Lügen über Lügen
In der "Freimaurer-Kritik" im Kapitel "Große deutsche
Maurer? - Viele Potemkinsche Dörfer!" hatten wir bereits dargelegt, daß
viele berühmte deutsche Freimaurer, mit denen sich die Logenbrüder noch heute -
fremden Federn gleich - schmücken, zwar irgendwann einmal in einem Zustand
geistiger Umnachtung oder grandioser Irreführung der Loge beigetreten waren, um
diese allerdings später - nach einem kritischen Blick hinter die Kulissen - zu
verlassen, zu ignorieren oder mit Hohn und Spott zu übergießen. Diesen
Themenkreis wollen wir im Folgenden vertiefen:
Die Freimaurer berufen sich
u.a. auf Herder, Lessing, Fichte und vergessen, daß die amtliche "Sammlung
freimaurerischer Vorträge" von ihnen sagt: "Sie zogen sich vom
Logenleben und aus der Verbindung mit den Brüdern gänzlich zurück".
Sie berufen sich auf "Friedrich
den Großen". Und "vergessen", das von ihm das gleiche dort
gesagt wird wie eben von den deutschen Dichtern, daß er ein vernichtendes
Urteil über die Freimaurerei aussprach und seinen Ministern verbot, Freimaurer
zu sein. Seinem Freunde d'Alembert schreibt er unter dem 8. Mai 1782: "Hören
Sie, daß die Freimaurerei in ihren Logen eine religiöse Sekte bilden, die noch
abgeschmackter ist als die bekannten Sekten. So ist es um unser armes
Menschengeschlecht bestellt und so wird es wohl bleiben für alle Zeit:
Torheiten, Fabeln und das Wunderbare, das trägt immer den Sieg davon über
Vernunft und Wahrheit". Und derselbe Friedrich der Große sagt kurz vor
seinem Tode dem Hofarzt Dr. v. Zimmermann, als das Gespräch auf die Torheiten
der Alchemie und Theurgie kommt: "und die haben alle ihren Ursprung in der
Freimaurerei. Ich verlache alle diese Narrheiten. Ich gerate jedesmal in Zorn,
wenn nur das Gespräch darauf kommt". "Man muss ihnen scharf auf die
Finger sehen" war sein Grundsatz. In den beiden Kabinettsordres vom 28. 1.
1779 für das Generaldirektorium in Berlin und besonders für den Minister von
Hoym in Breslau, schreitet er scharf ein gegen die Hochgrade und gegen jegliche
Tätigkeit der Logen, die mehr seien als bloße Zusammenkünfte 'um sich
untereinander zu vergnügen', . . . . Am 20. Februar 1779 teilt der Stuhlmeister
von Ruedinger der Bruderschaft mit, dass an ihn wie an sämtliche anderen
Logenmeister in Berlin unter dem 3. Februar d. J. eine Vorladung des
Polizeipräsidenten Philippi ergangen sei, sich im Dienstgebäude desselben
einzufinden, um dort die Bekanntmachung einer Kabinettsordre Sr. Majestät des
Königs entgegenzunehmen.
Im Polizeipräsidium sei sodann
an dem festgesetzten Tage den versammelten Berliner Logenmeistern die königliche
Kabinettsordre vom 29. Januar 1779 verlesen worden, in der der Freimaurerei zwar
gestattet wurde, Zusammenkünfte abzuhalten und sich untereinander zu vergnügen,
es sollten aber die Freimaurer durchaus keine ernsthafte Sache daraus machen, da
der König es ganz und gar missbillige ("desapprobiere"), dass die
Logen sich untereinander allerhand Tituls beilegen, was der König nicht wünsche.
Die Logen sollten die Bezeichnungen melden, die sie bisher geführt hätten,
sollten aber keine Tituls haben und die Freimaurer ihnen keine Tituls geben;
alle Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung seien von der Polizeidirektion
unverzüglich festzustellen und zur Bestrafung zu melden.
Sämtliche Anwesenden
versicherten darauf, die Befehle des Königs stets gehorsam befolgen zu wollen;
"was aber die Tituls beträfe, so wären ihnen keine andern bekannt, als die
Namen der Logen, wodurch eine von der anderen unterschieden würde, und die
Namen der Ämter, als: Obermeister, Meister, Vorsteher, Armenpfleger, Krankenpfleger,
Kassierer und Sekretär". "Dass die Namen der Logen unter den Tituln
von Sr. Majestät gemeint wären, hatten die Meister bezweifelt. . . "; im übrigen
hatten sie aber nochmals versichert, daß die Bestrebungen sämtlicher Logen sich
mit des Königs ausdrücklichen Vorschriften deckten, "nämlich die Menschen
mehr gesellschaftlich, mehr wohltätig und mehr tugendhaft zu bilden, und
sovieles Gute als möglich zu bewirken, als worin ihre Pflichten und Vergnügungen
vorzüglich bestünden".
"Auch das Verbot der
'Freimaurerzeitung' des Dr. Uhden in Spandau nach sechsmaligem Erscheinen durch
Ordre des Königs vom 26. 8.1783 dürfte kaum als 'Freundschaftsakt' der Freimaurerei
gegenüber zu deuten sein".
Wir können heute hinzufügen,
daß uns kein europäischer Regierungschef bekannt ist, der derart scharf gegen die
Freimaurerei vorgeht. Man würde ihn unumwunden als "Gegner der Freimaurerei"
bezeichnen. Als das steht Friedrich der Große denn auch in seriösen
Geschichtswerken da, im Gegensatz zu den auch hier wuchernden Selbstbeweihräucherungen
der Loge.
Sie berufen sich auf Kaiser
Friedrich III. Und "vergessen": Friedrich III. , noch als Kronprinz,
"ist nun der erste Hohenzoller ‑ und darin liegt die besondere Bedeutung
seines Wirkens als Maurer und seiner Stellung innerhalb der Freimaurerei und zu
ihr ‑ , der vom Standort geschichtlicher Forschung her, mit
wissenschaftlicher Wahrheitsliebe, den geschichtlichen Ursprüngen der
Freimaurerei, insbesondere denen der Großen Landesloge und der Herkunft ihres Brauchtums
nachzugehen unternahm ‑ wahrlich nicht zur Freude seiner Brüder Maurer.
Er wollte Licht in das Dunkel der sogenannten Tradition dieser von Zinnendorf
einst mit zweifelhaften Begründungen und "Urkunden" ins Leben
gerufenen Landesloge bringen und scheute dabei keine Mühe und keinen Versuch.
Zunächst (bereits Anfang der 60er Jahre) ließ er die im Archiv der Großen Landesloge
vorhandenen Akten untersuchen, und als er dabei nun feststellen mußte, wie
kurze Zeit nur zurück das Vorhandene reichte, wandte er sich mit Unterstützung
seines Vaters auch an den König von Schweden mit der Bitte um Auskunft, ob dort
weiteres Aktenmaterial vorhanden sei, was eingesehen werden könne; wurde doch
in den sogenannten 'Eckleffschen Akten', auf die sich die Grosße Landesloge für
ihren geschichtlichen Ursprung beruft, behauptet, jener von Zinnendorf eingeführte
'Schwedische Ritus' sei sehr alten Herkommens und stamme eben auch aus Schweden;
doch war auch dieser Versuch vergebens, da der Bruder König von Schweden
antwortete, daß 'dort nichts Derartiges vorhanden' sei, was auch eine
Untersuchung an Ort und Stelle dann bestätigte (vgl. unter anderem die Rede des
Kronprinzen vom 24. 6. 1870). Die Echtheit jener ''Eckleffschen Akten"
wurde also schon von dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm stark bezweifelt. Es handelt sich dabei auch tatsächlich um einen ausgemachten
freimaurerischen Schwindel. Das wußte man aber in den Kreisen der Großen
Landesloge selber nur zu gut, und eben deswegen zeigte man sich über des
prinzlichen Großmeisters Forscherdrang recht wenig erfreut. . . . Friedrich
Wilhelm forderte schließlich die Brüder auf, allein der Wahrheit die Ehre zu
geben: "Geschichtliche Wahrheiten aber können nur durch geschichtliche Forschungen
sichergestellt werden. Darum sind solche Studien in unserer Zeit eine ernste
Pflicht gegen den Orden, der wir uns nicht entziehen können, in der
beruhigenden Überzeugung, daß, welches auch die Resultate sein mögen, diese
schließlich nur fördersam wirken können. (Welch große Worte, die heute ebenso
wenig beherzigt werden wie vor 100 Jahren!). Bestätigen sie die Überlieferung,
so werden für die Wirkungen die hemmenden Zweifel schwinden, zeigen sie manches
als unhaltbar, so wird die Liebe zur Wahrheit uns den Mannesmut geben, das Unhaltbare
zu opfern; aber wir werden dann das Sichere mit um so größerer Hingebung zur
Geltung bringen".
Doch
das allzu stürmische Vorgehen des stellvertretenden Protektors (diese Stellung
nahm Friedrich Wilhelm im Bunde ein) behagte allmählich weiteren Kreisen im
Bunde nicht, d. h. der Kronprinz merkte immer deutlicher, wie alle seine Appelle
an die Wahrheitsliebe der Brüder, all sein eigenes Forschen und Mühen um die
geschichtliche Wahrheit nur immer stärker den heimlichen Widerstand der Brüder
Maurer hervorriefen, und daß seine Forschungen 'keinen rechten Fortgang' nahmen,
d. h. sabotiert wurden. So zog er kurz und bündig die Konsequenzen und legte
am 1. März 1874 sein Amt als Ordensmeister der Großen Landesloge nieder: "Wir
dürfen in der Erkenntnis der Wahrheit nicht zurückbleiben in einem Orden, der
Licht und Wahrheit als seine höchsten Ziele preist", waren seine heute
wie damals gültigen Abschiedsworte.
Die Freimaurer berufen sich
auf Blücher, Gneisenau, Scharnhorst, Hardenberg, vom Stein. Und vergessen dabei
zunächst einmal, wie man dort die Freimaurerei aufgefaßt wissen wollte:
Mein
Bund ist ein anderer
ohne
gleichen, ohne Mysterien:
Gleichgesinntheit
mit allen,
die
ein fremdes Joch
nicht
ertragen wollen!
(Gneisenau)
Und sie übersehen
geflissentlich des weiteren, daß diese deutschen Offiziere damals zugleich eine
Rolle auf dem größeren Schachbrett angelsächsischer Politik spielten. In
unserer Zeit wiederholt sich dieses unehrliche Spiel, wie wir ... noch sehen
werden. Und sie vergessen, daß alle diese "Freimaurer in Preußens Heer", die dann als Sieger über den
Korsen in unserer Geschichte mit Recht geehrt werden, ihre große Stunde erst
antreten konnten, als von London aus das Ruder herumgeworfen worden war. Vorher
waren es preußische Festungskommandanten und Heerführer, die als Freimaurer
ihrem Bruder Napoleon den Weg durch Preußen bereiteten". Damals haben
Freimaurerverräter den späteren Freimaurerverrätern im I. und im II. (und bald
schon im III. ) Weltkrieg das Beispiel gegeben.
Kemal Atatuerk. Und die Freimaurerei "vergißt", dass
der Vater der modernen Türkei aus der Freimaurerei austrat, als er sah, dass
diese englische Politik betrieb, und sie verbot.
Simon Bolivar. Und "vergisst", daß der Großmeister
der Freimaurerei in Großkolumbien ihn zu ermorden trachtete, und auch Bolivar
diese verbot.
Die uns Deutschen wahrlich
nicht unbekannte Unverfrorenheit bei der Geschichte findet im Falle Bolivars
einen besonderen Höhepunkt. Die deutsche Freimaurerzeitschrift
"humanität" singt ein ganz besonderes Loblied auf den
"Freimaurer Simon Bolivar" und versteigt sich zu der abschließenden
unrichtigen Behauptung: "Wir Freimaurer dürfen Bolivar mit Stolz zu den
Unseren zählen". Man überraschte den Großmeister der kolumbischen Großloge,
Santander mit dem Messer in der Hand bei der Vorbereitung der Ermordung
Bolivars. Dessen Mitstreiter Marschall Sucre wurde von Freimaurern ermordet,
dessen anderer Mitstreiter San Martin warnte seinen Nachfolger Rosas vor der
Freimaurerei (der sie dann auch verbot), als er Buenos Aires Richtung
Frankreich verließ. Diese südamerikanischen Freiheitshelden standen der
Londoner Großloge im Wege. Als sie erkannt hatten, dass man sie für britische
Interessen mißbrauchen wollte, sagten sie der Loge valet. Der Artikel in der
'humanität' könnte aus englischer Feder stammen, stünde nicht ohnehin die
politische Abhängigkeit der westdeutschen Freimaurerei von London seit ihrer
Neugründung fest. "Haben Sie Vertrauen zu uns?" fragte man den
biederen Neuling in der Loge. Was müßte er bei Kenntnis solcher Unwahrheiten
antworten?
Das, was südamerikanische
Führer am eigenen Leibe erfuhren, zog sich für Preußen‑Deutschland über
mehrere Generationen hin. Erst die politisch‑militärischen Erben eines
Blücher usw. erlebten das wahre Gesicht der Angelsachsen.
Quelle: "Einst sangen die Wälder" von Juan Maler, Buenos Aires
1985, S. 103 - 106