Justiz-Maurerei

 

Die Freimaurerei und die Justiz - La Maconnerie et la Justice

 

LECTURES FRANCAISES, n° 554, juin 2003

 

Wir hatten hier den Kampf des Maitre Bernard Méry, 60 Jahre alt, Rechtsanwalt in Paris, vor Augen geführt. Mit einem bemerkenswerten Mut hatte er nicht gezögert, durch Artikel und Bücher den direkten Einfluß der Freimaurerei in den Gerichtsinstitutionen offenzulegen. Man hat ihm diese Furchtlosigkeit teuer bezahlen lassen. Am 17. (kabbalistisches Okkultdatum mit der Bedeutung: "Einer wird das Opfer sein", d.V.) des letzten Dezember ist er von der Anwaltskammer wegen "Mängeln an der Ehre" aus der Liste der Rechtsanwälte gelöscht worden. Aber im April 2003 ist seine Verurteilung durch das Berufungsgericht in eine zweijährige Suspendierung umgewandelt worden, wovon ein Jahr zur Bewährung ausgesetzt wurde. Das Berufungsgericht hat tatsächlich zahlreiche Vorwürfe für unbegründet erklärt, die in dem vorangegangenen Verfahren gegen den bilderstürmerischen Advokaten erhoben worden waren.

 

Unsere Leser wissen, daß die Offenlegung der freimaurerischen Netze in der Justiz immer delikat gewesen ist, denn förmliche Beweise sind schwierig beizubringen. Die Eigentümlichkeit der Drei-Punkte-Netze ("Drei Punkte Brüder = Freimaurer, d.V.) ist ihre Diskretion und seit dem verschiedene Korruptionsaffären ihre sehr reale Rolle gezeigt haben, zeigen sich die Brüder vorsichtiger. Enthüllungen können nur von denen kommen, mit denen sie täglich in Berührung kommen.

 

Wir kennen alle Rechtsanwälte oder Richter, die - zwischen der Birne und dem Käse zum Nachtisch - Einzelheiten über die Interventionen anvertrauen, die sie zwischen der Verwaltung und den Männern des Gesetzes erleben mußten. Aber das fällt in einen privaten Bereich. Maitre Méry aber hat öffentlich den Deckel (der Büchse der Pandora, d.V.) angehoben. Man muß verstehen, daß die erstinstanzliche Verurteilung - Verlust der Anwaltszulassung - ein Exempel statuieren wollte. Die Polemik, die die Pariser Anwaltsschranken beherrschte, zeigt, daß ein empfindlicher Punkt berührt wurde und mehrere sich getroffen fühlte; aber die Wendigsten sagten sich, wenn man den Schuldigen so gnadenlos bestrafe, scheine man ihm recht zu geben (Märtyrer sind oft lästig, d.V.)

 

Der Verteidiger des Maitre Méry hat sich daran gemacht, von den "Mängeln der Ehre" einen nach dem anderen zu demontieren, die seinem Mandanten in der Anklage vorgeworfen wurden. Aber das Berufungsgericht, welches die Vorinstanz nicht völlig desavouieren konnte, hatte einige davon aufrecht erhalten. Schließlich wird der Advokat nicht länger suspendiert sein als bis zum nächsten Dezember, aber er ist entschlossen, seinen Kampf fortzusetzen. Er hat Revision eingelegt.