Volksfront der Beschränkten

 

Detlef Winter                                                                       Lübeck, den 16.4.2005

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Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Genossen!

 

Den "Lübecker Nachrichten" vom 14.4.2005 habe ich entnommen, daß Sie sich unter dem Motto "Nazigasthof dichtmachen!" an einer Demonstration gegen die von Herrn Dieter Kern in Heilshoop betriebenen Gaststätte beteiligen wollen. Deshalb erlaube ich mir, Ihnen mein Schreiben vom 9.5.2004 zukommen zu lassen, welches ich seinerzeit in einem ähnlichen Zusammenhang an einen "Hartmann" aus der "Alternative" gerichtet hatte. Daraus können Sie ersehen, daß die auch von den "Lübecker Nachrichten" verbreiteten Vorurteile gegenüber Herrn Kern einer realistischen Grundlage entbehren. Herr Kern ist - im Gegensatz zu einigen Gestalten aus dem Dunstkreis der Alternative - ein gesetzestreuer Bürger und allemal kein Neonazi. Die Auftragsschreiber der "Lübecker Nachrichten" täten nach wie vor besser daran, sich mit den kriminellen Machenschaften ihres ehemaligen langjährigen Geschäftsführers Dr. G. Semmerow zu beschäftigen - dem dann auch noch das unselige Gespann Simonis / Gärtner das Bundesverdienstkreuz (nunmehr: Bundesschandeorden) hat umhängen lassen - als einen ohnehin schon genug gemobbten Zeitgenossen weiterhin zu beschädigen.

 

Wenn sich die Ministerpräsidentin Simonis im Fernsehen dazu hinreißen läßt, die Bevölkerung aufzufordern, solche Leute wie Herrn Kern gesellschaftlich zu meiden und quasi als Paria zu behandeln, kann ich Schleswig-Holstein nur dazu beglückwünschen, nicht mehr länger von so einem bösen machtversessenen Weib regiert zu werden.

 

Dann halte ich es für sehr problematisch, wenn sich Organisationen, die unter dem Kaiserreich und den Nazis so gelitten haben, mit Personen verbünden, die für Reifenstechereien, Autodemolierungen, Buttersäureanschläge und illegale Boykottaufrufe verantwortlich sind. Wenn heute die DGB-Gewerkschaften gerade eben 25 % der Werktätigen vertreten und wenn die SPD einmal fast eine Million Genossen hatte und jetzt unter die 600.000-Marke gefallen ist, muß man sich doch fragen, ob man in den vergangenen Jahrzehnten nicht zu oft die Interessen der falschen Klientel vertreten hat.

 

Wenn Sie also demnächst wieder einmal in Heilshoop demonstrieren wollen, sollten Sie sich als wahre Vertreter der unterprivilegierten Bürger mit Herrn Kern auf ein Pils und eine vorzügliche Portion Sauerfleisch mit Bratkartoffeln zusammensetzen und über Gemeinsamkeiten und Meinungsverschiedenheiten diskutieren und nicht vorverurteilen und denunzieren. Ich bin mir sicher, daß Sie erstaunlich viele Übereinstimmungen feststellen werden.

 

Kein vernünftiger Mensch bestreitet, daß Adolf Hitler - zusammen mit Stalin, Pol Pot usw. - einer der schlimmsten Verbrecher des 20. Jahrhunderts war. Aber Geschichte ist nun einmal nicht eindimensional und verläuft nicht gradlinig. Bis 1938 war Hitler ein weltweit geachteter Staatsmann - was Sie u.a. bei Sebastian Haffner nachlesen können - und die überwältigende Mehrheit des Deutschen Volkes konnte damals nicht vorhersehen, das in einer revolutionären Bewegung zur Rettung des wankenden Abendlandes eines Tages die kriminellen Elemente die Oberhand gewinnen würden, wie es Gottfried Benn - der bedeutendste deutsche Lyriker des 20. Jahrhunderts - einmal formuliert hat. In diesem Zusammenhang werde ich - wie Peter Scholl-Latour auch - nicht müde, daraufhinzuweisen, daß die Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei ursprünglich eine sozialrevolutionäre Bewegung war, was sich besonders sinnfällig in einigen zwischen SA und KPD gemeinsam organisierten Streikmaßnahmen Anfang der 1930er Jahre in Berlin manifestierte.

 

Im Sinne von Rosa Luxemburg und Heinrich Mann appelliere ich deshalb an Sie, "wehrhafte Demokratie" nicht mit "Gesinnungsdiktatur" zu verwechseln. Prüfen Sie freundlicherweise autonom die gegen Herrn Kern erhobenen Vorwürfe und wenn Sie - wie ich - zu dem Ergebnis kommen, daß er sich auf dem Boden der verfassungsmäßigen Ordnung bewegt, verschonen Sie ihn bitte mit weiteren Drangsalierungen.

 

 

Mit freundlichen Grüßen