), Grigori Sokolnikow (ehemals Brilliant) erfüllten alle die Einwanderungsvoraussetzungen für Israel.

Am 26. August 1918 wies Lenin per Telegramm an:

"Zwielichtige Personen (nicht schuldige, zwielichtige) sind in Konzentrationslager außerhalb der Stadt einzusperren. Dar­über hinaus sei ein schonungsloser Massenterror durchzuführen." (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. II, Bern – München 1974, S. 18)

 

  Zehntausende von Geiseln wurden lediglich "Der Abschreckung" wegen schon während des Bürgerkrieges umgebracht, z.T. zu Hunderten mit Lastkähnen im Weißen Meer versenkt. Das NKWD hatte nach dem 30.8.1918 die lokalen Stellen angewiesen,

»sofort alle rechten Sozialrevolutionäre zu verhaften und von den Bourgeois und Offizieren eine ansehnliche Anzahl von Geiseln zu nehmen.«

"Mit Beschluß des Verteidigungsrates vom 15.2.1919 wur­de der Tscheka und dem NKWD nahegelegt, als Geiseln Bauern jener Gegenden zu nehmen,

»wo die Freilegung der Eisenbahngeleise von Schneever­wehungen nicht ganz zufriedenstellend vor sich geht, damit sie falls die Arbeiten nicht durchgeführt werden, erschossen werden können.«" (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. I, Bern – München 1973, S. 40)

 

  Am 5. September 1918 folgte das Dekret über den Roten Terror mit Anweisungen für Massenerschießungen und Kon­zentrationslager "in direkter Kompetenz der Tscheka".

"Auf Flucht aus dem KZ stand die Verzehnfachung der Haftzeit, auf wiederholten Fluchtversuch die Erschießung." (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. II, Bern – München 1974, S. 19)

 

Ende 1920 waren auch Sozialdemokraten als Geiseln vor­gesehen. Der Tscheka-Befehl Nr. 10 vom 8.1.1921 verlangte "die Repressionen in bezug auf die Bourgeoisie zu ver­schärfen", — nach Beendigung des Bürgerkrieges! (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. I, Bern – München 1973, S. 44) In nächtlichen Streifzügen griff die Tscheka die Menschewiki auf, die Angehörigen der früheren Minderheitenparteien. Hem­mungslos erschoß man auch willkürlich Menschen auf Grund von Listen, speziell solche aus akademischen Kreisen, Künst­ler, Schriftsteller, Ingenieure, "Klassenfeinde" aller Art. Mit der Verordnung über die Lebensmittelaufbringung vom Januar 1919 waren die Bauern dran. (Alexander Solschenizyn: „Der Archipel Gulag“, Bd. I, Bern – München 1973, S. 42 f) Die „Kollektivierung der Landwirtschaft“ in den dreißiger Jahren führte allein in der Ukraine zum Hungertod von cirka sechs Millionen Menschen. – Genug, um zu wissen, wie das „Paradies der Arbeiter und Bauern“ aussah. (...)

 

Quelle: William W. Douglas in „Historische Tatsachen“ Nr. 95 / S. 4 f („Die kommunistische Oktoberrevolution in Russland“)