Polnische Freimaurer

 

Rudolf Trenkel: "Polens unaufhaltsamer Marsch in den 2. Weltkrieg", 1978, S. 8 - 13

 

 

Die Deutschen sind ein seelisch krankes Volk.

 

Sie leiden unter dem Trauma der jüngsten Vergangenheit, und man hat ihnen mit allen Künsten der Suggestion weisgemacht, daß diese Vergangenheit typisch für ihre kollektiven Wesensmerkmale sei. Also mühten sie sich seit 1945, ihr historisches Gedächtnis zu verlieren und ihre nationale Personalität zu zerstören.

 

Man sehe sich um.

 

In der DDR, im heute mittleren Teil unseres Vaterlandes, hat so etwas schon Gestalt angenommen. Die 17 Millionen Deutschen zwischen Elbe und Oder sind auf Befehl ihrer Besatzungsmacht und ihrer herrschenden Partei ein ‑ wie Karl Marx es genannt hat ‑ "geschichtsloses VOLK", sie sind ‑ wie er ebenfalls sagte "die Nirgendwomenschen".

 

Ja, das sind sie ‑ die 17 Millionen drüben!

 

Sie dürfen nicht einmal ihre eigene Staatshymne singen, weil im Text das Wort DEUTSCHLAND steht ... und kein mitteldeutscher Bürger dürfte sich ‑ bei Gefahr strenger Maßregelung ‑ erkühnen, zu einem Westdeutschen zu sagen: "Wir sind doch alle Deutsche!"

 

Kann es daher etwas Schrecklicheres, Widernatürlicheres geben als solche Nirgendwoleute ohne Vaterland, ohne Heimat, ohne Gedächtnis?

 

Aber: sieht es in der Bundesrepublik soviel anders aus?

 

Entweder wird jeder nationale Gedanke als "rechts" oder "reaktionär" verteufelt ‑ oder es laufen heimlich hurtige Bemühungen, den gesamtdeutschen Patriotismus zu einem westdeutschen bundesrepublikanischen umzumünzen. Sind nicht auch wir längst dabei, die Geschichte DEUTSCHLANDS zu vergessen, zu verdrängen?" Soweit dieser Auszug aus dem Beiheft von NE.

 

Die wohl größte Geschichtslüge seit 1939, die allen Geschichtslügen voran steht und bis auf den heutigen Tag in aller Welt unaufhörlich praktiziert wird, ist die Behauptung, Deutschland habe am 1. September 1939 das friedliebende Polenvolk vorsätzlich überfallen und damit schuldhaft den 2ten Weltkrieg vom Zaun gebrochen.

 

Überdies wurde der Menschheit zugleich eingebleut, Deutschland habe vorgehabt, die ganze Welt zu erobern und die Menschheit zu versklaven, so daß ‑ als Folge dieser Propagandathesen ‑ im ersten wie im 2ten Weltkrieg fast alle Völker der Erde gegen uns mobilisiert wurden. Uns aber ‑ den Deutschen ‑ wird seit 1945 immer wieder bedeutet, die tyrannische Aufteilung unseres Vaterlandes und die Zerreißung der deutschen Nation sei eine "gerechte Strafe" ‑ ja ein "Gottesgericht", ausgeführt von den "Guten und Gerechten" dieser Welt.

 

Bevor ich mich nun Einzelheiten der Vorgänge in den 20 Versailler Polenjahren zuwende, möchte ich ‑ außer der gebührenden Erwähnung der bahnbrechenden Geschichtsdarstellungen Udo Walendys und Professor Hoggans ‑ 3 Geschichtswerke nennen, ohne die ein objektives Geschichtsbild des Versailler Polenstaates und seiner Geschichte nicht zu erstellen sein dürfte.

 

Es sei vorweg gesagt: diese 3 Werke mit ihrem die wirklichen Vorgänge im Polenstaat demaskierenden Inhalt sind in unserem Bundesstaat kaum oder garnicht bekannt.


 

Daraus aber ergibt sich ganz zwangsläufig die Frage: woher sollten die Deutschen ‑ infolge dieses Nichtwissens ‑ ihre Argumente nehmen, um der ebenso niederträchtigen wie abgrundtief verlogenen Schuldlüge die Stirn bieten zu können?

 

Das erste dieser Werke trägt den Titel:

 

"Wolnomularstwo wII. Rzeczypospolitej",

 

zu deutsch:                                                                             

 

"Die Freimaurerei in der II. Republik Polen in den Jahren 1918 ‑ 1939".

 

Das 624 Seiten umfassende Buch ist 1975 im Warschauer Verlag "Czytelnik" erschienen und liegt ‑ soweit bekannt ‑ nur in polnischer Sprache vor. Sein Verfasser, der polnische Historiker Prof. Dr. Leon Chajn hat damit eine hervorragende Fleißarbeit vorgelegt, die -unverkennbar ‑ auf einem gründlichen Quellenstudium der europäischen Freimaurergeschichte beruht. Prof. Chajn ist ein unabhängiger, keineswegs deutschfreundlicher Historiker und erwähnt beispielsweise den Namen des Generals Ludendorff nicht ein einziges Mal.

 

Während die Geschichte der polnischen Freimaurerei im Vordergrund seiner Betrachtungen steht, wird zugleich ein klärender Überblick über die verschiedensten Aktivitäten anderer europäischen Freimaurerbünde gegeben, der uns genaue Einblicke gibt in die Entstehung sowie in die politische Struktur des 20 Jahre währenden Versailler Polenstaates.

 

Es kann daher gesagt werden: ohne diese zum Teil völlig neuen Informationen aus der Feder des genannten polnischen Historikers wäre vieles gänzlich im Dunkel der Geschichte geblieben. Zunächst können wir diesem bedeutenden Informationswerk entnehmen, daß polnische Freimaureraktivitäten ‑ weitgehend beeinflußt vom Pariser Großorient ‑ die polnische Innen‑ wie Außenpolitik von 1920 ‑ 1939 erkennbar mitgestaltet haben. Sie haben nach Pilsudskis Tod im Jahre 1935 im Spiel gegen Deutschland eine nachweisbare Rolle gespielt. Der einzig namhafte Gegenpol hierzu war der gegenüber den Logen wie auch gegenüber der katholischen Kirche geistig unabhängige Marschall Josef Pilsudski, der nie einer Loge angehörte.

 

Dies hat seine Frau Aleksandra in ihren veröffentlichten Erinnerungen eindeutig bestätigt.

 

Es muß hinzugefügt werden, daß ohne diese politische Unabhängigkeit des Marschalls der polnisch‑deutsche Freundschafts‑ und Nichtangriffspakt von 1934 nie zustande gekommen wäre.

 

Pilsudski hat in seiner polterigen Art verschiedentlich die unheilvolle Einmischung in- ­und ausländischer Logen in die polnische Politik als, diejenige "fremder Agenturen" öffentlich gebrandmarkt und zurückgewiesen. Sehr deutlich wurde Pilsudski, als er im Jahre 1934 zu Dr. Goebbels in Warschau wörtlich sagte: "Herr Minister, wir (Polen und Deutsche) werden doch nicht so verrückt sein und uns gegenseitig die Schädel einschlagen."

 

Es versteht sich von selbst, daß der damalige ‑ in echter Weise zur Entspannung in Osteuropa beitragende ‑ deutsch‑polnische Vertrag allen Kriegshetzern ein unerträglicher Dorn im Auge war und daß mit dem reichlich mysteriösen Tod des polnischen Marschalls die Jahre von 1935 ‑ 1939 nur noch eine "Abwartezeit" für die internationalen Kriegstreiber waren, ‑ gemäß der Voraussage des britischen Deutschenhassers Lord Vansittard, die 1933 im Londoner "Even now", S. 69 veröffentlicht wurde:

 

"Wenn Hitler fehlschlägt, wird sein Nachfolger der Bolschewismus sein; wenn er Erfolg hat, wird er innerhalb von fünf Jahren einen europäischen Krieg bekommen."

 

Im Hinblick auf Pilsudskis Tod will ich nicht unerwähnt lassen, daß gleich nach seinem Tod im Mai 1935 das Gerücht nicht verstummen wollte, Pilsudski sei keines natürlichen Todes gestorben. Genauer gesagt: er sei von seinem Leibkoch im Auftrag eines ausländischen Geheimdienstes vergiftet worden. Was führende polnische Emigranten in London vor Jahren darüber veröffentlicht haben, erscheint wie eine Bestätigung der Richtigkeit jener mysteriösen Gerüchte aus dem Jahre 1935, über die Sie Näheres in dem bekannten Buch:

 

"Kriegsschuld", von Professor Bolko von Richthofen nachlesen können.

 

Pilsudskis Tod und die nicht weniger mysteriös gebliebene Abdankung Eduards VIII. im Jahre 1936, von dem man genau wußte, er würde nie eine Kriegser­klärung gegen Deuschland unterschreiben, machten den Weg frei für jene Weltzerstörer, die voll verantwortlich gemacht werden können für das Chaos in unserer Zeit.

 

Gestatten Sie mir noch bitte einen wichtigen Hinweis auf das in den letzten Jahren weitverbreitete Buch von Prof. Bolko von Richthofen:

 

"Kriegsschuld 1939 ‑ 1941, Der Schuldanteil der andern."

 

Auf den Seiten 14 und 15 dieses Buches finden Sie die aufschlußreiche Stellungnahme eines polnischen Grafen Potocki, der zu den Kriegsursachen von 1939 wie folgt Stellung nimmt: "Auf jeden Fall wäre der 2te Weltkrieg, so, wie er sich tatsächlich ereignete, ohne die Entfernung oder das Verschwinden zweier großer Staatsmänner, nämlich Pilsudskis und Seiner Majestät des Königs von England, ganz unmöglich gewesen!

 

Zwei lange und Einzelheiten entfaltende Aufsätze von General Slawoj‑Skladkowski, der polnischer Premierminister war, als Pilsudski starb, zeigen die ganze Angelegenheit, milde gesagt, in einem finsteren Licht!"

 

(Aus "Tydzen Polski", Nr. 30 und 31 von 1959.)

 

Wie aber sahen nun lt. Prof. Chajn die polnischen Freimaureraktivitäten in der Praxis aus, die Polens Schicksal zeitweise entscheidend mitbestimmt haben? Obwohl die Zahl der polnischen Freimaurerbünde nur gering war ‑ es gab im Jahr 1938 in Polen 9 Logen mit ca. 2000 Brüdern ‑, so läßt sich doch einwandfrei nachweisen, daß diese aufs engste mit dem Pariser Groß‑Orient wie mit dem Schotten‑Ritus verbundene polnische Freimaurerelite den polnischen Staatsapparat wie auch die Armee weitgehend beherrschte. Es seien nur folgende illustre Namen genannt, die Logen oder logenähnlichen Bünden angehörten: Der 1922 ermordete polnische Staatspräsident Narutowicz, der die stärkste Anlehnung an Frankreich vertreten hatte. Der spätere Außenminister Josef Beck gehörte bereits als Militärattaché in Paris in den 20er Jahren einer Loge an.

 

Der Nachfolger Pilsudskis, Marschall Edward Rydz‑Smigly gehörte der Loge "Szarotka" an und war ‑ als glühender Deutschenhasser ‑ ein treuer Vasall des Pariser Groß‑Orients. Auch der polnische Hochadel war darin vertreten: wie bspw. die Fürsten und Grafen Radziwill, Lubomirski, Ostrowski und Potocki. Viele der polnischen Brüder gehörten auch ausländischen Logen an. Bemerkenswert dürfte noch sein, daß auch enge Beziehungen zur katholischen Kirche bestanden.

 

Nach dem Tode Pilsudskis wurde immer deutlicher, daß die antideutsche Verratspolitik am Erbe des nationalorientierten Marschalls Pilsudski auf jenen Hintergrund‑Aktivitäten beruhte, die vor und im ersten Weltkrieg zur Wiederherstellung eines selbständigen Polen in intriganter Weise ins Spiel gebracht worden waren. Um direkte Kontakte mit den Regierungen Frankreichs und Englands aufzunehmen, schickte die polnische Loge "Grupa" im Jahre 1916 eine Abordnung über Krakau, die Schweiz, nach Paris und London. Diese polnische Delegation traf sich in Bordeaux ‑ wo die damalige französische Regierung ihren Sitz hatte ‑ mit dem französischen Außenminister, dem Freimaurer Théophile Delcassé, der der polnischen Brüder‑Delegation großzügige Zusagen machte. Diese Reise wurde nach London fortgesetzt, wo die polnischen Brüder mit dem englischen Außenminister Edward Grey konferierten, der der Oxforder Loge "Appolo University Lodge" angehörte.

 

Aufgrund dieser Besprechung wurde in England eine großangelegte und mit großen Geldmitteln forcierte Propagandaaktion zugunsten eines selbständigen Polen gestartet, die später auf die USA erweitert wurde.

 

Es ist für uns Deutsche von heute sehr aufschlußreich, in dem besagten Buch von Professor Chajn nachlesen zu können und dadurch bestätigt zu erhalten, daß damals ‑ im Jahre 1916 ‑ von polnischen und französischen Brüdern in Aussicht genommen wurde, das rein deutsche Danzig an Polen fallen zu lassen. So sah das "Selbstbestimmungsrecht" der damaligen "Weltbeglücker" aus und am Beispiel Südtirol wird uns bis auf den heutigen Tag ein eindeutiger Anschauungsunterricht geliefert.

 

Als am 5. November 1916 das Königreich Polen proklamiert wurde, waren im vorläufigen polnischen Nationalrat mehrere Freimaurer vertreten, die nicht im Traum daran dachten, die damit verbundenen militärischen Hoffnungen der Deutschen und Österreicher zu erfüllen.

 

Kein Wunder, daß diese Politik der Mittelmächte ein großer Fehlschlag wurde! Mit einer Offenherzigkeit sondergleichen stellt der Warschauer Historiker jene Hintergrundkräfte bloß, die dem Versailler Polen zum Verhängnis werden sollten. So zitiert ‑ Prof. Chajn auf den Seiten 302 und 303 die polnischen Publizisten Tadeusz Prus und Stefan Gajewski, die den Standpunkt vertreten, daß einflußreiche Geheimbündler in der polnischen Politik, in der polnischen Armee wie auch in der polnischen Wirtschaft während der 20 polnischen Jahre ihre "eigene Politik" betrieben haben. Jedem Sehenden war es in den 30er Jahren klargeworden, daß das abgewirtschaftete Polen einem unaufhaltsamen Staatsbankrott entgegentrieb. Wie in "Polens Schuld am 2ten Weltkrieg", S.63 bereits gesagt, plünderten internationale Börsenbanditen ‑ nach einer Totalverschuldung des polnischen Staates ‑ das polnische Volk in unvorstellbarer Weise aus.

 

Während die offiziellen Arbeitslosenziffern in den dreißiger Jahren mit ca. 500.000 angegeben wurden, gab es ‑ nach eigenen polnischen Schätzungen ‑ etwa 3 bis 4 Millionen Arbeitslose, die vor allem im Kleinbauerntum zu finden waren. Die Zahl der Analphabeten wurde polnischerseits auf 4 bis 6 Millionen geschätzt. Es geschah so gut wie nichts, um dem Verfall dieses Versailler Staatsgebildes Einhalt zu gebieten.

 

Auf Seite 382 gibt Prof. Chajn die Eindrücke von Masaryk und Benesch auf der Pariser Friedenskonferenz wieder, wo praktisch ein Großtreffen der erleuchtetsten Brüder stattfand, demzufolge alle Entscheidungen in Versailles 1919 unter dem Einwirken der Geheimbünde stattfanden.

 

Im Jahre 1936 kam auf dies Thema der Warschauer "Dziennik Naradowy" in einem Beitrag folgendermaßen zurück:

 

"Wer sich an den I. Weltkrieg erinnert, der weiß, wie lebhaft sich die internationalen Geheimbünde mit dem Schicksal Polens befaßten. Die Logen waren damals der entscheidende Hebel auf der Friedenskonferenz von Paris, wobei das ganze System im Nachkriegseuropa entsprechend ihren Empfehlungen festgelegt wurde."

 

Auf Seite 384 wird vermerkt, daß das polnische Emigrantenblatt in London, der "Dziennik Polski", am 16. Juli 1954 die historische Feststellung traf:

 

"Es ist unzweifelhaft, daß freimaurerische Kräfte in den großen internationalen Zentren zu finden sind und bei den Beziehungen unter den großen West-Nationen eine wichtige Rolle spielen.

 

"Sie wirken praktisch auf alles ein!"

 

Auf Seite 396 erfährt der Leser, wie im Dezember 1936 sich die polnische Großloge an den US‑Präsidenten Roosevelt um brüderliche Hilfe gegen den Faschismus gewandt hatte.

 

Die polnischen Brüder wußten, daß der große Bruder Roosevelt ein zuverlässiger Verfechter der gleichen Freimaurerideale war. In welcher unterschiedlichen Richtung diese Kräfte agierten, geht aus der angeführten Tatsache hervor, daß verschiedene polnische Logenmitglieder mit Nachdruck für die Legalisierung der Kommunistischen Partei Polens eingetreten waren.

 

Andererseits dürfte es eine politische Pikanterie besonderer Art gewesen sein, wenn man erfährt, daß im Juni 1939 polnische Brüder ins Auge gefaßt hatten, den ihnen unfähig erscheinenden Marschall Rydz‑Smigly zu stürzen und ihn durch General Sosnkowski zu ersetzen. Auf Seite 427 läßt schließlich Prof. Chajn den polnischen Freimaurer Strug zu Worte kommen, der bereits im Jahre 1932 in einem Gespräch den folgenden Standpunkt vertreten hatte:

 

"Wir Freimaurer haben besonders zu achten auf die moralische Einkreisung des Faschismus und aus unseren Positionen heraus können wir sagen, daß wir jeden Krieg, sogar den 2ten Weltkrieg gewinnen werden!"

 

Aus diesem Geiste entstand der Versailler Vertrag mit seinen verheerenden Folgen für Europa und die Welt. Im Jahre 1925 schrieb darüber der italienische Ministerpräsident Nitti in einem Buch:

 

"Ich kannte von Grund aus diesen fluchwürdigen Vertrag von Versailles und betrachtete ihn als den Ruin Europas.

 

Ich sah ihn gleich verderblich für Sieger und Besiegte an, da er aus dem Geist der Gewalt, der Lüge und des Raubes entstanden war. Dieser Vertrag ist das größte Verbrechen der modernen Völker, und einer der bedeutendsten Unterzeichner sagte mir: 'Es war unsere Schuld, und es wird unsere Sühne sein'."

 

Wie Italien mit Südtirol war Polen mit reichsdeutschen Gebieten von Westpreußen, Posen und Oberschlesien reich belohnt worden. Außerdem hatten die damaligen Drahtzieher das geradezu wahnwitzige Danzig‑ und Korridorproblem geschaffen, wo man mit leichter Hand jederzeit die große Krise inszenieren konnte. ‑ 1939 war es dann soweit!

 

Zwar hatten die in den Jahren 1920/21 angesetzten Volksabstimmungen

 

                      in Ostpreußen                                             97,9  v.H.

                      in Westpreußen                                           92,4  v.H.

                      in Niederschlesien                                       97,6  v.H.

und                 in Oberschlesien                                         62,0 v.H.

 

für das Verbleiben beim Deutschen Reich gebracht, doch war das von den Siegern so hochgepriesene Selbstbestimmungsrecht derartig mit Füßen getreten worden, daß das erschütterte Osteuropa nicht mehr zur Ruhe kam. In wilden Fehden und Rebellionen versuchten "befreite" Volksteile, wie Ukrainer, Deutsche, Weißrussen, Litauer, Slowaken, Slowenen, Kroaten u.a. sich von dem sie bedrückenden Versailler Joch zu befreien. Wahnsinnige Grenzzerreißungen brachten unsagbares Herzeleid über die verschiedensten Volksgruppen. Das untere Weichselland wurde hiervon besonders schwer getroffen und der sozialdemokratische Ministerpräsident von Preußen Dr. Otto Braun brand­markte dies leidvolle Geschehen, als er am 24. November 1930 bei der Grundsteinlegung der Handelshochschule in Königsberg erklärte:

 

"Ich bestreite nicht das Interesse Polens an einem Ausgang zum Meer, aber wie er dem neuen tschechischen Staat durch Elbe und Hamburg gesichert wurde, konnte es Polen auch durch Weichsel und Danzig eröffnet werden, ohne daß Ostpreußen vom Mutterland losgerissen und hunderttausende deutscher Volksgenossen ohne Befragung unter fremde Staatshoheit gepreßt wurden, wo sie jetzt schlimmstem Terror ausgesetzt sind oder gar aus ihrer Heimat verdrängt wurden. Gegen dieses Unrecht werden wir immer protestieren. Die gewaltsam durchgeführte ungerechte neue Grenzziehung werden wir niemals als berechtigt anerkennen. Sie wird immer einen Stachel im deutschen Volkskörper bilden und einer wahren Befriedung Europas hindernd im Wege stehen."

 

Aber auch zahlreiche Ausländer brandmarkten diesen unhaltbaren Zustand an der unteren Weichsel. So schrieb der Engländer Polson Newman in seinem Buch: "Britain and the Baltic", Seite 216: "Die Möglichkeit einer russisch-deutschen Verständigung macht den Korridor zu dem größten Gefahrenpunkt des heutigen Europa, und es ist interessant zu wissen, daß der verstorbene Marschall Foch kurz vor seinem Tode voraussagte, daß diese Fläche der Schauplatz des nächsten Krieges sein würde!"