Von intraspezifischer Selektion zu intraspezifischem Parasitismus

 

oder

 

die Eine-Welt-Utopie wird das Ende der Menschheit sein!

 

Konrad Lorenz ("Der Abbau des Menschlichen", 1986) ist der Meinung, daß sich "Kulturen auf eigene Rechnung und Gefahr und ohne jeden präexistenten Plan entwickeln" (S. 78). Und er meint sodann: "Heute aber gibt eine einzige 'Kultur' den Ton an: Alle hochzivilisierten Völker der Erde kämpfen mit denselben Waffen, bedienen sich der selben Technologien und ‑ was wohl das Entscheidende ist ‑ handeln auf demselben Weltmarkt und versuchten mit denselben Mitteln einander zu übervorteilen. Mit einem Wort: es herrschen im Hinblick auf die Aussichten einer Weiterentwicklung unserer Kultur nahezu analoge Bedingungen, wie sie für die Weiterentwicklung einer Tierart vorliegen, wenn intraspezifische (innerartliche) Selektion am Werke ist. Die Aussichten sind also äußerst trübe".

 

Denn vorher schon sagt Lorenz: "Die kreative Selektion hat aufgehört, auf den Menschen zu wirken. An ihre Stelle ist die intraspezifische Selektion getreten, von der wir genau wissen, auf welch bizarre Irrwege sie den Artenwandel führen kann". Unter solchen Irrwegen versteht Lorenz Modelle ‑ wie Apartheid und Rassebewußtsein.

 

"Die einzige Art von Lebewesen, die zu intraspezifischem Parasitismus (iP) befähigt ist", fügt ein anderer deutscher Biologe, Prof. G. H. Schwabe dem an, "ist der Mensch. Sobald eine bestimmte Siedlungsdichte überschritten wird (Überbevölkerung) setzt die zerstörerische Wirkung des iP ein (Sucht nach 'Lebensraum'), d. h. einzelne Bevölkerungsanteile bestreiten ihr Dasein nicht mehr autonom oder im Zusammenspiel mit ihresgleichen, sondern beuten die Gemeinschaft, in der sie leben, aus. Fortgesetzte Übung steigert solche Fähigkeit zu hohen Leistungen, wobei die Abwehrmöglichkeiten der Ausgebeuteten mehr oder weniger gelähmt werden. Gleichzeitig verleihen sich die Ausbeutenden (= Parasiten) den Nimbus der Berufung oder des Auserwähltseins, womit ihre Sonderrolle weitgehend gesichert wird. Der m. W. erstmals in der frühmarxistischen Literatur auftauchende Begriff der "Gegennatur" (Antiphysis) muß wohl als Vorläufer des "Eine­-Welt"‑ Konzepts verstanden werden, denn ihm liegt das iP‑Prinzip zugrunde: Die Wirklichkeit gliedert sich nun in drei Schichten: 1.) die Auserwählten oder Berufenen. 2.) die regierte 'Menschheit', und 3. ) alles Greifbare als Rohmaterial zur Errichtung der 'Einen‑Welt'. Sie kann nichts anderes als die Gegennatur sein. Ökologisch betrachtet ist die Eine­-Welt eine vollendete Utopie, Ausgeburt des Macht- und Größenwahns derer, die sie herstellen wollen. Die Schwäche aller Utopien besteht darin, daß sie außerhalb und unabhängig von der vorgegebenen Wirklichkeitsordnung als Phantasiegebilde mehrdeutig sind und deshalb beim Versuch zur Verwirklichung nur zerstörend wirken können. Das zeigt der globale Umweltzustand (die Biosphärenkatastrophe) überdeutlich".

 

Während man jetzt schon drei Herbste hintereinander ein immer größeres Ozonloch über der Antarktis als Folge des vermehrten CO2‑Ausstosses festgestellt hat, "testen US‑Behörden jetzt mit einem riesigen, künstlich angelegten Buschbrand 50 km nordostwärts von Los Angeles die Theorie vom 'nuklearen Winter' (dpa/ap)". Das heißt, man prüft, ob ein Atomkrieg möglich ist. Wie weit wird dieser Wahnsinn n o c h getrieben?

 

Ist die vom iP bedingte Entwicklung Ursache für Völkermorde, so führt erst die weltweit konzipierte Eine‑Welt‑Utopie zur Gefahr einer vollständigen Vernichtung der Menschheit. Die Eine‑Welt ist daher wahrscheinlich das biologische Ende der Menschheit, noch v o r dem von Konrad Lorenz voraus­ gesagten "Ende der Menschlichkeit".                                              

 

Konrad Lorenz übersieht also, daß unsere neue Weltkultur nicht primär darunter leidet, daß "in den jungen Menschen die Wertempfindung für das Schöne und Gute von Scientismus und technomorphem Denken unterdrückt", sondern ihr ganz bewußt und systematisch dieses Wertempfinden ausgetrieben wird. Und zwar nicht als Folge der technischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung an sich, sondern im Zuge eines von Menschen organisierten regelrechten Feldzuges gegen alles Schöne und Gute, in welchem man sich dieser neuen technischen Möglichkeiten in Logendisziplin bedient. So kommt es, daß diese Weltkultur auch beherrscht wird (was Lorenz nicht erwähnt und was uns entscheidend dünkt) von der überall gleichen "Moral". Diese "Moral" aber hat nun einmal ganz bestimmte Züge, wie soeben uns bereits Kosellek sagte. Was schön ist und was gut, wird befohlen! Es bräuchte daher nicht, wie Lorenz meint, "neu erweckt zu werden". Es lebt auf in dem gleichen Augenblick, da die Logen ihre Arbeit einstellen (und dieses Aufleben nicht durch gentechnologische Eingriffe unmöglich gemacht wurde). Es ist auch nicht so, daß die von Lorenz so gefürchtete intraspezifische Selektion erst neuerdings am Werk ist. Es hat sie immer gegeben, seitdem des Menschen Entfaltungsraum eingeengt wurde. Sie wurde nur durch globale menschliche Eingriffe (in der antiweißen Politik besonders sichtbar, da sie hier nicht den tatsächlichen Kräfteverhältnissen entspricht) herausgefordert und überspitzt. Auch sie ist eine Folge menschlichen Eingreifens, der Logenforderung von der "Gleichheit" Gerade die von der Loge so "unnatürlich" geforderte Rassenvermischung bewirkt das Ende eines (von Lorenz so erwünschten möglichen weiteren) Artenwandels. Sie tötet alle (auch kognitive) Aktivität ab, denn sie negiert den Lebenswillen (für Lorenz wesentlich für den "Menschen als verantwortliches Wesen").

 

Konrad Lorenz beobachtet, daß "die kulturelle Entwicklung der Menschheit immer schneller vor sich geht. Sie hat zur Zeit eine solche Geschwindigkeit erreicht, daß es kaum übertrieben ist zu behaupten, die Schnelligkeit der genetischen, stammesgeschichtlichen Evolution könne im Vergleich mit ihr vernachlässigt, ja mit Null gleichgesetzt werden. Die Veränderungen, die von der menschlichen Kulturentwicklung auf dem ganzen Planeten bewirkt werden, vollziehen sich jedenfalls in einem Tempo, das ein Mitgehen, ein 'Nachziehen' der phylogenetischen Entwicklung völlig ausschließt. Der Mensch ist in höchstem Masse bedroht". Später (S. 71) spricht er davon, "daß der menschliche Geist von Elementarleistungen (Neugierverhalten, optische Wahrnehmung gestalteter Ganzheiten, u.a.)  abhängig ist, vor allem vom Gleichgewicht ihres Zusammenspiels ... Ein geringes Zuviel auf der einen Seite, ein geringes Zuwenig auf der andern bedeutet eine Erkrankung dieses Geistes. ... Geistiges Leben ist grundsätzlich überindividuelles Leben. Die individuelle, konkrete Verwirklichung geistiger Gemeinsamkeit nennen wir Kultur. ... So ist die Erkrankung des Geistes eine epidemische Erkrankung". Pius X. und mit ihm heute Erzbischof Lefebvre sprechen von einer "Entartung des Geistes" ("Offener Brief an die ratlosen Katholiken", Mediatrix Verlag, Wien 1986, S. 170). Wir sprechen (zum Leidwesen eines wildgewordenen Staatsanwalts) von einer "Geisteskrankheit".

 

Trotz solcher Erkenntnisse spart Konrad Lorenz jedoch dauernd jene Kraft aus, die unaufhörlich und ausschließlich damit beschäftigt ist, den Geist der gesamten Menschheit zu verändern, ins Ungleichgewicht zu bringen, die Loge. Er gibt zu, dass mit nur ganz geringen Verlagerungen der Geist bereits krank wird. Und täglich werden solche Verlagerungen gefordert! Andere Beobachter haben erkannt, daß die Loge eine Weltsicht vorschreibt, eine Moral, eine Bewertung von Schön und Gut, die nicht die herkömmliche ist (die die Loge zugegebenermaßen ablehnt, belacht und bekämpft). Obwohl also die großen Gefahren für das Menschliche vorliegen, ihre Quelle bereits unbestreitbar bekannt ist, verliert Nobelpreisträger, Professor Dr. Dr. Konrad Lorenz darüber kein einziges Wort.

 

Quelle: "Frieden, Krieg und 'Frieden'" von Juan Maler, S. 415 - 417