Italienische Freimaurerei
"Die Verschwörung der italienischen Loge"
"Der Grossmeister der
italienischen Freimaurerei hat sein öffentliches Manifest erlassen, in dem er
gegen die Friedensbemübungen des Papstes Stellung nimmt und die Fortsetzung des
Krieges durch Italien fordert. Sein Manifest ist ganz logisch und folgerichtig.
Die italienische Loge ist dem Verräterkrieg zu Gevatter gestanden, und wie
ängstlich es ihr auch allgemach zu Mute werden mag, sie kann jetzt nicht mehr
zurück und muss in ihrem anarchischen Werke zu Ende gehen, vielleicht immer in
der Hoffnung, die Blitzstrahlen des langsam sich über den italienischen
Urhebern dieses Krieges zusammenziehenden Gewitters auf die goldenen Spitzen
der Savoyenschen Königskrone hinlenken zu können.
Es wird immer eine ernste
Lehre bleiben, welches Verhängnis diese Geheimgesellschaft über einen ganzen
Staat und sein Volk heraufbeschwören konnte. Aus der jüngsten Zeit liegen eine
Reihe von Veröffentlichungen deutscher Freimaurer über die Rolle der
italienischen Loge im Weltkriege vor, die wertvolle Zeugen auf einem Gebiete
sind, das durch die Aftermystik des Logentums immer mit Absicht vor der grossen
Welt in Dunkel gehalten wurde und aus dem früher jede Enthüllung leicht mit dem
Spotte der Gespensterseherei abgetan werden konnte. Nun stellen deutsche
Freimaurer fest, dass dem nicht so ist und dass die italienische
Logenorganisation an dem grössten Verbrechen an Treu und Glauben der Völker,
das die Weltgeschichte kennt, als Urheberin mitgewirkt und, mit dem Blute der
Judastat befleckt, an dem Frieden der Völker sich vergriffen hat. Und doch
haben wir bisher immer in unzähligen Deklamationen der freimaurerischen Presse
und Veranstaltungen gehört, dass das Kantsche Ideal von dem ewigen Frieden in
der freimaurerischen Gedankenwelt rein wie nirgends zum Ausdruck komme.
Zu den grossen
unwiderleglichen Aufdeckungen dieses Krieges gehört auch die der politischen
und moralischen Abgründe, die dieser Geheimbund in Italien besitzt. (Also schon lange vor P 2 = Propaganda Due)
Die italienische Freimaurerei
ist dabei eine straffe Organisation, in welcher der Despotismus des
Grossmeisters, der einen "Bruder" telegraphisch vom Orden ausweisen
kann, und einer Clique leitender Stellen das grosse Wort führt. Es besteht eine
besondere Kommission für politische Angelegenheiten und es ist die
Parteipolitik, die sich dabei hervorkehrt. Rücksichtslose Ausnutzung der Macht,
so lautet die Parole. "Wenn es einem Staatsmann, der Bruder ist, einfällt,
anders zu handeln, als es im Palazzo Giustiniani, dem Sitz des Grossorients,
genehmigt ist, so kann er nicht nur seine freimaurerische Existenz aufs Spiel
setzen", sagt der deutsche Freimaurer Dr. Müffelmann in seiner Schrift.
Wollte er damit den plötzlichen Tod des italienischen Generalstabschefs Pollio
erklären, der als überzeugter Gegner eines Krieges gegen Oesterreich galt und
der unter ganz merkwürdigen Umständen aus der Reihe der Lebenden verschwand?
Eine Terroristengesellschaft, die mit ihren Zeitungen, mit gewalttätigen
Strassenkrawallen, mit brutaler Einschüchterung der Friedensfreunde alles tat,
um das italienische Volk in einen blutigen Krieg hineinzustürzen, wird freilich
durch das Loben einzelner Unbequemer sich nicht Hindernisse bereiten lassen.
Eine Maffia des politischen Verbrechens ‑ als das hat sich die
italienische Freimaurerei vor aller Welt enthüllt und jeder Tag des italienischen
Krieges ist eine neue Anklage gegen diese Organisation der Tücke, des Meineids
und der finsteren Gewalt.
Ein Vorhang ist vor den Augen
der unbefangenen Menschheit zerfetzt zu Boden gesunken und die offene Szene
zeigt die italienischen Schauspieler des christentumlosen Gesellschaftsideals
ohne Schminke und phantastische Verkleidung, ohne Soffittenlicht und Heldenpose
als schuldbeladene, blutbefleckte Verschwörer."
Quelle: Wiener "Reichspost" vom 23. September 1915