Dokument des Dr. Rezso Kasztner

 

Dr. Rezso Kasztner war von 1942 bis 1945 Vorsitzender des Budapester Komitees zur Rettung der Juden. In seinem Bericht wird die Deportation der ungarischen Juden im Jahre 1944 in allen Einzelheiten geschildert. Dieser Bericht wurde von dem Strafverteidiger des Standartenführers Kurt Becher zur Entlastung seines Mandanten in einem der 13 Nürnberger Prozesse vorgelegt. Kurt Becher war am 12.9.1909 in Hamburg geboren und dort als Getreidehändler tätig. Als SS-Standartenführer im Reichssicherheitshauptamt bekleidete er einen höheren Offiziersrang als der Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Becher war 1944 - 1945 Himmlers Beauftragter bei den Verhandlungen, Juden gegen Bezahlung zu verschonen.

 

Dr. Kasztner war ein überzeugter Zionist, der sich sogleich nach dem Zweiten Weltkrieg in Israel niederließ, wo er alsbald großen Einfluß in der Mapai, der Partei Ben Gurions gewann.

 

Um Kurt Becher reinzuwaschen, hatte Kasztner die ganze Verantwortung für die Deportation und ihr schreckliches Ende Adolf Eichmann aufgebürdet. Als dann Eichmann - offenbar durch ein Zusammenspiel des damaligen Hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer mit dem Mossad - in Südamerika aufgespürt, völkerrechtswidrig entführt und in Israel vor Gericht gestellt wurde, wäre Kasztner ein wichtiger Zeuge gewesen, wenn nicht am 5.3.1957 ein Attentat auf ihn verübt worden wäre, dem er einige Tage später erlag.

 

Im Zusammenhang mit dem Eichmann-Prozeß ließen Kasztners Erben im Einverständnis mit der israelischen Regierung den sog. Kasztner-Bericht im Münchner Verlag Kindler mit einem Vorwort von Professor Carlo Schmid (SPD) veröffentlichen. Es durfte nichts unterlassen werden, um die Verurteilung Eichmanns in den Augen der Welt zu rechtfertigen (Paul Rassinier: "Die Juden und das Dritte Reich - Richtigstellungen zur Zeitgeschichte", S. 233 f).

 

Buchausgabe und Original des sog. Kasztner-Berichtes stimmen nicht überein. Ein Vergleich zeigt, daß Kasztners Worte in zahlreichen Fällen durch Streichungen und Änderungen verdreht worden sind. Nur zwei Beispiele genügen, um diese Behauptung schlagkräftig zu bestätigen:

 

1. Es wurde ein Brief ausgelassen, den sechs in Theresienstadt internierte Juden unter dem 24. Mai 1944 schrieben. Die Angaben dieses Briefes decken sich weder mit dem, was bis heute von den Leuten, die von dort zurückgekehrt sind, über dieses Lager berichtet worden ist, noch mit den Aussagen gewisser "Zeugen" im Jerusalemer Eichmann‑Prozeß.

 

2. Ein Abschnitt über die Gaskammern in Auschwitz ist gefälscht. Ich bringe nachstehend eine Wiedergabe des Originals (a) und der Fälschung (b):

 

(a) chen, vielleicht um Tage handeln. Meldungen aus Bratislava bestätigten auch diese Befürchtungen. Die dortige Waadah (?) leitete uns die Meldungen ihres Nachrichtendienstes weiter. Demgemäss war die SS im Begriffe, die Gaskammern und Krematorien in Auschwitz, die seit dem Herbst 1943 ausser Gebrauch waren, auszubessern und zu renovieren. Man erhöhte die Zahl der Mannschaft, und einer der Unteroffiziere soll sich die Aeusserung geleistet haben: "Bald essen wir feine ungarische Salami". (Er dachte hier allerdings an die mitgebrachten Lebensmittel der Juden.)

 

 

(b) deln. Meldungen aus Preßburg bestätigten diese Befürchtungen. Das dortige Komitee leitete uns die Meldungen seines Nachrichtendienstes weiter. Demgemäß war die SS im Begriff, die Gaskammern und Krematorien in Auschwitz auszubessern und zu renovieren. Die Zahl der Mannschaften wurde erhöht, und einer der Scharführer soll sich die Äußerung geleistet haben: »Bald essen wir feine ungarische Salami.« Er dachte hierbei offenkundig an die mitgebrachten Lebensmittel der Juden.

 

Der in der deutschen Ausgabe des Kasztner‑Berichts fehlende Brief hat folgenden Inhalt:


 

THERESIENSTADT  23. Mai 1944

 

Lieber Chawer, (jid. = Freund)

 

mit herzlichem Dank bestätigen wir Ihr Schreiben vom 8. ds. Mts. Mit grosser Freude benutzen wir die Gelegenheit, Ihnen zu antworten und Sie zu bitten, allen Freunden Grüsse zu bestellen und dafür zu danken, dann sie sich unserer annehmen. Wir dürfen davon ausgeben, da Sie auch dessen in Ihrem Brief Erwähnung tun, dass die zahlreichen Sendungen aus Lissabon und Istanbul ein Werk unserer Freunde sind. Auch die Freunde aus Wien, die hier mit uns zusammenleben, haben Sendungen aus den genannten Orten erhalten. Wenn unsere Verpflegungssituation auch durchaus geordnet ist und zu keinerlei Sorge Anlass gibt, so freuen und doch diese Sendungen immer wieder, weil wir sie als ein Zeichen Ihrer Freundschaft ansehen.

 

In Theresienstadt ist eine richtige jüdische Stadt entstanden, in der alle Arbeiten von Juden besorgt werden, von der Strassenreinigung angefangen bis zu einem modernen Gesundheitswesen mit Krankenhäusern und einem durchorganisierten ärztlichen Betreuungsdienst mit einem grossen Stab von Pflegepersonal, von sämtlichen technischen Arbeiten bis zur Verpflegung in den Gemeinschaftsküchen, von der eigenen Polizei und Feuerwehr bis zu einem besonderen Gerichts-, Post­- und Verkehrswesen, von einer Bank mit eigenem Siedlungsgeld und von Verkaufsläden für Lebensmittel, Kleidung und Hausrat bis zur Freizeit­gestaltung, in deren Rahmen regelmässig Vorträge, Theateraufführungen und Konzerte stattfinden. Die Kinder, denen besondere Sorge gilt, sind in Kinder‑ und Jugendheimen, die nicht arbeitsfähigen Alten in Alters,‑ und Siechenheimen unter ärztlichen Aufsicht und Pflege unter­gebracht. Die Arbeitsfähigen sind vor allem für den inneren Dienst eingesetzt. Aus allen Gebieten sind hervorragende Fachkräfte zusam­mengekommen. Dies kommt nicht nur der hier zu leistenden Facharbeit auf technischem, hygienischem und administrativem Gebiete zugute, auch in der Freizeit hat sich dadurch ein reiches kulturelles Leben auf jüdischen und allgemeinem Gebiet entwickeln können. Eine Biblio­thek mit nahezu 50.000 Bänden mit mehreren Lesezimmern, ein Kaffehaus mit ständigen Musikdarbietungen        dienen der Zerstreuung, insbesondere für die älteren Menschen. Zentralbad und Zentralwäscherei fördern die allgemeine Hygiene, auf die naturgemäss besonderer Wert gelegt wird. So kam man sich hier, wenn man die äussere und innere Umstellung und Einordnung vollzogen hat, durchaus wohlfühlen. Eine Ansicht der Stadt ersehen Sie aus dem Briefkopf.

 

Der Gesundheitszustand ist als durchaus günstig anzusehen, was neben der klimatischen Lage von Theresienstadt in erster Linie der hingebenden, unverdrossenen Arbeit unserer Aerzte, der ausreichenden Versorgung mit Lebensmitteln und mit Medikamenten zu danken ist. Zuwendungen, die wir erhalten, stehen uns im Rahmen der Jüdischen Selbstverwaltung zur Verfügung und können zusätzlichen Verwendungszwecken zugeführt werden. So haben wir jetzt von Ihrer Zuwendung Kenntnis erhalten und danken Ihnen und den Freunden herzlichst dafür.

 

Auch wir wären froh, wann wir häufiger die Möglichkeit hätten, von Ihnen Nachricht zu erhalten. Wir denken oft an die Freunde, die uns durch Sie haben grüssen lassen. Auch unsere Gedanken bewegen sich oft um Möglichkeiten einer Alijah; mit besonderem Interesse haben wir aus Ihren Zeilen entnommen, dass auch Ihre Bemühungen einer wenn auch noch so bescheidenen Lösung dieses Problems gelten.

 

Wir danken Ihnen für Ihr freundschaftliches Gedenken und sind froh darüber, dass wir Ihrer Verbundenheit gewiss sein dürfen. Lassen Sie bald wieder von sich hören.

 

Mit herzlichem Schalom

Ihre

 

gez. Dr. Franz Kahn    Dr. Erich Munk

Dr. Paul (?) Eppstein    Ing. Otto Zucker

Dr. Erich Oesterreicher    Gert Körbel

 

Quelle: "Die Juden und das Dritte Reich. Richtigstellung zur Zeitgeschichte" von Paul Rassinier, S. 232 - 236