Erich Honecker, Robert Maxwell und Gregor Gysi

Reiche Juden zogen die DDR-Führer in den 80er Jahren magnetisch an. Gleichgültig, ob sie Bronfman, Lauder oder Maxwell hießen. Erich Honeker "liebte sie heiß und innig" wie Björn Engholm und Franz Josef Strauß.

Die intensive Beziehung zwischen Honecker und dem britisch-jüdischen Verleger Robert Maxwell bestand jedenfalls seit 1981, als Maxwells Verlag Pergamon Honeckers Autobiographie veröffentlichte.

Im Oktober 1989, als Honecker politisch schon restlos am Ende war, gab Maxwell der überraschten Weltöffentlichkeit preis, was Honeckers wahre Obsession schon immer war, nämlich, daß sein Freund "sein ganzes Leben lang ein Reformer gewesen sei".

Nach dem das Staffelholz an jenen vielschichtigen Advokaten Gregor Gysi übergeben worden war, hielt Maxwell unbeirrt zum "guten neuen Deutschland". Im Juni 1990 übernahmen Gruner & Jahr (u.a. STERN) zusammen mit Robert Maxwell den Berliner Verlag. Die von der SED mit Vermögensübernahme zur PDS mutierte – und teilweise auch geläuterte – Partei wollte den Hamburger Verlag nicht alleine zum Zuge kommen lassen und bevorzugte eine "europäische Lösung". Gregor Gysi, der ethnisch-jüdische, bat Herrn Maxwell mehrfach, dem Übernahmekonsortium beizutreten. Aber das Schicksal spuckte unbarmherzig dazwischen. Maxwell starb am 5.11.1991 auf mysteriöse Weise. Sein Tod offenbarte, daß er, bei euphemistischer Beurteilung "ein Schlitzohr", bei objektiver Betrachtung "ein großer Betrüger" war. Gleichwohl (oder deshalb?) erhielt er in Israel eine Art Staatsbegräbnis. Maxwell hinterließ etwa neun Milliarden DM Schulden und wurde nur noch von den "Strauß-Freunden" Erich Honecker und Leo Kirch übertroffen.

(Vgl. auch Michael Wolffsohn: "Die Deutschlandakte", S. 340f)

Was Wolffsohn, ebenfalls jüdischer Abkunft, über Maxwell verschwieg oder nicht wußte, teilt uns der Bundesminister a.D. Dr. Andreas von Bülow ("Im Namen des Staates") auf S. 76, 116, 140f, 508, 517 u. 604 mit:

  1. Maxwell war nicht nur Inhaber zahlreicher Zeitungsverlage. Als Besitzer der Berlitz-Holding verfügte er auch über die weltweit präsenten Berlitz-Schulen. Über diese Holding habe er, so Ben-Menashe, Tochterfirmen gegründet, die die Software mit der eingebauten Hintertür an den gesamten Ostblock geliefert hätten. Der Chef der CIA habe 1987 persönlich den Verkauf von Großrechnern an den Ostblock freigegeben, weil diese jeweils mit entsprechender Abhör-Software gekoppelt gewesen sei.
  2. Zu der späteren Ermordung von Robert Maxwell auf seiner Yacht im Mittelmeer durch ein Team des Mossad wird verwiesen auf Ostrovsky: "Geheimakte Mossad", S. 356ff.
  3. Waffen- und Geldtransaktionen seien bei einem supergeheimen Treff zwischen dem israelischen und sowjetischen Geheimdienstchef, Admoni und Tschebrikow, in Maxwells Londoner Büro verabredet worden.
  4. Wenn es ... eine generelle Abmachung über geheime Waffenlieferungen aus polnischen (und möglicherweise auch DDR-) Beständen an die USA unter Vermittlung des Verlegers Maxwell gegeben hat, dann wundert auch die Tatsache nicht mehr, daß zwei Angehörige des polnischen Geheimdienstes Mitinhaber der ... Wiener Waffenhandlung Alkastronic gewesen sind.
  5. Ostrovsky behauptet, Maxwell sei stets dann in finanzielle Probleme geraten, wenn der Mossad kostspielige Operationen in Gang gesetzt habe. Das sei 1990 nach der amerikanischen Invasion auf Panama der Fall gewesen, als die Einnahmen des Mossad aus dem Drogenhandel für einige Zeit nicht mehr geflossen seien und Maxwell tief in die Kassen seiner Unternehmen langen mußte.
  6. Der israelische Geheimdienstmann Ari Ben-Menashe berichtet denn auch von Kontakten, die der Verleger und Mossad-Agent Maxwell in den Jahren 1976ff zwischen dem US-Senator John Tower, dem späteren CIA-Direktor George Bush und verschiedenen hochrangigen sowjetischen Geheimdienstleuten vermittelt habe. John Tower hatte die Karriere von George Bush zum Präsidenten unterstützt und verhinderte durch geschickte Manipulation des Untersuchungsausschusses die Aufdeckung der entscheidenden Elemente des Iran-Waffen-Deals.