Professor Dr. Harry Elmer Barnes

 

Die Professoren Charles Beard und Harry Elmer Barnes gehörten in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bis etwa 1940 zu den angesehensten Historikern in den USA. Als sie aber die offizielle Regierungsversion zu Pearl Harbour - die heute gesichert widerlegt ist - ablehnten, denunzierte man sie als Irre, Deppen, Spinner usw. und entfernte sie aus dem offiziellen Lehrbetrieb. Es kann davon ausgegangen werden, daß Barnes auch wegen seiner Feststellungen zu den Ursachen des Zweiten Weltkrieges der wissenschaftlichen Redlichkeit den Vorzug gegenüber unwahrhaftigem Patriotismus gegeben hat. Unter diesen Aspekten mag die nachfolgende Buchbesprechung nicht als "Revisionismus", sondern als ernsthafte Analyse aufgefaßt werden.

 

"Völlige Klarheit über die Ursachen des Zweiten Weltkrieges kann nur erreicht werden, wenn man klar erkannt hat, daß die britische Außenpolitik unter Lord Halifax von Oktober 1938 bis September 1939 ebenso vollständig, wie energisch auf das ernsthafte und schließlich erfolgreiche Bemühen gerichtet war, Deutschland in einen größeren europäischen Krieg zu verwickeln. Taylor hat es versäumt, die ihm zugänglichen Dokumente für die Darstellung der britischen Politik auszuwerten. In einer für den Hofhistoriker kennzeichnenden Weise hat er die Strategie und die Taktik von Halifax in der Tschechenfrage nach München, Italien und Frankreich gegenüber im Jahre 1939, in der Danzig‑ und Polenfrage sowie gegenüber der Öffentlichkeit im eigenen Lande fehlinterpretiert. Trotz zahlreichem zugänglichem Beweismaterial kam er zu einer Fehlkonstruktion, um einen gar nicht vorhandenen Wunsch Englands nach direkten Verhandlungen zwischen Deutschland und Polen im Jahre 1939 als Alternative zum Krieg zu bekennen. Ein Beispiel dafür ist sein Argument, daß das Versäumnis Englands, Polen mit Waffen zu beliefern, dem Wunsch entsprang, die polnische Politik zu mäßigen. Auch hat es Taylor unterlassen, die schicksalsschweren Maßnahmen der Briten herauszuarbeiten, die einen europäischen Krieg schließlich unvermeidbar machten."

 

So urteilt der Verfasser des vorliegenden Werkes, der amerikanische Historiker Prof. David L. Hoggan aufgrund seiner umfassenden Quellen‑ und Sprachkenntnis über die aufsehenerregenden Feststellungen des englischen Historikers Prof. A. J. P. Taylor. Doch indem Hoggan darüber hinaus die Kriegsschuld Englands anhand der diplomatischen Akten exakt nachweist, wird sein Geschichtswerk zu einem Schicksalsbuch für Europa und für das deutsche Volk. An der Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg wird künftig nur noch festhalten können, wer der Kriegs‑ und Lügenpropaganda auch weiterhin mehr Glauben schenkt als den Ergebnissen der historischen Wahrheitsforschung.

 

Das deutsche Volk wird nun endlich erfahren, wie und warum es Anfang September 1939 zum Kriege kam und großen Gewinn aus dieser ebenso sensationellen wie umwälzend neuen Informationsquelle ziehen können. zu der man ihm über zwei Jahrzehnte lang den Zugang verwehrt hat.

Prof. Dr. Harry E. Barnes, Malibu, California

Gegenstand der Besprechung ist "Der erzwungene Krieg. Die Ursachen und Urheber des Zweiten Weltkrieges", David L. Hoggan, Tübingen 1997