Georg Wiesholler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

60 Jahre NATO

 

 

 

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60 Jahre NATO

 

    Die Kanzlerin Angela Merkel gab am  26. März 2009 anläßlich des 60. Jubiläums des transatlantischen Bündnisses eine Regierungserklärung ab. Sie würdigte die NATO als die Macht, „welche Stacheldraht und Mauer zwischen den beiden deutschen Staaten beseitigt habe. Deutschland habe daher der NATO  und der Solidarität der Verbündeten sehr viel zu verdanken.“

 

    Die ehmalige FDJ-Agitatorin Angela Merkel müßte eigentlich wissen, daß es gerade diejenigen, die uns angeblich befreit haben, durch ihre Politik den Bau der Mauer und die Errichtung der Stachelzäune verursacht haben.

 

    Lord Hastings Lionel Ismay, der erste Generalsekretär der NATO,  bestätigte dies: „Die NATO wurde gegründet:‘to keep the USA in, the Russians out and the Germans down.’  (Es gilt, die Russen aus Europa raus-, die Amerikaner drin- und die Deutschen klein zu halten).“ [1] Und dies gilt auch heute noch.

 

    Übrigens: Dieser fromme Lord duldete das Zögern Chamberlains mit der Kriegserklärung  gar nicht. Er betete in der Nacht vom 2. zum 3. Sept.  1939:  „O Gott, bitte, laß uns morgen in den Krieg gehen!“ [2]

 

    US-General William Odom, unter Präsident Reagan war er Direktor des Amtes für Nationale Sicherheit, bestätigte Lord Lionel Ismays Feststellung.  In John McLauglin's Fernsehsendung „One on one“ am 24. April 1999 plauderte er aus der Schule:  Die NATO wurde nicht, wie die meisten Menschen glauben, als Verteidigungsbündnis gegen die militärische Bedrohung durch die Sowjetunion geschaffen. Nein, die NATO wurde als Instrument gegen Deutschland ins Leben gerufen. Die Briten wollten die NATO, um die Amerikaner in Europa zu halten. Und die Erweiterung der NATO dient demselben Zweck - Deutschland unter Kontrolle zu halten.

 

    Auch der nach der Wende ernannte US-Hochkommissar in Bonn, John Kornblum, bestätigte die oben zitierte Annahme:„Dieses Bündnis sei keine zeitweilige Struktur zur Ankurbelung der Erholung Europas (gewesen), es sei auch nie ausschließlich zur Eindämmung der Sowjetunion konzipiert worden." [3]

 

       Daß Rußland keine Gefahr für den Westen mehr war, da es die Weltrevolution aufgegeben hatte, bestätigte der Altmeister unter den amerikanischen  Rußlandkennern, Georges F. Kennan,  ehemaliger US-Botschafter in Moskau,: „Es ist eine Wahnvorstellung zu glauben, der Kreml plane eine Überraschungsoffensive von der Elbe zum Ärmelkanal. In Tat und Wahrheit ist die Sowjetunion von heute eine in erster Linie von inneren Problemen absorbierte, gegen außen im Grunde defensive Macht, verwaltet von ergrauten, bürokratischen Bewahrern des ‚status quo’, geführt von einem konservativen Mann des Friedens (Friedhofsfriedens). Der Kreml benutzt zwar jede Schwäche des Gegenspielers, ist aber nicht annähernd so abenteuerlich, das ganze Sowjetwerk in einem großen Krieg aufs Spiel setzen zu wollen. [4]

 

    Es gab starke politische Kräfte in den Vereinigten Staaten (und auch in England), welche die Absicht hatten, nach der Niederlage Deutschlands die Macht der Sowjets  zu stürzen. Zu denen gehörte u. a. Winston Churchill, James F. Byrnes, Außenminister unter Präsident Harry Truman, und John Foster Dulles, Außenminister unter Präsident Dwight D. Eisenhower. 

 

    Churchill wollte den Krieg gleich nach dem Endes des Zweiten Weltkrieges beginnen, aber das Volk war psychologisch dazu noch nicht vorbereitet. Zu der psychologischen Vorbereitung der Neuorientierung der amerikanischen Außenpolitik trug James Byrnes bei, dessen Ziel es zuerst war, die westlichen Besatzungszonen in ein europäisch-amerikanisches Verteidigungssystem einzubauen.

 

    John F. Dulles war ein Verfechter der Politik des  Zurückdrängens des Kommunismus („roll back“) und die Abschreckung sowjetischer Aggressionen durch massive Vergeltung. In der Deutschlandfrage setzt Dulles vor allem auf eine Verbindung der Frage der Wiedervereinigung mit den Sicherheitsproblemen Europas und der Forderung nach freien Wahlen in ganz Deutschland. Dafür waren auch die Sowjets, aber sie forderten, daß das freie Deutschland neutral bleiben  und sich keinem  Militärabkommen anschließen soll. 

 

    Dem aufmerksamen Beobachter der politischen Szene dürfte es wohl nicht entgangen sein, daß es im Westen schon vor dem Krieg Kräfte gab, welche wünschten, daß die Deutschen und Russen sich in einem Krieg zerfleischten. Dazu gehörte Winston Churchill. Es ging ihm nicht um die Beseitigung von Diktatoren, sondern um die Vernichtung starker kontinentaler Mächte. Seine Affinität zu Diktatoren – wider die Demokratie – bezeugte er in einer löblichen Rede auf den  italienischen Faschismus:  „Wenn ich ein Italiener wäre, darüber bin ich sicher, hätte ich mit ganzem Herzen vom Start bis zum Ziel an ihren triumphalen Kampf gegen die bestialische, bolschewistische Bestie teilgenommen.“ [5]

 

    Am 22. Mai 1945, fünf Tage nach der von Großadmiral Karl Dönitz unterzeichneten bedingungslosen Kapitulation, händigte Premier W. Churchill, der nun meinte, das falsche Schwein geschlachtet zu haben, [6]  einen Bericht aus, nach welchem am 1. Juli 1945 der Krieg mit den Sowjets beginnen sollte: „Das übergeordnete, politische Ziel besteht darin, Rußland den Willen der USA und des Britischen Weltreichs aufzuzwingen. …  Ein rascher Erfolg könnte die Russen dazu bewegen, sich unseren Willen wenigstens vorderhand zu beugen, doch sicher ist dies keinesfalls. Der Entscheid liegt bei den Russen selbst. Wenn sie den totalen Krieg wollen, können sie ihn auch bekommen (so wie die Deutschen ihn bekommen haben!).“ [7]

    Die kürzlich veröffentlichten Dokumente des Public Record Office erlauben es uns jetzt, Einblick in die Pläne der Anglo-Amerikaner nach dem Kriege zu werfen, schrieb die britische Historikerin Vivian Bird:

Um der befürchteten Gefahr eines sowjetische Vorstoßes nach Westen zu begegnen, entwarfen Churchills Berater auf sein dringendes Gesuch hin eilends einen Schlachtplan, der den Einsatz von bis zu 100 000 wiederbewaffneten  deutschen Soldaten vorsah; diese sollten eine halbe Million britischer und amerikanischer Wehrmänner bei einem von Norddeutschland aus lancierten Angriff unterstützen." [8] 

 

    Die Sowjets zu besiegen, zusammen mit den Deutschen (Hunnen) waren ja immer schon Churchills Ziel und das seiner Freunde. Siehe dazu auch Martin Allens Buch „Churchills Friedensfalle“! Schon am 11. April 1919 schrieb  Churchill: „Von allen Tyranneien in der Geschichte ist die bolschewistische die ärgste, die zerstörendste, die degradierendste. Als ihn dann die Gattin des Premierministers Asquith fragte: ‚Was (sollen) wir tun mit den Bolschewiken?’, antwortete er: ‚Tötet die Bolschewiken, küßt die Hunnen!’ Und Lloyd George schlug  früher schon vor: ‚Füttern sie Deutschland, (dann) bekämpfen sie die Bolschewiken!’“ [9] 

    Und am 26. Januar 1949, wo er nun wußte, daß in diesem Krieg auch das britische Empire zugrunde gegangen ist, sagte Churchill im Unterhaus: „Der Krieg hätte vermieden werden können, wenn der Bolschewismus bei seiner Geburt erwürgt (strangling of Bolshevism) worden wäre und daß dies für die Menschheit (an untold blessing to the human race) eine unerhörte Wohltat gewesen wäre.

Mr. Cocks (Broxtowe): Wenn dies geschehen wäre, hätten wir den letzten Krieg verloren.

Mr. Churchill: Nein, dann wäre es zu diesem Krieg gar nicht gekommen.[10]

 

    Einige, wie Ambassadeur William Bullitt, US-Botschafter in Paris, einer der Hauptkriegstreiber, sagten dies gerade heraus, daß die Deutschen im Kampf mit dem Bolschewismus sich zerfleischen sollten, was sie dann auch gemacht haben. Bullitt erklärte am 21. Nov. 1938 dem polnischen Botschafter in Washington, Jerzy Potocki: „Es würde der Wunsch der demokratischen Staaten sein, daß es dort im Osten zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Deutschen Reich und Rußland komme. Da das Kräfte-Potential der Sowjetunion bisher nicht bekannt sei, könne es sein, daß sich Deutschland zu weit von seiner Basis entferne und zu einem langen und schwächenden Krieg verurteilt werde. Dann erst würden die demokratischen Staaten, wie Bullit meint, Deutschland attackieren und es zu einer Kapitulation zwingen.“ [11]

    Hanson Baldwin, Militärexperte der New York Times, hegte auch diesen frommen Wunsch: „Es besteht nicht der geringste Zweifel daran, daß es im Interesse Großbritanniens, der USA und der ganzen  Welt gelegen hätte, zuzulassen, daß die beiden größten Diktaturen der Welt einander bis aufs Messer bekämpften, ja sie sogar dazu anzustacheln.“ [12]

    Dem schloß sich der fromme Baptist, Senator Truman, der spätere Präsident der Vereinigten Staaten, an. Er sagte: „Sollte Deutschland sich siegreich erweisen, so haben wir Rußland zu helfen oder umgekehrt. Die Beiden müssen sich nach Möglichkeit umbringen.“ [13]

    Die Anglo-Amerikaner verfeindeten sich nun wunschgemäß mit Josef Stalin, ihren alten  Kriegskameraden. Am 5. März 1946 hielt Churchill vor den Studenten des Westminster College in Fulton (Missouri), sicherlich mit Zustimmung Trumans, seine berühmte Rede, wo er mit Stalin abrechnete und somit den Kalten Krieg einleitete. Das Halali auf die Sowjets  blies US-Außenminister Byrnes in seiner Stuttgarter Rede am 6. September 1946. Er sagte u. a., daß „der Umfang des an Polen abzutretenden Gebietes jedoch erst entschieden werden kann, wenn das endgültige Abkommen darüber getroffen ist“ (obwohl sie, wie auch die Vertreibung, gemeinsam mit den Sowjets in Potsdam beschlossen haben) und somit den Deutschen, vor allem den Flüchtlingen, die Hoffnung gab, wieder in ihre Heimat zurückkehren zu können, falls sie sich der amerikanischen „roll-back-policy“ anschließen. Am 26. September 1946 folgte dann Churchills Rede an der Universität in Zürich, in welcher er die Bildung eines Vereinigten Europas (als Prellbock und Festlandsdegen) beschwor – England ausgenommen.

 

    Willige Vollstrecker für ihre Politik fanden die Westalliierten in deutschen Politikern. Konrad Adenauer, der stolz war, nie Soldat gewesen zu sein,  ließ  inoffiziell  den USA den Wunsch nach einer Wiederaufrüstung bereits 1948/49 wissen. Er meinte schon am 6. Februar 1947: „Der Krieg zwischen Rußland und USA kommt auf jeden Fall, und dann müssen wir auf der richtigen Seite dabei sein. [14]

 

    Daher gab er der Wiederbewaffnung Deutschlands den Vortritt vor der Vereinigung. In San Franzisko sagte er am 12. April 1953: „Die deutsche Bundesregierung wird die europäische Verteidigungsgemeinschaft auch dann nicht aufgeben, wenn die Sowjets Wahlen in der Sowjetzone und eine Wiedervereinigung Deutschlands anbieten sollten.“

 

    In einem Gespräch mit dem französischen Botschafter Francois Poncet bestätigte er,  der deutsche (?) Kanzler, diese eben zitierte Sicht: „Vergessen sie bitte nicht, daß ich der einzige deutsche Kanzler bin, der die Einheit Europas der Einheit seines eigenen Vaterlandes vorzieht!“ [15]  Mit Recht nannte ihn Wilhelm von Sternburg in seiner Biographie  Adenauer. Eine deutsche Legende“ den Teilungskanzler.

 

    Jakob Kaiser, der immer für Gespräche mit der „Zone“ und für die Vereinigung der BDR und DDR war, erzählte August Haußleiter (damals Stellvertretender CSU-Vorsitzender), der es mir erzählte, daß Adenauer ihn erpreßte. Eines Tages war er bei Adenauer, er zog eine Schublade heraus, in der eine Notiz lag, und sagte zu ihm: „Herr Kaiser, wenn Sie sich immer meiner Politik widersetzen, dann können Sie mit Ihrer Freundin keinen Wein mehr trinken.

 

    Auch der ehemalige Chefredakteur der Frankfurter Allgemeinen, Paul Sethe, wurde erpreßt, weil er der Politik Adenauers widersprach. Er schrieb am 7. April 1956 an Fritz Erler, stellvertretender Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestages: „Im einzelnen ist noch folgendes zu sagen: Der Druck des Kanzlers ist jahrelang mit geringen Unterbrechungen ausgeübt worden. Ich erinnere an seine Anregung an die Industriellen, der Frankfurter Allgemeinen meinetwegen keine Inserate mehr zu geben; an meine Vorladung im Juni 1955 zum Bankier Pferdmenges (meine Freunde und ich sind sehr unzufrieden mit Ihnen); an den Brief eines Freundes des Kanzlers vom August 1955 mit dem Bemerken, man müsse die Inserenten der Zeitung mobilisieren, wenn meine Schreiberei so weiterginge.

 

    Und der Kreuzritter Franz-Josef Strauß, der einmal sagte, die Hand soll demjenigen verdorren, der wieder ein Gewehr tragen will,  wetterte 1962: „Dafür sind wir Soldaten, daß die Macht aus atheistischen Händen in christliche übergeht. [16]

          

    Im „Lexikon zur Geschichte und Politik im 20. Jahrhundert“, Köln 1971, heißt es so schön unter: „NATO-Eingliederung“: „Eine der wichtigsten Neuerungen der Wehrkonzeption der Bundesrepublik liegt im freiwilligen Verzicht auf die militärische Souveränität traditioneller Prägung und damit auf einen nationalen Generalstab. Als einziger Bündnispartner hat die BRD ihre gesamten mobilen Divisionen, Luftstreitkräfte und Marineeinheiten dem NATO-Kommando unterstellt.“

 

    Dafür kämpfen heute deutsche Soldaten am Hindukusch, „denn am Hindukusch“, sagte  der pisa-geschädigte Kriegsminister Struck (pisa-geschädigt, weil er den „Hindukusch“ mit dem „Bayrischen Wald“ verwechselte)  wird Deutschland verteidigt.“

 

    Der schwedische Kirchenhistoriker Professor Göran Svensson hob die Bedeutung der Primärquellen für die Geschichtsschreibung hervor:

Die Quellenkritik gibt uns das kontrollierbare Bild des Verlaufes eines Ereignisses. Die Gebundenheit an das historische Material bedeutet nichts anderes, als daß man sich den Normen unterwirft, wie sie uns Leopold von Ranke in seiner Schrift von 1824 ‚Zur Kritik neuerer Geschichtsschreibung’ aufzeigte. Rankes Technik hat ein Instrument geschaffen, welches die Geschichtsforschung nicht übersehen kann und darf: Denn eine Geschichte ohne Überprüfung der Quellen baut auf losem Sand. Die Geschichtsforschung und der Geschichtsunterricht beeinflussen die Geschichtsbetrachtung. Diese wiederum beeinflußt die politische Handlung.“

 

    Damit wir Deutschen politisch richtig handeln, werden  die Primärquellen und so mit unsere Geschichte verfälscht. Über diese „Political Warfare Executive“ Churchills schrieb der Vatikan-Historiker Pater Robert A. Graham, S. J.: „Die Falschmeldungen und Greuelgeschichten (atrocity stories), die im Ersten Weltkrieg von britischen Propagandisten fabriziert wurden, zeigen eine Parallele zu denen des Zweiten Weltkrieges. Nur mit dem Unterschied, daß die Engländer nach Kriegsende 1919 ihre Greuelgeschichten als solche geoffenbart haben, während ihre Propagandalügen aus dem Zweiten Weltkrieg auch heute noch als bare Münze ausgegeben werden und zum großen Teil Eingang in die Geschichtsdarstellungen gefunden haben: ‚Noch heute findet man die Auswirkungen der ‚Political Warfare Executive’ in den wichtigsten historischen Quellen wie diplomatischen Botschaften, Berichten des Geheimdienstes und angesehenen Zeitungen. So sind Historiker, welche die propagandistischen Machenschaften des zweiten Weltkrieges nicht kennen (nicht kennen wollen), ständig in der Gefahr, solchen Falschmeldungen zum Opfer zu fallen’.“ [17] 

 

    Aber Adenauer fügte in seiner Rede im Bundestag am 6. April 1960 noch hinzu, um den Abgeordneten den Beitritt zur NATO einladender zu machen: „Wenn wir eines Tages zu einer Verständigung auch mit 'Soffjetrußland' (Originalton Adenauer) kommen, und ich hoffe, daß wir dies mit Geduld erreichen, werden Warschauer - Pakt und NATO der Vergangenheit angehören. Das müssen Sie sich doch einmal klarmachen, das ist doch keine Institution für die  Ewigkeit.“

 

    Dieser Eintritt in die NATO geschah dann gegen zahlreiche Proteste im Volk. Es war entsetzt. Drei Viertel der Bevölkerung wollten keine Wehrmacht mehr. Hundertausende Veteranen gingen auf die Straße und riefen: „Ohne uns“! Innenminister Heinemann, Gründer der Notgemeinschaft für den Frieden, trat aus Protest von seinem Amt als Justizminister zurück. Seine Anhänger wurden von Strauß als apokalyptische Reiter Moskaus verleumdet. Adenauer verbot die geforderte Volksbefragung. Als sie durch Demonstrationen dennoch gefordert wurde, kam es zu 8781 Polizeieinsätzen und 7331 Festnahmen.

     Der Vergangenheit gehört nun der Warschauer-Pakt an, aber nicht die NATO, obwohl sich auch für diese die Geschäftsbedingungen geändert haben.  Kanzler Adenauers Visionen haben sich erfüllt, aber statt die NATO aufzulösen, wird sie nun vergrößert und nach dem Osten erweitert.

 

    Es ist für jeden klar ersichtlich: es lag nicht an Sowjetrußland, daß die NATO gegründet wurde. Es ist nicht so, wie von den deutschen Atlantikern immer behauptet wurde, falls wir nicht der NATO beitreten, werden die Soffjets ihre „Rosse am Ärmelkanal tränken“. Heute tränken die Amerikaner ihre Rosse, um bei diesem Bild zu bleiben, an der Düna, am Bug und am Schwarzen Meer.

 

    Der US-Präsident Bush weigerte sich nach dem Zusammenbruch des sowjetischen  Systems auf die Forderung Schewardnadses einzugehen, Deutschland aus der NATO zu entlassen. Gorbatschow stimmte, merkwürdigerweise, dem Verbleiben schließlich zu, aber unter der Voraussetzung, daß die NATO nicht erweitert wird. Es hätte eigentlich ein russisches Interesse sein müssen, eine raumfremde Großmacht wie die USA, die Europa und seine Völker nur ihren Interessen unterordnet, von Machteinfluß in Europa fernzuhalten.

 

    Jetzt wurde für jeden politisch  Blinden ersichtlich: die BRD ist ein US-Protektorat. Den US-Regierungen gelang es, die BRD, getarnt als Bündnispartner, in den Dienst der US-Weltherrschaftspolitik einzubinden. Siehe dazu die Sitzungsprotokolle der US-Record Groupes und Advisery Commitees!

 

    Während die Sowjets ihre Stützpunkte geräumt haben, bauen die Amerikaner die ihrigen aus. „Heute befinden sich noch ‚69 200 amerikanische Soldaten auf 23 Stützpunkten’ in der BRD. So bereiten sie sich jetzt (2002) in Grafenwöhr für den Krieg in Irak vor. [18]

 

    Der Freistaat Bayern trägt nun mit 150 Millionen Euro dazu bei, daß der US-Stützpunkt in Grafenwöhr weiter ausgebaut wird. [19]  Am Rande des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr wurden in zwei Jahren 832 Häuser für US-Soldaten gebaut.“ [20]

 

    Der 1996 verstorbene Bischof Gottfried Forck beklagte sich bitterlich bei einer Demonstration auf der Ruppiner Heide über die Fortsetzung der westlichen Blockpolitik, weil er merkte, daß diese wieder zu einem Krieg führen kann (und auch führte, Serbien und Irak), was die Herren an der Wallstreet sicherlich beabsichtigen. Weder dem amerikanischen noch den europäischen Völkern ist damit gedient, meinte Bischof Forck: „Die Europäer waren sich darüber auch ziemlich im Klaren, aber sie haben noch nie im Ernst versucht, den heuchlerischen Wunsch auf die Probe zu stellen.  Und wenn jetzt da und dort versucht wird, aus der amerikanischen Kriegspraxis des letzten Jahrzehnts die Konsequenz zu überdenken und eine spezifisch europäische Kriegskompetenz anzuzielen, um nicht den häufig innenpolitisch gerichteten Launen Amerikas sklavisch folgen zu müssen wie bisher, so wird dagegen sogleich die NATO-Logik aufgefahren. Die NATO jedoch, die man einst als imperiales Instrument der Friedenssicherung betrachten konnte, ist in der neuen Weltlage eine rein nationale Waffe für die ziemlich erratische Außenpolitik Amerikas geworden. Sie ist in amerikanischen Händen als Instrument über alle vernünftigen Dimensionen gewachsen, sodaß sie als politische Mittel nicht mehr zweckgemäß gebraucht wird; sie behindert den politischen Willen der Europäer - und richtet damit mehr Unheil an, als sie momentan zu nützen vermag." [21]

         

    Eine der bedeutendsten Einwände zur NATO-Erweiterung auf dem Madrider Gipfel kam aus der Rubrik ‚Letters to the Editor’ in der internationalen ‚Herald Tribune' am 29. Juli 1997 von Yehudi Menuhin, dem berühmten, jüdischen Geiger. Er gibt in maßvollen und mit Weisheit und Hausverstand gesetzten Worten eine ausführliche Betrachtung über die NATO-Erweiterung. Er analysiert klar die politische Situation, indem er die desolate amerikanische Politik in dieser Angelegenheit offen legt.

    Er beanstandet zuerst die Tatsache, daß die Entscheidung des Madrider Gipfels in einer Art getroffen wurde, die man mit verschiedenen Worten bezeichnen kann, aber kaum mit dem Wort ‚demokratisch’ (oder wie es Menuhin präzisiert, ‚ohne ernsthafte oder öffentliche Debatte’).

    Menuhin beanstandet vor allem die Form und Ausrichtung der getroffenen Entscheidung über die NATO-Erweiterung durch den Einfluß der amerikanischen Politik und speziell ihre einseitige Form und ihre militärische Ausrichtung:

Warum hat der Madridgipfel die NATO-Erweiterung in einer Art beschlossen, die mehr versteckt als enthüllt? ... Denken wir überhaupt  einen Augenblick über die verdächtigen Vorteile der USA nach, wenn sie die Europäer zu einer vergrößerten Allianz verpflichten:

- größerer Markt für die Rüstung

- größerer Markt für die Handelsprodukte

- finanzielle, wirtschaftliche und kulturelle Dienstbarkeit

  Europas,

- Verarmung der europäischen Länder, indem man sie zu sehr

   verschuldet, als daß sie die europäische Union schaffen können. …

 

    Es wird sicherlich nicht gelingen, eine bessere Welt zu schaffen, wenn wir unsere Schätze plündern für enorme Rüstung, Armeen und riesige Gefängnisse für unsere Bevölkerung. Ist das wirklich die Vision von Europa, für die wir mit unserem ganzen Herzen, unserer Seele und unserer Intelligenz arbeiten?

Ich glaube nicht!

Ich bestehe darauf, daß sich Europa der Verpflichtungen bewußt wird, die es im Hinblick auf seine unterschiedlichen Kulturen, seine Unabhängigkeit, seine Autonomie und seine Macht - und des Friedens - hat.“ [22]    

 

    Wenn wir in der BRD nicht wieder in einen kalten Krieg hineingezogen werden wollen; wenn wir nicht wieder von neuem an der Aufrüstungsspirale drehen wollen; wenn wir nicht wollen, daß neue Blöcke entstehen und wenn wir nicht wollen, daß neue Gräben zwischen Ost und West ausgehoben  und daß wir in einen heißen Krieg hineingezogen werden, dann gibt es nur eins:  Raus aus der NATO!

 

Der Verfasser, geb. am 13.7.1919 als Sohn der Bauereheleute Georg und Maria Wiesholler aus Chieming am Chiemsee (Hausname „Denglhamer"), nach dem Volksschulbesuch Arbeit auf dem elterlichen Hof, dann freiwillig; zum Arbeitsdienst und zur Kriegsmarine. Für Tapferkeit mit dem EK II ausgezeichnet. Bald in Opposition zum Nationalsozialismus, Flucht nach Schweden, Arbeit bei einem Bauern in Hagbyhamn (Harald Andersson) und Besuch der Landwirtschaftsschule in Hammenhög (Schonen).

Anschließend Gymnasium und nach dem Examen zum Abitur Versuch zur Rückkehr nach Deutschland. Nach Nichtanerkennung des schwedischen Abiturs (Maunz) Studium in Schweden und Staatsexamen für das „Höhere Lehramt" in Deutsch, Geschichte und Politische Wissenschaft. Anstellung als Lehrer im Landschulheim Ising, Entlassung nach 3 Jahren, erneute Emigration mit Frau und 6 Kindern. Später Anstellung als Lehrer am Ubbo-Emmius-Gymnasium in Leer (Ostfriesland) bis zum Ruhestand.

 

Georg Wiesholler ist Verfasser von verschiedenen   Artikeln und  Schriften:

Die verhinderte Demokratie

Die freie Meinungsäußerung

Die Missionare

Der Revisionismus

Die Augenzeugen

Jetzt sind wir alle Amerikaner, weil...

Schweden trauert. Zum Tod der Anna Lindh

Salomon Korn: Die fragile Grundlage. Eine Besprechung dieses Buches

Theresienstadt. Ein Vernichtungslager?

Israel. Eine historisch kritische Betrachtung

Deutsche und Juden. Eine notwendige Bestandsaufnahme

In Arbeit: Die Wahrheit wird euch frei machen. Zeitgemäße Betrachtungen eines Unzeitgemäßen

 

 

 

 

 

 

 

 



[1] Die Welt, 18.5.2001, S. 8.

[2] New York Herald Tribune, 2.9.1959.

[3] Süddeutsche Zeitung, 14.11.1997

[4] G.F.Kennan, The Cloud of Danger, London 1978.

[5] The Times, 21.1.1927; siehe auch Robert Payne, The Great Man, S. 208.

[6] In einem Gespräch mit dem US-Ambassadeur 1945; zit.n. Polacco de Ménasce, La vérité sur le Nazisme et

   Hitler; siehe auch  Nichts als die Wahrheit, Süddeutsche Zeitung, 13.8.2003; FAZ, 13.9.2005.

[7] Public Record Office in Kew, London.

[8] Vivian Bird, Wie Churchill den Dritten Weltkrieg gegen Stalin plante, VffG Nr.1/2000.

[9] Martin Gilbert, Winston S. Churchill, Heinemann London, Bd.IV, S. 277 ff.

[10] Parlamentary Debates (Hansard), Bd.460, Nr.46, Spalte 950

[11] Polnische Dokumente zur Vorgeschichte des Krieges, Auswärtiges Amt 1940, Nr.3, S. 22 f.

[12] Hanson W. Baldwin, Grea Mistakes of the War, S. 10.New York 1949

[13] Hans Grimm, Warum-Woher-Aber wohin?

[14] Welt ohne Krieg, Nr.3-4/1958

[15] Sunday Dispatch, September 1955.

[16] Zit.n. H.Kardel

[17] Dr. A. Schickel, Wie Feindpropaganda zu Geschichtsschreibung wurde, Manuskruipt im Besitz des Verf.

[18] Münchner Merkur, 18.9.2001

[19] Bayrisches Fernsehen vom 11.4.2005

[20] Oklahoma in der Oberpfalz, Süddeutsche Zeitung, 17. September 2008.

[21] Claus Koch, Europa und das Ende des amerikanischen Imperiums, Süddeutsche Zeitung, 12.9.2000.

[22] Dieser Text wurde der östereichischen Burschenschaftzeitschrift „Die Aula“ entnommen