EU schafft Wüsten
Vertrocknete
Flußbetten, ausgedorrte Stauseen und bereits aufgebrauchte Wasserreserven. Nach
dem Dürrejahr 2005 steht der Süden Spaniens und mit ihm der ganze
Mittelmeerraum vor einer weiteren Dürrekatastrophe. Vor allem für die Iberer
stehen seit Jahren die Zeichen auf Rot. Denn Berichten der Vereinten Nationen
zufolge sind über 30 Prozent des Landesgebietes von der Wüstenbildung bedroht ‑
einer menschlich forcierten.
Brüsseler Subventionen versickern im Wüstensand
Die meisten Wüsten auf unserem
Planeten sind sogenannte Wendekreiswüsten, die um den 23. Breitengrad nördlich
und südlich des Äquators liegen (Beispiel Sahara/Afrika). Ihre Entfaltung ist
auf Windströmungen zurückzuführen, die durch die Erddrehung in der Atmosphäre
entstehen. Im Windschatten von Bergen kommt es zur Bildung von Reliefwüsten
(Mojave/ USA). Kalte Meeresströmungen und die aus ihnen resultierende
Trockenheit sind für die Entstehung von Inlandwüsten (Gobi/China; Mongolei) und
Küstenwüsten (Atacama/Chile) verantwortlich.
All diese geographischen und
klimatischen Voraussetzungen bewirken die Entstehung von Wüsten, nicht aber für
deren Ausbreitung. Diese ist auf menschliche Einflußnahmen zurückzuführen. Die
Ursachen der rapide zunehmenden Wüstenbildung (Desertifikation, Desertifizierung)
sind Holzschlag, Ackerbau in Trockengebieten, Überweidung durch intensive
Viehzucht und Wasservergeudung. Mit anderen Worten: Erderwärmung,
Bevölkerungswachstum und der Globalisierungsprozeß lassen grüßen.
Anläßlich des Weltwüstentages
am 17. Juni 2005 warnten Klimaexperten vor der fortschreitenden Wüstenbildung.
Die Daten einer 22 Millionen US‑Dollar teuren Studie, an der 1.300
Forscher aus 95 Ländern beteiligt waren, zeigen, daß von der Desertifikation
mehr Menschen (zwei Milliarden) betroffen sind als von jedem anderen
Umweltproblem.
Wassermangel ist die erste,
schwerwiegendste Folge der Bodenaustrocknung. Immer öfter führt aber auch die
Zunahme von Staubstürmen zu Krankheiten (Fieber, Husten, Augenleiden ... ), die
mitunter tödlich enden. Schließlich zieht am unheilgeröteten Horizont
versandender Landstriche eine weitere Entwicklung herauf: Die Zahl der Klima- bzw.
Umweltflüchtlinge wächst direkt proportional zur Ausbreitung der Wüsten. Nicht
nur diese letztgenannte wird zunehmend auch zu einer europäischen
Herausforderung. Ort des medial minderbeachteten Geschehens ist der Süden
Spaniens.
Schauplatz Castril: Dem
südspanischen Dorf wurden bereits zu Kolumbus' Zeiten die Wasserrechte
zuerkannt. Die Bewohner bezahlten wenig für das kostbare Naß und verbrauchten
es maßlos. Das 3.000‑Seelen‑Dorf wies einen Wasserverbrauch auf,
der dem einer Kleinstadt mit zehnfacher Einwohnerzahl entspricht. Die Zeiten,
da haltlose Verschwendungssucht buchstäblich aus dem vollen schöpfen konnte,
endeten mit dem Hitzejahr 2005, konkret mit der Installation von Wasseruhren.
Schauplatz Mancha: Die weiten Feuchtgebiete
der Mancha sind nahezu völlig ausgetrocknet. Primärursache, so Manuel Carrasco,
Direktor des Nationalparks Tablas de Daimiel, gegenüber dem Online‑Magazin
Der Bund, ist die exzessive
Landwirtschaft. Standen vor wenigen Jahren noch zwanzig Quadratkilometer der
Region unter Wasser, ist es heute weniger als ein Quadratkilometer. Wo, so weit
der Blick, einst auch das Wasser reichte, begegnet man heute vertrockneten
Schilfgürteln und rissigen Lehmböden. Die Wasservögel sind verschwunden, in den
Flußbetten wachsen Sträucher und Bäume.
"Und dabei stehen wir
erst am Anfang eines Trockenzyklus", gibt Carrasco zu bedenken. Daran aber
sei nicht nur der fehlende Regen schuld. Die Verwüstung ganzer Landesteile gehe
überwiegend auf das Konto der Intensiv‑Landwirtschaft. Aus der
Grundwasserschicht werde seit Ende der 1970er Jahre mehr Wasser entnommen, als
durch Niederschläge nachfließt. Der Grundwasserspiegel liege heute 23 Meter
tiefer als ehedem. Im Umland seien über 60.000 illegale Brunnen gebohrt worden,
durch die dreimal mehr Wasser entnommen werde, als legal gefördert werden
dürfe.
Der spanische Staat ist an
dieser Entwicklung keineswegs schuldlos. Wurde das Wasser noch vor wenigen
Jahrzehnten mit von Eseln angetriebenen Schaufelrädern und alsbald
Elektropumpen gefördert, kam es danach zum Bau von Tiefbrunnen. Diesen
Modernisierungsprozeß subventionierte die spanische Regierung, ohne die
absehbaren Folgen maßloser Entnahmen zu berücksichtigen. "Heute werden die
Landwirte für diesen Raubbau von der EU subventioniert", klagt José Manuel
Hernandez von der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción dem Bund. "Sie erhalten Subventionen
für die angebauten Produkte, und wenn es durch die Trockenheit zu
Ernteausfällen kommt, erhalten sie nochmals öffentliche Gelder."
Tatsächlich versickert ein
nicht unwesentlicher Teil der 45 Milliarden Euro, mit denen Brüssel die gemeinsame Agrarpolitik fördert, wie Regen
in der Wüste. Rund 80 Prozent des Wassers im Mittelmeerraum verbraucht die
Landwirtschaft, und eben diese wird äußerst großzügig subventioniert.
Ein Kilo spanische Erdbeeren verschlingt 120
Liter
Dies geschieht auf eine Art
und Weise, die von Ahnungslosigkeit oder übler Absicht geprägt ist, wie
Untersuchungen des WWF belegen. So werden neuerdings auch Olivenhaine geflutet,
obgleich die Bäume solcher Tränkung nicht bedürfen und mehr als drei Viertel
des eingesetzten Wassers verdunsten und somit wirkungslos bleiben. Einziger für
die Landwirte positiver Effekt: Die hohen Erträge lassen sich mit dieser
Methode weiter steigern.
Nach offizieller Statistik
schlägt das flüssige Fundament jener Überproduktion, auf welcher das
ökologische Kartenhaus der europäischen Wegwerfgesellschaft errichtet wurde, wie
folgt zu Buche: In Spanien werden 3,6 Millionen Hektar künstlich bewässert.
Dieser mit Brüsseler Fördergeldern belohnte Raubbau an beschränkten Ressourcen
umschließt auch Pflanzen, die besonders viel Wasser benötigen, wie zum Beispiel
Erdbeeren. Deren Kultivierung in trockenen Regionen grenzt an Hybris.
Ein Kilo spanischer Erdbeeren
verschlingt 120 Liter. Ein Kilo Tomaten oder die Tonnen von Wassermelonen, die
allein Deutschland aus dem Obst- und Gemüseanbaugebiet Almeria im Süden
Spaniens bezieht, verschlingen nicht minder vom begehrten Naß.
Solche
Verschwendung wird belohnt, den Bauern in anderen EU‑Ländern der
Geldhahn
zugedreht. Umweltbelastend hergestellte und oft hochgiftige, weil extrem pestizidbelastete
Obst‑ und Gemüseimporte aus Spanien überschwemmen somit den
mitteleuropäischen Markt.
Heimische Erzeugnisse können
in dem von geförderter Billig‑ und Massenproduktion entfachten Preiswettkampf
nicht mithalten. Leidtragende sind die mitteleuropäischen Bauern, die in das
existenzbedrohende Niemandsland zwischen Armut und wirtschaftlichem Ruin
verbannt werden, aber auch die mitteleuropäischen Konsumenten, die immer
häufiger mit minderwertiger, teilweise gesundheitsgefährdender Massenware
vorliebnehmen müssen.
Leidtragende sind aber auch
Zehntausende Afrikaner, die unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in den
Obstplantagen der südostspanischen Region El Poniente schuften. Als rechtlose
Tagelöhner vegetieren sie in Karton-Baracken. Ihr Arbeitsplatz im spanischen
Obst- und Gemüseland der Provinz Almeria, das ihnen kein Schlaraffenland sein
will, liegt unter einem Meer von weißen Plastikplanen. Die Atemluft ist mit
einem lebensbedrohlichen Spritzmittel‑Cocktail angereichert.
Schauplatz Portugal: In Teilen
des Landes hat es seit über acht Monaten nicht mehr geregnet. Die heftigste
Dürre seit sechzig Jahren und sich schon zu Sommerbeginn ausbreitende Waldbrände
sind die Folge. Da zahlreiche spanische Seen, etwa in den Tälern des Segura,
nur noch 15 Prozent der möglichen Füllmenge aufweisen, floß die üblicherweise
über die Grenze gelangende Wassermenge nur noch spärlich. Portugal verklagte
den iberischen Nachbarn daraufhin wegen der Nichteinhaltung vertraglich
zugesicherter Wassermengen auf Schadenersatzzahlungen in Höhe von sechs
Millionen Euro. Allerdings vergeblich. Spanien zeigte sich uneinsichtig und
verwies auf Ausnahmeklauseln. Die beiden Länder verbinden allerdings nicht nur wasserrechtliche
Querelen und agrarwirtschaftliche Sündenregister. Da wie dort werden über 60
Prozent der Waldbrände gelegt, von Brandstiftern, die in einem unmittelbaren
Soldverhältnis zu Grundstücksspekulanten stehen.
Das Wasser tropft aus löchrigen Leitungen
In Spanien waren von 26
Millionen Hektar Wald und Buschland im vergangenen Jahrzehnt zwei Millionen Hektar
von Bränden betroffen. Das ob fehlender Bewirtschaftung angesammelte Unterholz
und die ebenfalls subventionierte Aufforstung mit Nadelholz‑Monokulturen
sorgen zuverlässig für die rasche Ausbreitung des Feuers. Das von der
spanischen Regierung erwogene "Berggesetz", das die Umwidmung
abgebrannter Flächen in Bauland künftig verhindern soll, ist noch nicht in
Kraft getreten. Ebensowenig wurden angekündigte Maßnahmen zur Sanierung
ungenügender Bewässerungsanlagen und lecker Wasserleitungen umgesetzt.
Weiterhin verdunsten zwischen zehn und zwanzig Prozent des zu
Bewässerungszwecken dort transportierten Wassers in offenen Kanälen. Weiterhin
versickert in Andalusien, Portugal und Süditalien die Hälfte des Trinkwassers
aus löchrigen Leitungen.
Auch die Tourismuswirtschaft
verantwortet einen wachsenden Anteil an der galoppierenden Wasserverknappung
und ‑vergeudung. Bis 2025 sollen 655 Millionen Reisende den Mittelmeerraum
beurlauben. Das entspricht einer Verdoppelung der aktuellen Urlauber-Zahlen.
Alleine die für den Betrieb von Swimmingpools und Golfplätzen benötigte
Wassermenge wird zur Verödung weiterer Landstriche, der Austrocknung der
verbliebenen Feuchtgebiete und der Ausrottung zahlreicher Tier- und Pflanzenarten
führen.
Sollten, wie prognostiziert,
die Durchschnittstemperaturen bis zur Mitte des Jahrhunderts um zwei Grad
Celsius ansteigen, würden alle hausgemachten Probleme durch das gleichfalls
menschenverursachte Dilemma des Klimawandels potenziert. Anhaltende Hitzewellen,
Ernteausfälle und, ob akuten Wassermangels, Verbrauchsbeschränkungen machten
den gesamten Mittelmeerraum binnen kürzester Zeit zu einem höchst ungemütlichen
Wohnort und einem gewesenen Urlaubsparadies.
Quelle: Michael Howanietz in JUNGE FREIHEIT vom 14.7.2006
("Subventionierte Verwüstung")
Anmerkung: Ein Beweis mehr für die zerstörerischen Machenschaften der
freimaurerisch inspirierten EU-Bürokraten.