Emiliano Zapata - mexikanischer Revolutionär und Held
Der folgende Auszug aus dem Manifest von 1913 führt die Grundsätze zur
Bodenreform aus dem Plan von Ayala weiter. Er ist ein anschauliches Dokument
für die Agitation des Bauernführers Zapata (1879 - 1919) und dokumentiert
gleichzeitig den primär sozialen Charakter der Mexikanischen Revolution.
Die mexikanische Regierung ist
zu reich. Landwirtschaft und Bergbau sind ihr Reichtum, obwohl er unberührt,
d.h. noch nicht genutzt ist. Aber diese Reichtümer, diese unerschöpfliche Fülle
von Gold, die mehr als 15 Millionen Einwohnern gehört, befinden sich in den
Händen einiger weniger tausend Kapitalisten, die oft nicht einmal Mexikaner
sind. Aufgrund eines raffinierten und unheilvollen Egoismus beuten
Gutsbesitzer, Großgrundbesitzer und Mineneigentümer nur einen kleinen Teil des
Ackers und Weidelandes sowie der Bodenschätze aus, ziehen allein den Profit aus
ihren überreichen Erzeugnissen und lassen den größten Teil ihres Besitzes
völlig unberührt, währenddessen die ganze Republik ein Bild unbeschreiblichen
Elends bietet. Mehr noch: es genügt dem Bourgeois nicht, große Schätze, an
denen er niemanden beteiligt, zu besitzen, sondern er bringt in seiner
unersättlichen Habsucht Arbeiter und Knecht um den Lohn ihrer Arbeit und
stiehlt dem Indio seinen kleinen Besitz. Noch immer unbefriedigt, beschimpft
und schlägt er ihn überdies, da er mit dem Schutz, den die Gerichte ihm
gewähren, prahlen kann: Denn des Schwachen einzige Hoffnung, der Richter, steht
ebenfalls in Diensten dieses Lumpenpacks. Dieses wirtschaftliche Ungleichgewicht,
diese gesellschaftliche Zerrüttung, diese augenfällige Verletzung des
Naturrechts und der menschlichen Befugnisse, wird von einer Regierung
gutgeheißen, die ihrerseits ihre eigene Würde außer acht läßt und eine
abscheuliche Soldateska stützt ( ... )
Helft also der Revolution!
Tragt euren Teil dazu bei ‑ egal, ob er groß ist oder klein, oder auf
welche Weise ihr dies tut: aber tut das Eurige dazu! Erfüllt eure Pflicht, und
ihr werdet würdig sein, verteidigt euer Recht, und ihr werdet stark sein,
opfert euch, wenn es notwendig werden sollte: denn später wird sich das
Vaterland befriedigt auf seinem unerschütterlichen Fundament erheben und auf
euer Grab "eine Handvoll Rosen" legen.
Reform, Freiheit, Gerechtigkeit und Gesetz.
Revolutionäres Lager in Morelos,
20. Oktober 1913.
Angel Rama (Hrsg.): Der lange
Kampf Lateinamerikas. Texte und Dokumente von José Marti bis Salvador Allende.
Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1982. S. 135 f, S. 139 (Suhrkamp Taschenbuch. 812).
Übers. Ottmar Ette.
Anmerkung: Es gibt Erlebnisse, die dem menschlichen Gedächtnis - oft aus
unerfindlichen Gründen - über Jahrzehnte oder lebenslang besonders verhaftet
bleiben. Eins davon ist der "Zapata"-Film mit Marlon Brando in der
Rolle des mexikanischen Bauerführers, der letztendlich einer üblen Hinterlist
zum Opfer fällt.