Italienische Freimaurer
und Jugoslawiens Gold
Maurice Thorez, maßgebliche Persönlichkeit der Kommunistischen
Internationale, und Jossif Stalin, Leader der UdSSR,
hätten dem Marschall ein enormes Vermögen des alten Jugoslawien übergeben. Und
als dieses Geld alle wurde, sei Jugoslawien in Teilrepubliken zerfallen.
Die geheimnisvolle Geschichte mit dem Goldvorrat
des Königreiches Jugoslawien begann im Frühjahr 1941, als Flugzeuge der
Luftwaffe täglich Tausende von Bomben über Belgrad abwarfen. Allen war klar,
dass Hitler bald das Land besetzen werde. Der König Jugoslawiens, Peter
Karageorgievic, und dessen Regierung beschließen, den gesamten Staatsvorrat
zunächst nach Montenegro und anschließend nach Ägypten auszuführen.
60 Tonnen Edelmetall wurden in 1.300 Holzkoffer
eingepackt. Ein Sonderzug, der aus 57 Wagen bestand, machte sich unter Einhaltung
aller Sicherheitsvorkehrungen auf die Reise. Genau einen Monat brauchte der
„Goldzug“, um die Hafenstadt Kotor an der Adriaküste
zu erreichen. Peter Karageorgievic und dessen Gefolge haben zusammen mit dem
Staatsvorrat auch allerhand persönlichen Schmuck und Währung fortgeschafft.
Es war jedoch nicht gelungen, das Gold auf ein
Schiff umzuladen, denn die italienischen Faschisten hatten Montenegro praktisch
bereits besetzt. Und so wurde in den Bergen, dort, wo Heiducken
einst ihr Raubgut versteckt hatten, eine Höhle ausfindig gemacht, und darin
wurden alle 60 Tonnen Gold des Königreiches Jugoslawien gelagert. Der König
Peter nahm nur Kleingeld für persönliche Ausgaben mit und floh nach London.
Bis zum Jahre 1943 waren sich die Italiener
dessen sicher, dass man das Gold nach Ägypten verschifft hatte, doch dann
machte jemand die Faschisten auf die Höhle aufmerksam. Mussolini erteilte
sofort den Befehl, das Gold nach Rom zu verfrachten, ohne dabei seinen
Mitstreiter, Adolf Hitler, davon in Kenntnis gesetzt zu haben. Die Operation
leitete der junge Faschist Licio Gelli, der mit einem
speziellen Sanitätszug, der angeblich 73 an Pocken erkrankte Soldaten
transportierte, unter Umgehung der Kordons der Hitlertruppen, Triest erreichte.
Dort übergab er 8 Tonnen Edelmetall offiziell an den Verwalter der
italienischen Staatsbank und verhehlte die restlichen 52 Tonnen. Gelli begriff
sehr wohl, dass die Tage vom Duce gezählt seien, und bereitete sich auf das
Leben unter der neuen Macht vor.
Ende 1944 traf sich Gelli mit dem Leader der
italienischen Kommunisten, Palmiro Togliatti, einem
großen Freund von Stalin. Togliatti war zu jener Zeit Mitglied der
Koalitionsregierung Italiens. Genosse Togliatti setzte sich für die
Rehabilitierung des ehemaligen Faschisten ein, wofür Gelli an Palmiro Togliatti weitere 27 Tonnen Gold ablieferte. Er
erwähnte dabei mit keinem Wort, dass er in Jugoslawien 60 Tonnen geklaut und
den gesamten Rest des Schatzes, 25 Tonnen, in die eigene Tasche gesteckt hatte.
Nach der Beendigung des Zweiten Weltkrieges
übergab Palmiro Togliatti das „Geschenk“ an den neuen
Machthaber Jugoslawiens, Josip Broz Tito, der, auf
dem Goldvorrat der Karageorgievic beruhend, den Aufbau des Sozialismus in
Angriff nahm. Nach dem Zwist mit Moskau im Jahre 1948 hat Tito von den USA
darüber hinaus 30 Milliarden Dollar erhalten. Bis zu seinen letzten Tagen
vergötterte Tito das Gold, schwärmte er für Schmuck und Luxus.
Licio Gelli überlebte alle
seine Herren und Gebieter. Im April dieses Jahres wird er 94 Jahre alt. Nach
dem Krieg wurde Herr Gelli zum Besitzer einer Druckerei in der Stadt Pistoia.
Anschließend befasste er sich mit dem Möbelbusiness. 1962 wurde er in die
Freimaurerloge „Propaganda-2“ aufgenommen. 1969 wurde er zu ihrem
Organisationssekretär und nach einer Weile zu ihrem Großmagister. Nach der
offiziellen Schließung der Loge im Jahre 1974 verwandelte er sie praktisch in eine
politische Geheimgesellschaft.
Gelli schuf 25 vorgeschobene Gesellschaften in
Liechtenstein, Luxemburg und Panama, pflegte intensiv Kontakte zu
Reagan-Administration und die Beziehungen zum Präsidenten Haitis, Francois Duvalier, sowie zu der nächsten Umgebung des argentinischen
Präsidenten Peron. Zu seinem persönlichen Vermögen zählen Landsitze in Chile
und Paraguay, Häuser und Wohnungen in Mexiko und Brasilien. Herr Gelli
arbeitete aktiv mit der CIA zusammen und jetete
unermüdlich in der ganzen Welt, besuchte am häufigsten aber die USA und
Lateinamerika. Und er kontrollierte alles. So ist das bis Anfang der 80er Jahre
gewesen.
Doch dann traten „düstere Zeiten“ ein. Als
Gelli, vom bevorstehenden Besuch der Carabinieri gewarnt, kurz vor dem
Erscheinen der Polizei seine Villa Wanda. verließ, schaffte er es nicht, den
Safe mit einem Teil des jugoslawischen Goldes und der Mitgliederliste der
Freimaurerloge in seinem Garten auszugraben. Die Liste enthielt die Namen von 3
Ministern, 23 Parlamentsabgeordneten, 10 Präfekten, 10 Generälen des Carabinierikorps, 7 Generälen der Finanzgarde, 6 Admirälen,
83 Präsidenten von Staatsunternehmen, 12 Generaldirektoren der Banken und eine
Vielzahl von Richtern, Staatsanwälten und Beamten. Die parlamentarische
Kommission, die die Mitgliederliste der Freimaurerloge „Propaganda-2“
veröffentlichte, befand sie für echt, jedoch „unvollständig“. An der Spitze der
Loge hat aber Licio Gelli gestanden.
Später folgten Einziehung von 120 Millionen
Dollar in einer Genfer Bank, Festnahme, Gefängnishaft, Flucht und weitere
Verhaftung nach einigen Jahren. Doch statt 12 Jahre Haft hat Gelli lediglich
eine Meldeverpflichtung als Strafe aufgebrummt bekommen. Seine Villa Wanda
wurde zwar durch den Staat konfisziert, doch nach mehreren erfolglosen
Verkaufsauktionen Licio Gelli als verantwortlichem
Verwahrer anvertraut. In den letzten Jahren hat er die Geschäfte aufgegeben und
verfasst lyrische Gedichte und Erzählungen.
Gelli ist eine der widersprüchlichsten
Persönlichkeiten des italienischen politischen Lebens. Die Freimaurerloge
„Propaganda-2“ ist in den Jahren 1974 – 1981 ein Zentrum gewesen, in dem sich
Interessen der Politik, der Geschäftswelt und der Militärkreise kreuzten. Heute
hat sich die Gesellschaft geändert. Andere Menschen stehen an der Machtspitze.
Doch Gelli erinnert sich nur ungern an sein früheres Leben, denn Schwätzer
leben ja nicht lange. Schweigen ist Gold. Es dauert noch eine Weile, bis das
Spiel aus ist.
Quelle: Radio Stimme Russlands