Bücherverbrennungen (2)

Zum Jahrestag der Bücherverbrennung am 10 Mai 1933 in Deutschland hatte der Verband deutscher Schriftsteller (VDS) im Jahre 1997 die "modernen Inquisitionsmethoden" zur Unterdrückung von Schriftstellern angeprangert. Noch heute würden viele kritische Autoren verfolgt, verdammt, vernichtet, hieß es in einer Erklärung des in der IG Medien organisierten Verbands. In vielen Ländern herrsche weiterhin eine "Barbarei der Gleichschaltung von Kultur- und Geistesleben".

Dazu ein geschichtlicher Überblick:

  1. Konstantin (306 - 337) römischer Kaiser in Byzanz, befielt 326 n.Chr. Bücher der Häretiker (Christen anderer Meinung) und heidnische Bücher vernichten.
  2. Ludwig der Fromme (814 - 840) - Sohn Karls des Großen (des "Sachsenschlächters") - läßt alle Götter- und Heldenlieder, die sein Vater hatte sammeln oder beschlagnahmen lassen, durch Feuer vernichten.
  3. Papst Leo X. - aus der Familie der Medici - befiehlt am 24. Juni 1520, Luthers Schriften zu verbrennen, was zu Köln, Mainz und Löwen geschieht.
  4. Martin Luther verbrennt die gegen ihn gerichtete Bannandrohungsbulle des Papstes und andere Schriften am 10. Dezember 1520.
  5. Studenten unter den Farben Schwarz-Rot-Gold verbrennen auf dem Wartburgfest am 18. Oktober 1817 unter anderem auch Bücher sowie französische Gesetze und das preußische Polizeigesetz.
  6. Am 10. Mai 1933 wird in deutschen Universitätsstädten "undeutsches" Schriftmaterial verbrannt; darunter Bücher hervorragender - aber verfemter - Autoren wie Lion Feuchtwanger, Siegmund Freud, Erich Kästner, Egon Erwin Kisch, Heinrich Mann, Erich Maria Remarque, Kurt Tucholsky und Arnold Zweig.
  7. Die Siegermächte lassen ab 13. Mai 1946 durch Kontrollratsbefehl Nr. 4 nicht nur nationalsozialistische Schriften vernichten.

Anmerkung: Der unter Ziffer 7. genannten Zensur der alliierten Zensur der Siegermächte des Zweiten Weltkriegs sind - sage und schreibe - 34.645 Titel (gelistet und entsorgt) zum Opfer gefallen. Darunter auch die Spitzen deutscher Kultur wie Walther von der Vogelweide, Martin Luther und Gottfried Benn! Einzelheiten findet der interessierte Leser in dem Aufsatz "Ausgesondert, verboten, verbrannt" von Hans-Joachim von Leesen im "Deutschland-Journal" 2003, S. 6 - 9.