Alfred de Zayas – ein hoher Beamter der UNO setzt sich ein
für die deutschen Vertriebenen – Opfer in Krieg und Frieden
Der neue Balkankrieg ist ein
grausamer Rückfall in die Zeit der Massenvertreibungen und Konzentrationslager des Zweiten Weltkrieges. Die
Kriegsverbrechen auf dem Boden des
auseinanderfallenden Jugoslawien und die Umwandlung der Sowjetunion in die GUS-Staaten
erinnern an das ostdeutsche Vertreibungsgeschehen 1944 - 1948 und eröffnen neue
Perspektiven. Das jüngste Buch des Menschen- und Völkerrechtlers Alfred de
Zayas, Ende 1993 in London und New York erschienen, kommt zum richtigen
Zeitpunkt
Seit über 20 Jahren beschäftigt sich de Zayas mit dem
Phänomen der Vertreibungen als Mittel der Politik, zur Zeit unauffällig als „ethnische Säuberungen“ verpackt. Die Fülle des Materials
und die möglichen Entwicklungen fordern geradezu die Thematisierung.
Nach seinen wissenschaftlichen Monographien und Beiträgen in Fachzeitschriften
legt der Gelehrte nun ein populärwissenschaftliches Werk über die Vertreibung
vor. Er würdigt besonders die kulturellen Leistungen
der Ostdeutschen und führt als Zeugen ihrer durch nichts zu
erschütternden Liebe zur Heimat die Stimmen ihrer Dichter an. Dies ist zugleich sein drittes Buch für den anglo-amerikanischen
Büchermarkt. Sein Titel: The German Expellees. Victims in War and Peace. (Die deutschen Vertriebenen. Opfer
in Krieg und Frieden.) Anlaß war die
Weltkonferenz für Menschenrechte in
Wien vom 14. bis 25. Juni 1993, an der de Zayas als Vertreter des Zentrums für Menschenrechte der UNO Genf
teilnahm. In einem im Juli 1978 dem Verfasser dieses Beitrags gewährten
Interview beklagte de Zayas das riesige
Informationsdefizit in der anglo-amerikanischen Öffentlichkeit.
„Man
müßte die Deutschen mehr mit ihrer Kultur identifizieren und nicht mit Krieg
und KZ's. Wenn man an Deutschland denkt, dann sollte man an Beethoven, Mann und
Hesse denken. Statt dessen sehen viele Amerikaner die Deutschen noch immer als
heimliche 'Hitler', bis man endlich merkt, daß das nicht mehr stimmt.“ Leider
werden Vorurteile gegen Deutschland von Generation zu Generation übertragen.
Zeitablauf allein baut sie nicht ab. Soweit Schulbücher dazu beitragen, schlug
de Zayas schon 1978 die Bildung einer deutschamerikanischen
Schulbuch-Kommission vor, die 1979 etabliert wurde.
Wenn de Zayas sein erstes Buch dem Verleger und
Menschenfreund Victor Gollancz, London, widmete, so deswegen,
weil ihn dessen Veröffentlichung „Unser bedrohtes Erbe“ (Atlantis Verlag Zürich
1947) so erregte und aufrüttelte, daß er das Schicksal der ostdeutschen
Vertriebenen als weltweit größte am Schreibtisch politisch-erzwungene Völkerwanderung
der neuesten Geschichte samt ihren grausamen Folgen zum Gegenstand seiner Forschung
machte. In Fortsetzung dieser Problematik sieht de Zayas im Abbau
des Informationsdefizits auf dem Wege über Deutschamerikaner,
Deutschkanadier, mit deutschen Frauen verheiratete Engländer, deren Verwandte
und Bekannte, den einzigen Weg, um auch für die deutsche Lage von heute
Verständnis zu finden. Nur über Verständnis ist Verstehen und Verständigung
möglich. Diesem Ziel dient auch die von de Zayas veranlaßte Ausstellung ... in Chicago, USA, wo er eine Gastprofessur absolviert.
Bewundernswert auch die Ausdauer, mit der
dieser hohe Beamte der UNO die Vertreibung
von 18 Millionen Ostdeutschen als abschreckendes Beispiel für Kriegsverbrechen
vor dem Vergessen bewahrt.
Bücher von de Zayas
Die Angloamerikaner und die Vertreibung der Deutschen. C.H. Beck 1977, 6. Aufl. 1981. Der gleiche Titel bei Ullstein 7. Aufl. 1988. Nemesis at Potsdam, University of Nebraska Press, 4. Aufl. 1990. Anmerkungen zur
Vertreibung der Deutschen, Kohlhammer, 3. Aufl.
1993, The German Expellees, St.Martins Press New York und MacMillan, London
1993.
Die Wehrmachtsuntersuchungsstelle, Universitas
Langen-Müller 4. Aufl. 1984, Ullstein 5. Aufl. 1984
The Wehrmacht War Crimes Bureau. 1989,
University of Nebraska Press, 2. Aufl. 1990
Quelle: Dr. Josef Suchy in
DOD Nr. 3 vom 21. Januar 1994
Anmerkung: Die Vertreibung
von Deutschen aus ihren angestammten Siedlungsgebieten im Osten begann bereits
1918. Eine entsprechende Beschlussfassung kann bis zum Panslawistischen
Kongress des Jahres 1848 in Prag zurückverfolgt werden. Ähnliche
Planungsentscheidungen der Freimaurerei wurden innerhalb der Londoner
Mutterloge unter hochkarätiger Beteiligung im Jahre 1887 getroffen, worüber
Erkenntnisse des russischen Geheimdienstes vorliegen.