Freimaurer und Marxisten

 

Etwa um die Zeit, da Friedrich Ebert erster Präsident der nach dem freimaurerisch‑goetheschen Weimar benannten ersten deutschen Republik wurde, nämlich am 8. Februar 1920 schrieb der Freimaurer Winston Churchill, damals Kriegs‑ und Luftfahrtminister von Großbritannien, im 'Illustrated Sunday Herald':

 

"Seit den Tagen eines Spartacus­-Weisshaupt bis hin zu jenen eines Karl Marx, eines Trotzky, Bela Kuhn, einer Rosa Luxemburg und einer Emma Goldman in den USA, ist diese weltweite Konspiration mit dem Ziel einer Überwältigung unserer Zivilisation und der Konstruktion einer Gesellschaft auf der Grundlage verhinderter Weiterentwicklung, neidischer Bosheit und unmöglicher Gleichheit ständig im Wachsen begriffen. Sie spielte eine nicht zu leugnende sichtbare Rolle in der Tragödie der Französischen Revolution. Sie war Ausgangspunkt für eine jede subversive Bewegung im XIX. Jahrhundert. Und jetzt hat schließlich diese Bande außerordentlicher Personen aus der Unterwelt der großen Städte Europas und Amerikas das russische Volk beim Schopfe gefaßt und ist unzweifelhaft zu Herren jenes Riesenreiches geworden".

 

So, wie jener I. Weltkrieg also mit einer Ehe zwischen Freimaurern und Marxisten endete, mündete ebenso der II. Weltkrieg in diesen Strom. Und obwohl aller Welt immer wieder die Riesenfotos von Jalta vorgehalten wurden, auf welchen wir Freimaurer und Kommunisten in trunkenem Jubel vereint sehen, einig im Aufbau einer Welt, die nur noch ihnen gemeinsam gehört, und einig in der Anwendung brutalster Polizeigewalt bis zum äußersten (Worte, die dann sowohl ein Rotarier Benda wie auch ein Freimaurer Allende fast übereinstimmend wiederholen, als die Jugend nicht will, wie sie wollen), ist die Menschheit blind für dieses doch nun wirklich an Klarheit und Eindeutigkeit nicht mehr überbietbare Ereignis. Spricht von tausend Nebensächlichkeiten und nicht vom eigentlich Wesentlichen. Bis in die kleinsten Details hinein zeigt die Geschichte jener Jahre, was gewollt ist. Freimaurer, die solche Entwicklung ihres Bundes nicht mitmachen wollen, wie etwa Admiral Darlan, werden kurzerhand ermordet. Andere, wie etwa der französische Admiral Auphan, bemühen sich vergebens darum, die Kontinuität in der französischen Politik zu wahren. Hatte schon der Mord an Darlan in Algier eine Brücke zwischen den beiden Frankreich, jenes von Vichy und jenes De Gaulles, im Augenblick der deutschen Niederlage fast unmöglich gemacht, so zeigen alle weiteren Bemühungen Auphans, daß "De Gaulle gewählt hatte. Die zahllosen Verfolgungen Jener, die Vichy unterstützt hatten, die summarischen Exekutionen, die Einkerkerungen, sprechen eine so deutliche Sprache, der nichts mehr hinzugefügt zu werden braucht. Zwischen den moralischen Grundlagen der nationalen Revolution eines Pétain und der Zusammenarbeit mit dem Kommunismus hatte die neue Macht klar gewählt. Frankreich zieht seitdem daraus die Konsequenzen" (Histoire élémentaire de Vichy", 1971). Die Freimaurerei hatte von Washington her befohlen, wie Frankreichs Weg verlaufen sollte. Indochina und Algerien waren seit jenen Tagen genauso fällig wie der Maiaufstand 1968 und die "neue Mathematik". Die Saat geht auf, die hundertfünfzig Jahre vorher gesät wurde: "Nicht nur im liberalen Bürgertum, sondern ebenso in der Arbeiterschaft wirkten die Lehren des Illuminatismus fort. 'Der Geist der höher gestellten Freimaurer', schrieb Haller 1840, 'ist nämlich mit allen seinen Konsequenzen auch unter die Proletarier gefahren. Was jene gegen Fürsten und Adel thaten, wird jetzt von diesen mit gleichem Grund gegen die höheren und reicheren Bürger-­Klassen getan. Sie sind ja doch der neue Adel und haben jetzt ausschließend die Gewalt in Händen'. Die Parolen Weisshaupts ließen sich immer von neuem gegen die jeweils herrschende Führerschicht anwenden, bis am Ende jede Autorität zerschlagen und der anarchische Urzustand wiederhergestellt war. Sogar Karl Marx und Friedrich Engels mußten im Kommunistischen Manifest zugestehen, daß die Bourgeoisie 'die Waffen geschmiedet' und 'die Männer gezeugt' habe, welche die Proletarier befähigten, das Bürgertum zu bekämpfen und die Diktatur des Proletariats zu errichten. Nach dem Urteil der Freimaurer Zeitschrift "Latomia" hat die Freimaurerei die Menschenrechte solange in ihrem Ritual zu hüten, bis der Tag gekommen ist, wo sich die Völker die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit selbst erkämpfen und damit den Urzustand wiederherstellen. Die Freimaurerei soll den Völkern 'nur Humanität und immer wieder Humanität' lehren, dann wird die 'Lotosblume der Brüderlichkeit' über die Gräber der lebenden Generation hinaus für die Menschheit in nie endender Pracht und Herrlichkeit erblühen und Freiheit und Gleichheit wird in dem reinsten Communismus, dem moralisch‑ästhetischen der Freimaurerei stets wurzeln' (Adolf Rossberg: "Freimaurerei und Politik im Zeitalter der Französischen Revolution", Berlin 1942, S. 234).



Das war 1848 gesagt worden. 100 Jahre später hat sich die Meinung der Freimaurerei nicht um einen Deut geändert. Im Buletin No. 25 des Obersten Rats der Freimaurerei Frankreichs werden die Ergebnisse veröffentlicht, zu welchen im September 1946 das Grosskapitel des Ordens bezüglich der Beziehungen zwischen Freimaurerei und Marxismus gekommen war. Vorgetragen werden sie von Bruder Paul Chevalier, Großmeister des Groß­Orients von Frankreich:

 

"Die Doktrin von der Glückseligkeit nach dem Tode ist eine Sklavendoktrin, eine Doktrin von Besiegten, eine Doktrin von Verzweifelten oder doch wenigstens von Pessimisten. Marxisten und Maurer bezeugen beide mit ihrem Willen zu irdischem Glück ihren Optimismus und ihr Vertrauen in das Leben ... Der freie Mensch kann sich ohne Hemmungen entwickeln, kann die tiefen Sehnsüchte seines Fleisches und seiner Seele befriedigen ... Marxismus und Maurerei haben das gleiche Ideal der irdischen Glückseligkeit, doch, während der Marxismus sich damit beschäftigt, die Gesellschaft entsprechend den wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu organisieren, bemüht sich die Maurerei darum, die menschliche Seele zur Vollkommenheit zu führen. Stoßen sich also etwa Marxisten und Maurer in ihrer Weltsicht? Unmöglich! Damit jenes gesellschaftliche System möglich sei, braucht es Menschen, die Qualitäten besitzen, wie die Freimaurerei sie züchtet. Wenn die Freimaurerei nicht bestünde, so müßte der Marxismus sie erfinden. Ein Marxist kann ein perfekter Maurer sein. Ist er das nicht, so benimmt er sich zwangsläufig doch als wäre er es. Ein Freimaurer kann voll und ganz die philosophischen Konzepte des Marxismus annehmen. Kein Konflikt ist denkbar zwischen den philosophischen Grundsätzen des Marxismus und der Freimaurerei"

 

Quelle: "Das verschleierte Bild zu Sais" von Juan Maler, Buenos Aires 1974, S. 244 - 246

 

 

 

Wer wissen will, wo die eigentlichen Urheber auch des (vordergründig von erzkonservativen Regierungen wie dem einstigen ostdeutschen SED­-Regime gestützten) Linksterrorismus sitzen, dessen genasführte »Soldaten« der Weltrevolution an einer genügend langen Leine gelassen wurden, um hin und wieder marginale amerikanische und kapitalistische Einrichtungen ohne nennenswerte Schäden zu sabotieren, der untersuche einmal die Hintergründe der schon Jahre zuvor von einem gewissen Monsieur Plantard de Saint‑Clair prophezeiten Pariser Unruhen von 1969, die Frankreich nahezu ein Drittel seiner Goldreserven kosteten. Die Lösung des Rätsels findet sich dann vielleicht in der Beantwortung der Frage, welche Loge eigentlich die Kosten dafür übernommen hatte, daß Kuron Modzelewski (alias Cohn Bendit) danach mit seiner »Huri« im Geld schwelgend von Mittelmeerinsel zu Mittelmeerinsel ziehen konnte. Man könnte diese Fragen auch noch ausweiten: Welche okkultistisch‑esoterischen Kreise waren es eigentlich genau, denen die Pfarrerstochter Gudrun Ensslin nahestand? Wie eng waren denn die Verbindungen von Ulrike Meinhof, die mit ihren Informationen dem deutschen Sektenjäger und Okkultistenforscher Horst Knaut erst so richtig auf die Sprünge half, zu wirklich »geheimen« Logen und Okkultisten? Wenn der einstige Verfassungsschützer der BRD, Günther Nollau, meinte, man müsse »Religiosität und Okkultismus« in das vorterroristische Umfeld mit einbeziehen, so hat er bezüglich eines gemeinsamen Nenners (unter vielen anderen) und eines aktuellen Zusammenhangs mit der Ursprungsgeschichte des Dritten Reiches zweifellos den Nagel auf den Kopf getroffen.

 

Quelle: "Das schwarze Reich. Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert" von E. R. Carmin, 5. Auflage, München 2000, S. 520