EU - Erweiterung
Um überhaupt Mitglied der EU zu werden, mussten sich die neuen EU‑Länder
Osteuropas verpflichten, sämtliche geltenden EU-Bestimmungen und ‑Gesetze
als bindend für ihr nationales Recht zu übernehmen und ihre Infrastruktur
entsprechend europäischer Standards zu entwickeln. Diese Vorschriften
entsprechen den Interessen der europäischen Übermonopole, wofür der europäische
Monopolverband UNICE die Fäden zieht und die Vorlagen erstellt.
Insgesamt haben die acht
osteuropäischen Staaten seit 1991 etwa 100 Milliarden Euro in verschiedene
Bereiche der Infrastruktur investiert wie Verkehr, Energie, Wasser und Umwelt.
Aufträge dafür erhielten europäische Spitzenmonopole.
Um die Mittel aufzubringen,
haben sie sich bei der Weltbank, der Osteuropabank und der Europäischen
Investitionsbank verschuldet und die eigene Bevölkerung ausgepresst.
Unter dem Namen "PHARE" führte die EU ein "Anpassungsprogramm"
durch mit der Aufgabe, die Gesetzgebung und staatliche Verwaltung vollständig
auf die EU‑Vorschriften auszurichten. Dieses Programm wurde 1999 ergänzt
durch "SAPARD" für die
Anpassung der Landwirtschaft und Fischerei und "ISPA" für Vorhaben auf dem Gebiet der Infrastruktur und
des Transports .
Für PHARE standen in den
Jahren 1990‑2000 10,6 Milliarden Euro zur Verfügung, für alle drei
Programme zusammen in den Jahren 2000‑2003 jährlich 3,12 Milliarden Euro.
Diese Programme laufen mit dem Beitritt aus. Nur für die Beitrittskandidaten
Rumänien und Bulgarien laufen sie weiter mit einem Volumen von 4,5 Milliarden
Euro für die Jahre 2004‑2006, ebenso für die Türkei mit 1,05 Milliarden
Euro. Mit diesen Programmen werden die Steuergelder aus den alten "EU-Ländern"
in die Taschen der europäischen Monopole umverteilt. Vereinfacht könnte man
sagen, die Arbeiter finanzieren mit ihren Steuergeldern indirekt die
Verlagerungen in die neuen Länder.
Die finanziellen
Unterstützungen über das Programm ISPA z. B. können sich auf bis zu 75 Prozent
der Projektkosten belaufen, in Sonderfällen auf bis zu 85 Prozent.
Für die Förderung von Investitionen
in den osteuropäischen Beitrittsländern aus Mitteln der EU stehen vier
verschiedene "Regionalfonds" sowie ein "Kohäsionsfonds" zur
Verfügung, insgesamt 40,85 Milliarden Euro allein für die Jahre 2004‑2006.
Dazu kommen weitere Vergünstigungen wie zehnjährige Steuerfreiheit usw. So kann
Audi seine für 2004 in Györ/Ungarn geplante Investition von 250 Millionen Euro
vollständig mit der Körperschaftssteuer verrechnen, bekommt sie also auf dem
Weg zu 100 Prozent erstattet, andere Subventionen noch gar nicht gerechnet.
Siemens profitierte beim Bau
des Telefonwerkes in Kamp‑Lintfort von den aus Steuergeldern finanzierten
Beihilfen für die Schaffung von Arbeitsplätzen in Bergbauregionen, die bis 2006
laufen. Nachdem diese Subventionen einkassiert wurden, zieht Siemens nun weiter nach Ungarn, um
allein 37 Prozent der Investitionssumme aus EU‑Geldern einzustreichen.
Die Leiterin der deutschen
Vertretung der staatlichen Förderagentur CzechInvest, Renáta Haklová, ist auf
die Verteilung der EU‑Fördermittel vorbereitet: Es wird "eine Möglichkeit sogar bis zu 75
Prozent der Förderung zu beantragen geben. " (Report Mainz 29.3.04)
Dabei summieren sich die
verschiedensten Arten von Subventionen. Pricewaterhouse Coopers, eine der
international führenden Beratungsgesellschaften mit 120.000 Beschäftigten in
139 Ländern, gibt dazu folgende Auskunft: "EU,
Bund und Länder stellen für die Erschließung dieser neuen Märkte ebenso
Fördermittel bereit wie Behörden in den Beitrittsländern vor Ort." (www.pwc. com 17.5.04)
Geht es nach den Herren der
UNICE, müssen die Werktätigen in ganz Europa doppelt bluten für die
Konkurrenzfähigkeit der internationalen europäischen Übermonopole: Mit der
Zerschlagung der sozialen Sicherungssysteme und Umverteilung der
Staatshaushalte auf der einen Seite; und mit Lohnverzicht, Flexibilisierung und
Ausweitung der Arbeitszeit auf der anderen Seite. Die notwendige Antwort der
europäischen Werktätigen ist die Koordinierung und Revolutionierung der Kämpfe
international. (dg)
Quelle: Rote Fahne 21 / 2004 / 22