Uneingeschränktes Vertrauen

 

Stellen Sie sich einmal vor, ja stellen Sie sich in Ihrer täglichen Umgebung, lieber Leser, einmal vor, es gäbe da eine Vereinigung von Männern, einen Bund, einen Orden, einen Klub, der es sich zur Aufgabe gesetzt hätte, auf Schritt und Tritt den inneren Schweinehund zu bekämpfen, dessen Mitglieder es sich zum Lebensinhalt gemacht hätten, nicht um Geldes und Ruhmes willen nicht um Macht zu erwerben, sich zu betätigen, sondern ganz einfach immer anständig und ehrlich und gerecht zu handeln. Die sich nicht nur etwa mit schönen Worten vor aller Welt zu einem solchen hohen Ziel bekennen, sondern eine derartige Devise stündlich erneut praktisch unter Beweis stellten, im Kleinen wie im Großen. Die uns gewöhnlichen Erdenbürgern zeigten, dass sie es mit diesem hohen Vorsatz sehr ernst meinen. Wie schön wäre das, wenn es einen solchen Orden der Anständigen gäbe! Wie schrecklich und beunruhigend aber ist es, wenn man dann erfährt, es gäbe tatsächlich so eine Vereinigung, und sie nenne sich FREIMAUREREI, aber ihre Mitglieder stellten sich als solche nur in auserwählten Ausnahmefällen der übrigen Welt vor, denn sie beherbergen bei sich sogar Massenmörder und andere Verrufene wie die allgemein bekannten Churchill und Roosevelt und Truman und die Henker von Nürnberg. Und sie seien verantwortlich für zerstörende Gesetze, blutige Kriege und üble Verleumdungen.

 

Wie ist es damit bestellt? Am 15. Juni 1951 bekennen sich die Vereinigten Grosslogen von Deutschland zu folgenden hehren Worten: "Wir wollen im Dasein unseres Volkes und seines Staates, seiner Kultur und seiner Geschichte wirken. Wir wollen dabei die in der Abgeschlossenheit unserer Bauhütten gepflegten und erarbeiteten Gedanken unbeirrt in die Tat umsetzen." Wie verträgt sich das mit der Wirklichkeit? Wie sehen dreissig Jahre solcher Taten aus?

 

In der Zeitschrift der Schweizer Grossloge "Alpina" lesen wir: "Wer bei Aufnahme in eine Loge zum ersten Mal direkt mit der Freimaurerei in Berührung kommt, erlebt Sonderbares: da wird er zur Besinnung auf sich selbst gebracht, er wird zum Mittelpunkt eines rituellen Geschehens, er hat Prüfungen zu bestehen, symbolische Handlungen zu vollziehen und ein Gelübde abzulegen. All dies ist für ihn neu und nur schwer in sein bisheriges Leben einzuordnen. Er braucht dazu Wochen, Monate, ja vielleicht Jahre. Gegenstand meiner heutigen Betrachtung ist die erste der besagten Prüfungen, die der Kandidat vor uns allen abzulegen hat und die für mich selbst immer wieder zum Erlebnis wird durch ihren Bedeutungsinhalt und die Tiefe ihres Anspruchs. Diese Probe besteht in der einfachen, aber direkten Frage: 'Haben Sie Vertrauen zu uns?' und wird mit einem schlichten 'JA' beantwortet."

 

Wer dieses JA einmal ausgesprochen hat, besitzt nichts mehr, das ihm noch gehört. Er ahnte nicht, wie total der Anspruch der an ihn gestellten Frage war. Er hat sich mit Leib und Seele an Unbekanntes verkauft, auch dann, wenn er niemals das Gefühl hat, dass ein solcher Preis von ihm gefordert wird. Von Stund an wird er sich lenken lassen. Von in Graden geschickt dosierten Vorgängen, von Fangfrage zu Fangfrage wird er zu einem nützlichen, nutzbaren Glied einer Organisation, der er sein uneingeschränktes Vertrauen aussprach, bevor er sie gekannt und erkannt hat.

 

Wir antworten hier mit einem eindeutigen NEIN, so wie es einzig und allein mit der Menschenwürde vereinbart ist. Wir haben a priori weder Vertrauen zur Freimaurerei als Ganzes noch zu einem einzelnen Freimaurer. Das würde allerdings nicht besagen, dass man uns nicht eines Besseren belehren dürfte. Selbst nach Jahrzehnten von Beobachten und Forschen, die uns in unserem vorsorglichen NEIN nur noch bestärkten, haben wir nicht die Tür zugeschlagen. Wir geben der Freimaurerei auch fortan die Möglichkeit, uns reale Beweise ihrer Ehrlichkeit vorzulegen. Auch in der Arbeitsperiode für dieses achte unserer Bücher haben wir keinen Brief, kein Gespräch zurückgewiesen. Und dennoch wurde unserer Misstrauen nur noch tiefer begründet durch alles das, was wir seit dem britischen militärischen Sieg auf den Malvinen (Falkland-Inseln) erfahren mussten.

 

Quelle: "Einst sangen die Wälder" von Juan Maler, Buenos Aires 1985, S. 9 f