Geheimschreiben Clemens XII.
Das achtzehnseitige Geheimschreiben des Papstes Corsini, Clemens XII.,
aus dem Jahre 1738 enthält die wahren Gründe für die Exkommunikationsbulle
gegen die Freimaurerei. Es wurde - soweit ersichtlich - erstmalig in seinen
Kernaussagen in deutscher Übersetzung im Jahre 1962 in Peyrefittes "Die
Söhne des Lichts" veröffentlicht. Daraus der maßgebliche Auszug:
In der Ecke des Lokals zieht
Pater de Trennes, nachdem alle übrigen Gäste gegangen sind, behutsam ein Bündel
maschinengeschriebener Blätter aus seiner Tasche.
»Achtzehn sind es. Ich habe
sie wortwörtlich von den achtzehn Seiten des Originals abgeschrieben, die ich
ein paar Stunden lang tief bewegt in meinen Händen hielt. Man hat mir gestattet
zu kopieren, nicht zu fotokopieren.«
Die Bulle selbst ist auf
lateinisch abgefaßt, der Brief aber auf italienisch, in jenem schönen
Kurienstil, den man in fiocchi nennen
möchte. Die Schriftzüge auf dem dicken, gerippten, strohfarbenen Papier sind
langgezogen, nach rechts geneigt, schlank, mit Tusche geschrieben, und sie
zeigen noch Spuren des Goldstaubs, der zum Löschen diente. Die Bogen haben
ungefähr das heute im Behördenverkehr übliche Format. Die Rückseite des letzten
Blattes trägt ein schwarzes Wachssiegel mit unentzifferbarem Wappen und die
Unterschrift Clemens' XII. manu propria.
Zu Beginn des Briefs wird
grundsätzlich festgestellt, daß es "die
Pflicht eines Katholiken ist, in Gewissens- und Glaubensfragen der Gefahr, in
Versuchung zu geraten und sich Gedanken zu eigen zu machen, deren
Beschaffenheit er nicht genau kennt, aus dem Wege zu gehen." Es folgt
die These, daß "eine Lehre, die
geheimzuhalten man für nötig befindet, nichts Gutes bezwecken kann".
Georges schaut den Pater an,
als wolle er ihn fragen, was ihm eigentlich soviel Bewunderung eingeflößt habe.
»Stoßen Sie sich nicht an
diesen Gemeinplätzen«, sagt der Pater. »Lesen Sie weiter.«
»Ein Katholik muß vor allem Glauben haben, er muß an die verkündeten
Wahrheiten glauben. Jede Theorie oder Lehre, die mit dem katholischen Glauben
in Widerspruch steht, ist in Unseren Augen notwendigerweise falsch und
trügerisch. Ein Katholik, der sich zu ihr bekennt und das Gelöbnis ablegt, sich
zu ihr zu bekennen und sie zu verbreiten, ist ein schlechter Katholik: mehr
noch, ein Nichtkatholik, ein Abtrünniger und ein Anhänger des Antichrist.«
»Die Worte lassen an
Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig«, sagt der Pater, der mit Georges
mitliest. »Aber die Fragwürdigkeit dessen, was folgt, wird Ihnen wiederum
Vergnügen bereiten. Lesen Sie.«
»Wie kann ein Katholik das Bedürfnis haben, sich zu anderen Lehren zu
bekennen und sie zu verbreiten, wenn er bereits die seinige hat, die von Gott,
also auch von Christus kommt?«
Ȇberfliegen Sie den
Abschnitt, der besagt, daß es für einen Katholiken unmöglich ist, ein Gelübde
abzulegen, das ihn zwingt, seinem Beichtiger etwas zu verheimlichen. Dieses
Argument wäre nur treffend, wenn man dem Bewerber wirklich die Obszönitäten und
Ketzereien zumuten würde, die der Inquisitor von Florenz verzeichnet hat.
Geschickter ist das Folgende, das die Eingeweihten der niederen Grade
beeindrucken wird.«
"Der Christ täuscht sich um so eher, als die Gesellschaft, der er
angehört hat, die wahre Natur ihrer Lehre gemäß ihrer eigenen Verfassung nur
stufenweise enthüllt, so daß er, selbst wenn er die höchsten Grade der
Hierarchie erreicht, nie die Gewißheit haben wird, diese Lehre und die wahre
und letzte Bedeutung dieser Lehre, und die wahren und letzten Ziele dieser
Gesellschaft zu kennen."
»Da wird aus dem himmlischen
Reich ein bißchen zu sehr das Reich der Kinder gemacht«, sagt Georges.
Im nächsten Abschnitt wird
wiederholt, welcher Gefahr die Katholiken in der Maurerei "hinsichtlich ihres Glaubens, ihres Handelns und ihres
Seelenheils" ausgesetzt sind. Danach wird begründet, weshalb sie von
den Sakramenten ausgeschlossen sind, "um
sie vor der Verirrung und der endgültigen Verderbnis zu bewahren, um ihres
Seelenheiles willen."
»Wir«, so fährt Clemens XII. fort, »Wir kennen sehr wohl die wahre Lehre und den wahren Sinn jener
perversesten und gefährlichsten aller Sekten, eben weil sie mit der von den
Kindern der Finsternis geübten Kunstfertigkeit ihre wahre Natur verbirgt und
ihre wahre Lehre verschleiert. Wir sind der Überzeugung, daß es unnötig ist, in
der Öffentlichkeit über solch augenfällige Dinge zu disputieren, denn durch
das, was man in der Öffentlichkeit davon weiß, wird die Unvereinbarkeit jener
Sekte mit dem christlichen Geist hinreichend bestätigt.«
"Sie sind gewiß
überrascht", sagt der Pater, "hier nicht nur dem halben Eingeständnis
der Zurückhaltung zu begegnen, von der ich Ihnen sprach, sondern auch den
Ausdrücken, die späterhin so häufig gebraucht wurden, um die Maurerei aus
politischen Gesichtspunkten zu verdammen. Und das zu einer Zeit, da die Maurer
alljährlich am Johannistag und für ihre verstorbenen Brüder Messen lesen
ließen! Wenn man an Gott glaubt, zwingt sich der Gedanke auf, daß der Papst von
Gott erleuchtet worden ist."
»Vom Gott der Jesuiten,
vermutlich?« sagt Georges, dem eine ähnliche Betrachtung des Paters Brissac
einfiel.
"Zur Erinnerung und künftigen Mahnung schreiben Wir all dies nieder"
fügt der Heilige Vater hinzu.
"Eine Lehre, die nicht die tiefe Realität und Wahrheit der Göttlichkeit
Christi anerkennt, des zum Heile der Welt Mensch gewordenen Sohnes des wahren
Gottes, kann sich nicht christlich nennen, weil sie Christus abspricht, was das
Fundament seiner Offenbarung und seiner Kirche bildet.
Ihr habt bereits gesehen, welche verheerende Wirkung das Schisma bei
denen hervorgerufen hat, die behaupten, Christen zu sein, und die gleichwohl
aus Stolz und aus Trotz die Wahrheit einer einzigen, christlichen, katholischen,
apostolischen und römischen Kirche nicht anerkennen wollen. Diese falschen
Christen verdammen Jesus tagtäglich mit ihrer Lehre, aus dem gleichen Grunde
wie der Sanhedrin ihn verdammte: weil er sich Gottes Sohn genannt hatte...
Welch ungeheuerlicher Widerspruch! Welch schroffer Gegensatz! Welch grauenhafler,
von vielen boshafterweise gewünschter Irrtum! Sie gebrauchen den Namen Christi,
um dem Antichrist zu dienen."
»Herrliche Beredsamkeit«, sagt
Pater de Trennes, »aber sie wird dann abgeschwächt durch die Beschuldigung
jener >falschen Christen<, >sich
so häufig auf die Worte des Alten Testaments zu beziehen, wie Luther.< Rom
scheute sich nicht, dem Protestantismus auf dem Umweg über die Maurerei seine
Meinung zu sagen. Indes, die Anspielung auf Luther ist merkwürdig, weil
Antimaurer unserer Tage bei ihm und bei anderen Begründern des Protestantismus
den Ursprung der spekulativen Maurerei gesucht haben, wie Pater Brissac ihn im
Umkreis des Sanhedrin sucht. Aber Sie werden sehen, daß Clemens XII. nichts
vergessen hat. Fahren Sie fort, lieber Georges.«
"Und während bis dahin diejenigen, die sich dem Christentum und
seiner Lehre widersetzten, ihre Überzeugungen und Eigenschaften offen und ohne
Falsch bekannt hatten, haben dahingegen jene Menschen, inspiriert von ihrer
angeborenen Bosheit ‑ da, wie das Evangelium sagt, die Kinder der
Finsternis auf dieser Erde gerissener sind als die Kinder des Lichts ‑
sich jenes hinterlistige System ausgedacht, Christus und seine Kirche zu
bekämpfen, indem sie die Christen als Werkzeug benutzen ... Die luden, die
Christus verdammten, sind heute nicht nur diejenigen unter den Hebräern, die in
ihrem Irrtum verharren, sondern auch diejenigen unter den Christen, die ihn,
bewußt oder unbewußt, begeben."
»Clemens XII. scheint an
Dantes Verse zu denken, auf die Pater Brissac so viel Gewicht legt«, sagt
Georges.
Pater de Trennes murmelt sie
vor sich hin, obwohl er sie widerlegt hat: "Seid
Menschen und keine einfältigen Schafe ‑ Auf daß der Jude unter Euch nicht
Eurer spotte."
Ȇbergehen
wir«, sagt er dann, »die Abschnitte, in denen die >Fürsten des Volks<, >das mosaische Gesetz< und die
Gründe verurteilt werden, die zur Verdammung Jesu führten, weil er ein
geistlicher Führer und nicht ein >politischer
Condottiere< der Hebräer sein wollte. Wir wollen uns auch nicht mit der
Behauptung des Papstes befassen, daß >ihre
Priester und die Fürsten des Volks schließlich nicht mehr an Gott glaubten<.
Aber wie kam er dazu, die Rolle zu erraten, die die Juden insgeheim bei
der Gründung der Maurerei gespielt hatten und die sie bald an ihrer Spitze
spielen sollten?«
»Eine weitere Metamorphose des
Paters de Trennes in Rom«, sagt Georges; »jetzt ist er Pater Brissac geworden.
Aber der hatte nicht vermutet, das Geheimschreiben könne von den Juden handeln,
da sie in den Logen der damaligen Zeit unsichtbar waren.«
»Deshalb bedurfte es einer
übernatürlichen Erleuchtung ‑ derjenigen der Kinder des Lichts ‑,
um zu bemerken, was niemand wußte noch ahnen konnte. Schauen Sie sich die
erstaunliche Fassade der damaligen Maurerei an. In Paris ist der Großmeister
ein Vetter der Stuart, Lord Derwentwater, der kurz darauf durch den Herzog von
Antin ersetzt wird; in London ist der Prince of Wales im Jahr zuvor eingeweiht
worden, und Großmeister ist der Herzog von Chandos; in Irland ist es Lord
Blesinton; in Schottland Lord Kintore; der spätere Friedrich der Große sollte
im August desselben Jahres in einer Braunschweiger Loge eingeweiht werden; in
Florenz war Franz von Lothringen; in Nancy Stanislaus Leczinsky; in Rom, wo die
Jakobiter‑Loge sich für >schlafend gelegt< erklärte, Lord Wintoun.«
»Neuerliches Kompliment für
das Adlerauge des blinden Clemens XII.«, sagt Georges.
»Lesen Sie weiter. jetzt kommt
die wichtigste Stelle.«
"Die Juden haben, nachdem
sie die Christen veruneinigt und viele von ihnen zu Sendboten des Antichrist
gemacht hatten, ein Mittel gesucht, um die Existenz Gottes zu leugnen."
»Pater Brissac geht noch
weiter«, sagt Georges: ».die Juden suchen die Christen für die Maurerei zu gewinnen,
um Juden aus ihnen zu machen.«
"Zu diesem Zweck haben sie als Gegenstand ihres Kults die
menschliche Vernunft eingesetzt, die sie als einzige Triebkraft der Menschheit
bezeichneten und auf den Altar erhoben. Dünkelhafte Vergötterung, durch die sie
sich selbst vergöttern, unsittliche Hoffart, die das Vergeben Luzifers
wiederholt, Auflehnung des Menschengeists gegen seinen Schöpfer und Herrn,
dessen Existenz sie leugnen, denn wenn Gott existiert, kann der Mensch nicht
vom Menschen vergöttert werden."
»Kündigt dieser Papst nicht
prophetisch die Göttin der Vernunft an?« sagt Pater de Trennes.
"Möglich, aber die Göttin
der Vernunft ist eine Übertreibung, eine Nachahmung, geradezu eine Parodie,
Auftrag für eine Malerwerkstatt und nicht für eine maurerische Werkstatt. Aber
die Vernunft, meine Vernunft mit allen Kräften zu verteidigen, fühle ich mich
bereit ‑ >jene kleine Laterne, die uns in der Nacht leitet und die der
Theologe auslöschen will<."
»Unterschätzen Sie nicht das
Argument des sich vergötternden Menschen. Es ist bemerkenswerter als alle sonst
vorgebrachten. Auch da geht der erstaunliche Clemens XII. im voraus auf Lehren
ein, die Europa nicht kannte oder die erst entstehen sollten ‑ den
orientalischen Mystizismus, wo der Eingeweihte sich in sich selbst versenken
soll, den Positivismus, die Anthroposophie, den atheistischen Humanismus.«
»Statt Erhebung und edlen Stolz aus der demütigen Verehrung Gottes zu
gewinnen, der dem Menschen das Denkvermögen und die Fähigkeit zur Erkenntnis
verliehen hat, um ihn zu erkennen, ihm zu dienen und um seine Wahrheit zu
suchen, behaupten sie hochmütig, sie besäßen die Wahrheit selbst, und alle materiellen Fortschritte ‑
anstatt den menschlichen Geist allmählich zur Gotteserkenntnis zu führen ‑
bewiesen nur seine Nichtexistenz.«
Wieder
mußte Georges an Pater Brissac denken: die Anspielung auf die Fortschritte der
Wissenschaft in seinem Brief wirkte wie ein Echo dieser Stelle des päpstlichen
Schreibens.
»Die Existenz Gottes soll also angeblich im Widerspruch
zur menschlichen Vernunft stehen, und die menschliche Vernunft, als
Selbstzweck, da mit dem physischen Tode zum Erlöschen bestimmt, soll der wahre
und einzige Gott eines nur zum Ruhme des Menschen und seiner Vernunft geschaffenen
Universums sein.«
»Clemens XII. wußte alles,
aber er kannte unsere Formel nicht: >Zum Ruhme des Großen Baumeisters aller
Welten!< Worte, nichts als Worte, lieber Pater!«
»Warten Sie ab. Lesen Sie im
Folgenden die Antwort auf Ihren Einwurf und auf andere.«
"So ist die wahre Lehre der Brüder Freimaurer beschaffen, eines
Geheimbundes, der die Existenz Gottes leugnet und sich damit brüstet, daß sie
ihm als Symbol dient. Wer ist der Gott, den eben jene Vernunft leugnet, die sie
in den Mittelpunkt des Universums stellen und die, wie sie behaupten, die
Existenz Gottes widerlegt? Er ist der Höchste Baumeister aller Welten. Er ist
oberster, aber nicht einziger Baumeister aller Welten. Wo es etwas
übergeordnetes gibt, gibt es notwendigerweise auch etwas Untergeordnetes, einen
anderen, der mit diesem nicht‑einzigen Gott das Universum gebaut hat und
baut. Nun, Gott, wie er sein soll, wenn man ihn als den Allmächtigen, den
Schöpfer und Herrn erfaßt, kann nur der Einzige Baumeister des Universums sein,
wie er es für den wahren Christen in seiner unteilbaren und einzigen
Dreieinigkeit ist. Die Oberhoheit dieses Gottes als Baumeister des Universums
bejahen, heißt praktisch die einzige rationale Möglichkeit der Existenz Gottes
leugnen."
»Ich denke, lieber Georges,
Sie sagen nicht mehr: >Worte, nichts als Worte!< Denn wir sind am
Kernpunkt der Frage angelangt, die uns beschäftigt ‑ der Frage, die den
guten Berteloot nebst vielen anderen beschäftigt hat und die heute dem Fall
Marsaudon zugrunde liegt. Wenn die im katholischen Glauben aufgewachsenen
Maurer der Grande Loge, des Obersten Rates und die Schottischen Maurer
gemeinhin meinen, die Kirche werde sie schließlich als gute Katholiken anerkennen,
weil sie den Großen Baumeister aller Welten anrufen, so können sie jetzt ihre Illusionen
begraben. Es sei denn, Johannes XXIII. ist stärker als Clemens XII.« 1
"Aber in der M. U. M. ‑
der >Massoneria Universale Moderna< ‑ Ihrer guten italienischen
Patres legt man doch das Gelöbnis auf den Höchsten Baumeister aller Welten
ab?"
»Tun Sie nicht, als hätten Sie
ein schlechtes Gedächtnis: die M. U. M. ruft zwar den Höchsten Baumeister an,
aber zusätzlich Gott, den Schöpfer und Vater aller Dinge.«
»Von diesem Augenblick an gibt
es vielleicht eine jesuitische Maurerei, aber keine Maurerei mehr.«
»Sie billigen Clemens XII.,
mein lieber Georges.«
"Dieser Höchste Baumeister aller Welten, den die Freimaurer ihren
Anhängern wie einen leeren Spiegel vorhalten, um deren Geister zu verwirren und
vor plötzlichen Erkenntnissen zu bewahren ‑ was ist er denn anderes als
der Zufall, dem ihre verblendeten Lehren den Ursprung des sinnlich wahrnehmbaren
Universums zuschreiben? Ein bloßes Schemen ohne jede Ähnlichkeit mit dem Gott,
an den wir glauben."
»Clemens
XII. steht nicht mehr über der Sache«, sagt Georges: »er steigt auf das Niveau
des Pater Caprile herab, der uns auch vorwirft, unser Gott sei der Zufall.
Friedrich der Große nannte ihn nur die Majestät.«
»Weiter, mein Lieber, es steht
Ihnen noch einiges bevor.«
»Ihr Gott ist Baumeister, sie aber nennen sich Maurer und damit ständige,
direkte und notwendige Mitarbeiter des Baumeisters, und nicht seine Söhne und
Diener. Sie sind zugleich die Mauersteine, mit denen Tag für Tag jenes
Universum erbaut wird, dessen Mittelpunkt nicht mehr Gott ist, sondern, nach
ihrer Lehre, die menschliche Vernunft, als wirklicher Baumeister von allen. Sie
sind die Maurergemeinschaft, das heißt die Bauhütte, die die Maurer vereinigt
und aus der die Bausteine dieses Gebäudes der Menschheit kommen.«
»Sie müssen zugeben, daß das
nicht übel formuliert ist, lieber Georges. Die Maurer verdanken diesem Papst
das schöne, später von ihren Exegeten neu erfundene Bild, zusammen mit dem
Großen Baumeister die Erbauer des Universums, die >Mauersteine< des
Gebäudes zu sein.«
"Und dennoch meint er diesen
Ausspruch wörtlich. Er ist da ebenso naiv wie es später Leo XIII. war, als er
von der Rache der Maurer sprach. Er wirft uns vor, daß wir Gott als ein Symbol
betrachten, und er selber gebraucht uns gegenüber andere Ausdrücke, die Symbole
sind. Auf das Bild der >Mauersteine< ist er vermutlich durch das
gekommen, was wir den >Rauhen Stein< nennen, den der Eingeweihte glätten
soll. Aber der Mauerstein fliegt in seinen Garten zurück."
»Sie müssen immerhin
anerkennen, daß sein Brief, dessen grandiosen Schluß Sie jetzt lesen werden,
kein Wort von den Schmutzigkeiten des Inquisitors von Florenz enthält. Freilich
hat er darin die Satanssaat gesät, die unter seinen Nachfolgern aufgegangen ist
und Früchte gezeitigt hat.«
»Die Zeit wird kommen, da diese groteske Maske heruntergerissen werden
wird... Die Zeit wird kommen, da viele von ihnen schließlich ihren Atheismus
einsehen werden. Aber es wird auch die Zeit kommen, da viele Geister sich von
diesen so verfänglichen Banden befreien, viele Herzen sich gegen so viel
Überheblichkeit und Dünkel auflehnen werden, die uns zu dem Schluß führen, daß
diese Sekte satanisch ist, weil sie Lehren vertritt, die die Sünde Luzifers
darstellen, und viele werden nach hartem Mühen in der wahren Kirche jenes
Licht, jene von Gott erleuchtete Vernunft finden, die sie heute in der Irrlehre
und in der Überheblichkeit vergebens suchen... Die Zeit wird kommen, da die
menschliche Vernunft selbst ihnen den Funken eingibt, auf daß sie zum wahren
Licht zurückfinden. Es werden, wie Jesus sagt, Wunder geschehen, die vielleicht
sogar die Auserwählten überwältigen; aber Christus wird zu seiner Zeit kommen,
und er wird kommen mit Macht und mit Ruhm.
Stärken wir uns daher in der Tugend und in der Geduld. Während Wir kraft
Unserer Autorität die Pfade der Wahrheit und des Lebens weisen und kraft Unseres
Amtes den Katholiken einen derartigen Irrtum auf so feierliche Weise
untersagen, daß keiner behaupten kann, er sei nicht gewarnt worden, wollen wir
harren, bis, wie immer, der Irrtum den Irrtum zunichte macht. «
Um sich von dem Eindruck des
Geheimschreibens zu befreien, fragt Georges, wo das Grab seines Verfassers sei.
»In San Giovanni in Laterano,
und ich wollte Ihnen gerade vorschlagen, dorthin zu gehen«, sagte Pater de
Trennes. Ich verrichte meine Gebete gern in Sankt Peter neben dem Grabmal
Benedikts XIV., dessen Bullen aus einem Füllhorn quellen; mit Ihnen jedoch
möchte ich mich vor dem Grabmal Clemens' XII. sammeln. Es ist gerade der
richtige Tag dafür.«