Wer war Carlo Schmid? Was ist seine Bedeutung?

 

1896

3. Dezember: Carlo Schmid wird in Perpignan/Südfrankreich geboren.

1908

Übersiedlung der Familie nach Stuttgart.

1914-1918

Schmid nimmt als Freiwilliger am Ersten Weltkrieg teil.

1919-1921

Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Tübingen.

1923

Promotion zum Dr. jur. in Frankfurt/Main mit einer Dissertation über "Die Rechtsnatur der Betriebsvertretungen nach dem Betriebsrätegesetz".

1924

Niederlassung als Rechtsanwalt in Reutlingen.

1925

Schmid tritt in den württembergischen Justizdienst ein. Er ist bis 1927 als Gerichtsassessor, von 1927 bis 1931 als Amtsrichter, anschließend als Landgerichtsrat in Tübingen tätig.

1927/28

Beurlaubt vom württembergischen Justizministerium, wird Schmid Referent am Kaiser-Wilhelm-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Berlin. Teilnahme an den Sitzungen des Ständigen Internationalen Gerichtshofes in Den Haag.

1929

Habilitation in Tübingen mit einer Arbeit über die Rechtsprechung des Ständigen Internationalen Gerichtshofes.

1930-1940

Privatdozent für Völkerrecht an der Universität Tübingen.

nach 1933

Die Nationalsozialisten schließen Schmid aufgrund mangelnder "weltanschaulicher und politischer Zuverlässigkeit" im Sinne der NS-Ideologie von allen Berufungen und Beförderungen aus.

1940-1944

Schmid wird zur Wehrmacht eingezogen und als juristischer Berater der deutschen Oberfeldkommandantur in Lille zugeteilt.

1945

Die französische Militärverwaltung überträgt Schmid die Organisation des neugebildeten Landes Württemberg-Hohenzollern als Präsident des Staatssekretariats für die französisch besetzte Zone in Tübingen.

1946-1950

Landesvorsitzender der SPD in Südwürttemberg.

1946-1953

Professor für Öffentliches Recht in Tübingen.

1947-1950

Stellvertretender Staatspräsident und Justizminister von Württemberg-Hohenzollern.

1947-1973

Mitglied des Parteivorstandes der SPD.

1948/49

SPD-Fraktionsvorsitzender im Parlamentarischen Rat und Vorsitzender des Hauptausschusses. Schmid ist maßgeblich an der Ausarbeitung des Grundgesetzes beteiligt.

1949-1952

Vorsitzender der Deutschen Gruppe im Parlamentarischen Rat der Europäischen Bewegung.
Vizepräsident der Europa-Union.

1949-1972

Mitglied des Deutschen Bundestags.

1949-1966

Vizepräsident des Deutschen Bundestags.

1950-1966

Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates in Straßburg.

1953-1966

Professor für Politische Wissenschaften an der Universität Frankfurt/Main.

1955

Auszeichnung mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

1955-1959

Auf Reisen nach Osteuropa - 1955 mit Konrad Adenauer nach Moskau, 1958 nach Warschau und Krakau und 1959 wiederum nach Moskau - setzt sich Schmid für die Aussöhnung mit dem Osten ein und bereitet insofern die Verträge von Warschau und Moskau (1970) mit vor.

1958-1970

Mitglied des SPD-Präsidiums.
Maßgebliche Beteiligung an der Ausarbeitung des Godesberger Programms (1959) der SPD.

1959

Bei der Bundespräsidentenwahl unterliegt Schmid dem CDU-Kandidaten Heinrich Lübke mit 486 zu 517 Stimmen.

1963-1966

Präsident der Versammlung der Westeuropäischen Union in Paris.

1966-1969

Im Kabinett Kiesinger der Großen Koalition übernimmt Schmid das Amt des Bundesministers für Angelegenheiten des Bundesrates und der Länder.

1969-1972

Vizepräsident des Deutschen Bundestags.

1969-1973

Mitglied der Beratenden Versammlung des Europarates in Straßburg.

1969-1979

Schmid wird gemäß des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages von 1963 Koordinator der deutsch-französischen Beziehungen. In der Aussöhnung mit dem französischen Nachbarn sieht Schmid eine entscheidende Voraussetzung für die europäische Integration. Sie zählt zu den wichtigsten Antriebsfedern seines politischen Handelns.

1970-1974

Vorstandsmitglied des Deutschen Rats der Europäischen Bewegung.

 

 

1972

September: Schmid verzichtet auf eine erneute Kandidatur zum Deutschen Bundestag.

1979

Veröffentlichung der Memoiren, mit deren Abfassung Schmid die letzten Lebensjahre verbringt.
11. Dezember: Carlo Schmid stirbt in Bonn.

 

Meinungsumfrage: Kandidaten für die Nachfolge von Theodor Heuss als Bundespräsident, 1959

Fragestellung:
"In diesem Jahr muß ein neuer Bundespräsident gewählt werden. Da nach dem Grundgesetz Professor Heuss nicht wiedergewählt werden kann, wird zur Zeit überlegt, wer sein Nachfolger werden soll. Wer sollte Ihrer Meinung nach Bundespräsident werden?"

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage, abgedruckt in: Jahrbuch der Öffentlichen Meinung 1965-1967, S. 245.

 

Quelle: Adelaide Institute 2002

Anmerkung: Nicht oft genug kann den Nachgeborenen die Lektüre der Schriften von Sebastian Haffner (z.B. „Anmerkungen zu Hitler“, Lion Feuchtwanger (z.B. „Erfolg“) und Carlo Schmid (z.B. „Carlo Schmid Erinnerungen“) ans Herz gelegt werden. August Bebel, Kurt Schumacher und Carlo Schmid zähle ich zu den herausragenden Sozialdemokraten überhaupt. Im Klappentext zu Schmids „Erinnerungen“ heißt es in einer zitierten Pressestimme zutreffend „... das Buch eines Kosmopoliten und zugleich eines deutschen Patrioten im besten Sinne“.