Philosophische Jauche

 

Nicht im geringsten hat sich die Tonlage verändert oder hätte die geheime Macht an Transparenz gewonnen. In zirkusreifen Bocksprüngen versuchte sie allerdings über den eigenen Schatten zu springen und wortreich Unterschlupf zu finden bei den Feinden ihrer Weltziele. Doch bis hin zum Mord an der Themse und der Aufstellung von Pershing‑Basen blieb der Sittenverfall, von ihr angeführt, der gleiche. Machiavelli stellte seinen "Principe" bekanntlich mit den Worten vor: "Es gibt in unserer Zeit einen Fürsten, der nie etwas anderes predigt als Frieden und Vertrauen und der doch der größte Feind von beiden ist." Heute würde er an die Bruderschaft der Freimaurer als bestes Beispiel für derartige Verschlagenheit gedacht haben. Denn der Freimaurerei muß doch bewußt sein, daß man innerhalb und außerhalb ihrer Zirkel zwei grundverschiedene Bilder von der Welt, vom Menschen und von der Freiheit hat. Schon jenes erste Postulat in der (freimaurerischen) Erklärung der Menschenrechte, das von Informationsfreiheit spricht, wird durch das Schweigegebot und die Zensur der Freimaurerei ihren eigenen Brüdern gegenüber auf das gröbste verletzt. Eine autoritär, wenn nicht diktatorisch gehandhabte, "unbeirrte" Regie meint, sich in einer von ihr selbst hinterhältig und blutig konstruierten "demokratischen" Welt leitend behaupten zu dürfen, und will es unverdrossen untersagen, daß freimaurerische Phrasen gegen sie selbst geltend gemacht werden. Sie predigt Gewissensfreiheit während sie Kreuzzüge vom Zaune bricht in einer Welt von ihr geprägter und gewerteter Ismen. Eine schleichende, immerwährende Verschwörung bestimmt den Verlauf der Dinge auch weiterhin und bedroht in gefährlichster Weise in kaum noch übersehbarem Umfang unser aller Leben.

 

Wenn wir schon früher darauf hinwiesen, dass das Wesentliche dieser Verschwörungstaktik darin besteht, dass man innerhalb der Loge die Zeichen und die Marschrichtung setzt, dann aber außerhalb derselben die einzelnen Verbrechen begeht (und so behauptet, die Loge selbst hätte damit nichts zu tun, was einzelne Brüder oder Gruppen von ihnen draußen anstellen), so können wir heute zu diesem Thema noch zwei weitere Unterlagen vorlegen. Da heißt es in der Jahresbotschaft des Großmeisters der "Alpina" Anfang 1984: "Könnte man etwas dagegen einwenden, Leistungen, die in der Vergangenheit von Brüdern erbracht wurden und die das Image der Freimaurerei in unserem Lande mit bedeutenden sozialen Errungenschaften verbunden haben, seien zu verurteilen? (war dazu eine Geheimgesellschaft notwendig?) Es ist im Gegenteil im Sinne unserer Institution, den Kreislauf der Ideen (es geht aber um einen, einseitigen Fortlauf, der betrieben wird) zu fordern, damit diejenigen, die in der profanen Welt helfen wollen (die Revolution vorantreiben wollen), sich mit anderen Brüdern verständigen können (mit Geheimzeichen), um mit ihren Initiativen den Stempel unserer Ideale aufzudrücken." (diese heißen Vernichtung des Bestehenden). Deutlicher kann wohl hier das Verschwörungskonzept nicht ausgedrückt werden! Als es in Italien Anfang 1983 zum Sturz der florentiner Stadtverwaltung unter dem Zeichen eines Kampfes gegen die Freimaurer innerhalb derselben kommt,

 

Anm.: Die Vorgänge in Florenz sind dabei, in anderen Städten Europas Schule zu machen, denn was für Florenz gesagt werden kann, stimmt genauso für wohl eine jede Stadt im übrigen kapitalistischen Teil Europas. Giovanni Pallanti, Kommunalrat der Democristiani in Florenz, beschreibt die Lage wie folgt: "In einer Stadt mittlerer Größe wie Florenz hat die Freimaurerei kontrolliert und kontrolliert sie sowohl die Freien Berufe wie die öffentlichen Angestellten, das heißt den Machtapparat. Im Palazzo Vecchio, dem Rathaus von Florenz, werden 90% der Laien und Sozialisten von der Freimaurerei gestellt". Als es zum (erfolgreichen) Sturm auf diese Logenbastion kommt, meint der gleich von uns noch vorzustellende Hochgrad Oliveri: "Man will die Freimaurerei verteufeln. Vielleicht sind es die Vorzeichen für einen viel weitgehenderen Plan: sie ausserhalb der Gesetze zu stellen". (Texte aus "Panorama" 31.1.1983). "Der Zement für die Bildung eines gemäßigten Blocks zwischen lokaler und internationaler Freimaurerei besteht in der parapolitischen Unterstützung der Geschäftswelt" fügt Alberto Cechi, kommunistischer Vizepräsident der Parlamentskommission zur Aufklärung der P 2 hinzu. Es ist das ja in der Tat genau jener Dünger, auf welchem Rotary und Lions und Wiltonians und Schlaraffia und, und, und so gut gedeihen. Alle zusammen bilden sie jenes Gift, das unser Leben korrumpiert und zersetzt.

 

da wird der florentiner Großarchitektrevisor des italienischen Gross­-Orients Giuseppe Oliveri von der italienischen Zeitschrift "Panorama" gefragt: "Haben Sie unten sich über diese Probleme gesprochen?". Antwortet er: "In den Logen nicht. Aber unter uns ja." (...) Das genügt, sagt der Staatsanwalt.

 

Man sieht, überall steht die Freimaurerei bereits unter Beobach­tung oder ist gar verboten (in Italien darf kein Richter noch Staatsan­walt mehr Freimaurer sein!). Ja, die Tempel selbst gerieten in höchste Gefahr, da sie erkannt worden waren als Quelle der philosophischen Jauche, die uns zu vernichten droht. Und die Brüder hätten alle Hände voll zu tun, mit "Aufklärungsschriften" und Sen­dungen in Radio und Fernsehen ihr angeblich so unschuldiges Spiel der edlen Selbsterkenntnis und noch edleren Weltverbesserung aufrechtzuerhalten. Dabei wurden erneut die uralten Kamellen der "Al­ten Pflichten" aus dem XVIII. Jahrhundert hervorgeholt.

                      

Lasst uns mit geschlungenen Händen

Brüder, diese Arbeit enden,

Unter frohem Jubelschall!

Es umschlinge diese Kette;

So wie diese heil'ge Stätte,

Auch den ganzen Erdenball

 

Lasst uns unter frohem Singen,

Vollen Dank dem Schöpfer bringen,

Dessen Allmacht uns erfreut!

Seht, die Weihe ist vollendet;

Wär' doch auch das Werk geendet,

Welches unsere Herzen weiht!

 

Tugend und die Menschheit ehren,

Sich und andern Liebe lehren,

Sey uns stets die erste Pflicht!

Dann strömt nicht allein in Osten,

Dann strömt nicht allein in Westen,

Auch in Süd und Norden Licht.

 

Dieses heute fast verschollene KETTENLIED wurde in den Logen bei Tempelweihen gesungen, während in Paris die Guillotinen heißliefen, um die bessere Welt der Freimaurerei aufzurichten. Seitdem erträgt die Welt schon weitere 200 Jahre die Last der Falschspieler in den Logen. Erst in diesen Tagen richten sich auf dem ganzen Erdenball die Blicke auf die Urheber der Revolutionen und Weltkriege. Heute werden uns Dichter‑Freimaurer mit lieblichen Zitaten vorgestellt, während gleichzeitig Freimaurerpreise an Künstler vergeben werden, deren Werk ein einziger wüster Kampf gegen alle geistige Sauberkeit ist. Die Einbahnstrasse, die uns die Freimaurerphilosophie nun schon seit 250 Jahren fahren möchte, gilt den feinen Leuten, in deren vordersten Reihen in edler Bruderkette sich Mörder die geschlungenen Hände in feierlich‑törichter Ernsthaftigkeit reichen, nach wie vor als das schönste und Beste. "Gemeinsam aus der Krise" stöhnen sie, und bilden sich ein, die Welt wüßte nicht längst, wer diese Krise verursacht.


 

Und müssten doch anständigerweise sagen: "Gemeinsam noch tiefer hinein in die Krise." Das ist der Weg der Freimaurerei. Alle ihre schönen, lieben, netten Worte, mit denen man uns erneut von dorther überschüttet, entbehren der TATSACHEN, die diese Schönheit, Liebe, Toleranz belegen könnte.

 

Quelle: "Einst sangen die Wälder" von Juan Maler, Buenos Aires 1985, S. 10 - 13