Friedliche Deutsche
Aber in seiner Grundhaltung
ist unser deutsches Volk ein durchaus friedliebendes Volk, das sich sogar vor
allen anderen Völkern durch seine Friedensliebe besonders ausgezeichnet hat und
es noch jetzt tut. Jede gegenteilige Behauptung ist historisch nicht beweisbar
und nur Propaganda gegen unser Volk. Dabei muß man die deutsche Friedensliebe
noch besonders hoch schätzen, wenn man die Lage unseres Volkes in Mitteleuropa
berücksichtigt: zweitausend Jahre lang ohne sichere Grenzen (wie etwa
Frankreich, England und Rußland) dem Andrängen aller Mächte von allen Seiten
ausgesetzt, von z. T. sehr eroberungslustigen und stets unruhigen und
ruhmsüchtigen Nachbarn umgeben; durch seinen Fleiß und Reichtum, der manchmal
fast aus dem Nichts geschaffen wurde, eine besonders gern gesehene Beute von
Neidern hat dieses kulturell so hoch stehende Volk der Mitte fast die wenigsten
Kriege in Europa geführt. Kriegerische Nationen: das waren die anderen, nicht
die Deutschen. Wenn diese zum Schwerte griffen, geschah es nach außen hin fast
ausschließlich zur Verteidigung, was vor allem für die Abwehrkämpfe unseres Volkes
in den letzten 200 Jahren zutrifft ‑ wobei die innerdeutschen
kriegerischen Auseinandersetzungen nicht zählen, da sie unsere eigene
Angelegenheit sind. Eine Reihe von Statistiken, die inzwischen vielfach überall
abgedruckt worden sind, sollen dies erhärten. Der amerikanische Gelehrte
Professor Sorokin untersuchte die 12 Jahrhunderte bis 1925 und stellte fest,
daß die folgenden europäischen Nationen folgende Prozentanteile dieser Zeit mit
Kriegführen verbrachten:
Polen 58 %, England 56 %, Frankreich
50 %, Rußland 46 %, Holland 44 %, Italien 36 %, und Preußen‑Deutschland
nur 28 % (wobei hier stets zu berücksichtigen ist, daß die zahlreichen
innerdeutschen Auseinandersetzungen im eigenen Volke mitgerechnet wurden). Ein
anderer amerikanischer Wissenschaftler, Professor Wright, kommt in seinem Werke
"A Study of War" bei der Untersuchung, welche Länder an den 287 Kriegen
in der Zeit von 1800 bis 1940 beteiligt waren, zu ähnlichen Ergebnissen wie
sein Kollege:
England 28 %, Frankreich 26 %,
Spanien 23 %, Rußland 22 %, Österreich‑Ungarn 19 %, die Türkei 15 %, Polen
11 %, Schweden 9 %, Holland 8 %, Preußen‑Deutschland 8 % und Dänemark 7 %.
Damit weisen sich also die Deutschen als eines der friedliebensten Völker
Europas aus. Weitere Zahlen sollen das erhärten. Zwischen 1618 und 1913 gab es
in Europa 69 Kriege, und zwar im 17. Jahrhundert 19, im 18. Jahrhundert 20, im 19.
Jahrhundert 28 und im 20. Jahrhundert (bis 1913) deren 2. Davon entfielen auf:
Frankreich und Österreich‑Ungarn
je 31 Kriege, auf Rußland 28, auf Preußen‑Deutschland 23, auf die Türkei 19,
auf Italien 15, auf Spanien auch 15, auf die Niederlande 14, auf Dänemark 12 und
auf England 11 Kriege.
Diese Zahlen gewinnen aber ein
noch anderes Gesicht und Gewicht, wenn man in der besagten Zeit von 1618 bis 1913
alle Kriege, also auch die außereuropäischen, hinzuzählt (die ja oft auch nur
unter Menschen der weißen Rasse geführt wurden) und die innerhalb dieser 295 Jahre
verbrachten Kriegsjahre errechnet. Dann ergeben sich (wobei manche Kriege ja
nebeneinander her liefen) für: Frankreich 78 Kriege mit 446 Jahren, Polen 15 Kriege
mit 446 Jahren, Österreich‑Ungarn 45 Kriege mit 296 Jahren, Spanien 34 mit
258 Jahren, England 39 mit 197 Jahren, die Niederlande 22 mit 188 Jahren,
Schweden 31 mit 168 Jahren, Deutschland 31 mit 148 Jahren, die Türkei 35 mit 129
Jahren und Rußland 22 Kriege mit 122 Jahren Kriegsdauer. Interessant ist
vielleicht noch jene Zusammenstellung, in der die 1450 Kampfhandlungen zu
Wasser und zu Lande aufgeschlüsselt sind, die in den 69 europäischen Kriegen
von 1618 bis 1913 vorkamen. Davon entfielen:
368 (25,4 %) auf Gebiete
Deutschlands, 205 (14,1 %) auf Gebiete Italiens, 165 (11,4 %) auf solche
Frankreichs, 126 (8,6 %) auf solche Spaniens, 98 (6,8 % auf solche Rußlands, 85
(5,8 %) auf solche Belgiens und 82 (5,7 %) auf Gebiete Österreich-Ungarns.
Deutschland ist demnach vor
allen europäischen Ländern immer wieder Ziel und Opfer von Aggressionen seiner
Nachbarn geworden. Wenn es trotzdem so wenige Kriege geführt hat, so deshalb,
weil dieses Volk den friedlichen Aufbau immer mehr geliebt hat als kriegerische
Auseinandersetzungen.
Quelle: "Bevor Hitler kam" von Dietrich Bronder, 2. Auflage,
Genf 1975, S. 158 ff