Christian Soldiers ?

 

(...) Humanität, Gerechtigkeit, Demokratie hatten sich die Westalliierten auf die Fahnen geschrieben. Müssen nicht die eingesetzten Mittel in etwa dem hehren Ziel entsprechen, oder heiligt auch hier der Zweck die Mittel? Über die entsetzlichen Folgen des von Churchills Chefbe­rater Frederick Lindemann empfohlenen Terrorbombardements deutscher Arbeiterwohnviertel ist folgender Augenzeugenbericht des ita­lienischen Konsuls von Hamburg überliefert:

„Die Phosphorbomben hatten ganze Viertel der Stadt in Brand gesteckt und eine große Zahl von Todesopfern gefordert. Aber Tausende und Abertausende von Unglücklichen, mit brennendem Phosphor übergossen, hatten sich, in der Hoffnung, auf diese Weise das sie ver­zehrende Feuer löschen zu können, in die Kanäle gestürzt, in den Fluß, in den Hafen, in die Teiche und selbst in die Brunnen der öf­fentlichen Anlagen. . .

Dort krallten sie sich an die Uferböschung oder an Boote und Kähne fest. Sie hielten sich bis zum Munde unter Wasser getaucht, oder sie hatten sich in den Splittergräben bis zum Hals mit der Erde zuschüt­ten lassen. So warteten die Unglücklichen auf Hilfe, auf irgendein Mittel gegen dieses heimtückische Feuer. Denn Phosphor wirkt in der Art, daß er sich wie ein klebriger Aussatz in die Haut einfrißt und nur bei Berührung mit Luft sofort zu brennen anfängt. Sobald diese Unglücklichen einen Arm aus der Erde oder aus dem Wasser herausstreckten, loderte dieser Arm wie eine Fackel auf. Um sich gegen diese Marter zu schützen, waren die Unglücklichen ge­zwungen, unter Wasser getaucht oder in der Erde eingegraben zu blei­ben wie die Verdammten in Dantes Inferno. Rettungskommandos zogen von einem zum andern und gaben ihnen zu trinken und zu essen. Sie banden sie mit Tauen am Ufer fest, damit sie nicht, von Mü­digkeit überwältigt, untergingen und ertranken. Man versuchte es mit Salben. Doch alles war vergeblich. Sobald man einen Arm oder ein Bein oder eine Schulter behandelte, die einen Augenblick aus dem Wasser oder aus der Erde herausgestreckt wurde, leckten die Flammen sofort wieder empor, gleich züngelnden Schlan­gen, und es gab kein Mittel, um das Weiterfressen dieses brennenden Aussatzes einzudämmen . . .

Bisweilen wurden einige der unschuldig Betroffenen von Verzweif­lung übermannt und versuchten, aus dem Wasser oder aus dem Erd­loch herauszukommen, um der Qual dieses entsetzlichen Wartens ein Ende zu machen. Doch sogleich, bei der geringsten Luftzufuhr, lo­derten ihre Glieder in Flammen auf, und grausige Schlägereien be­gannen zwischen diesen Verzweifelten und ihren Angehörigen, die sich abmühten, die grausigen Körper und Köpfe wieder ins Wasser und in die Erde hineinzudrücken.

Das furchtbarste aber waren die Nächte, wenn die unglücklichen Köpfe mit angsterfüllten Blicken den Himmel betrachteten, aus dem ihre Peiniger gekommen waren und noch immer kamen.“ (DSZ-Archiv)

Mitte der 30er Jahre erfuhr die Reichsregierung, daß England an einer Vernichtungsbomber-Flotte baute, zum Einsatz gegen das Reich. Darauf schlug der Generalstabschef der Luftwaffe im Dritten Reich, General Wever, vor, ebenfalls für eventuelle Vergeltungs­maßnahmen eine solche Luftflotte zu bauen. Aus Menschlichkeits­gründen bestanden jedoch Hitler und Göring darauf, daß Bomben­flugzeuge nur auf die Unterstützung tatsächlicher militärischer Ope­rationen in ihren Einsatz begrenzt sein und niemals zu reinen Mordinstrumenten degradiert werden sollten. (...)

 

Quelle: Joachim Noliwaika in „Die Sieger im Schatten ihrer Schuld“, Rosenheim 1994, S. 235 ff