Dichterschimpf

 

Es gibt Berufe, da zählt es zum guten Ton, nicht über die Kollegen der eigenen Profession herzuziehen. Nicht so bei Schriftstellern. Sie halten mit kritischen Urteilen zu den Werken ihrer Mitbewerber selten hinter dem Berg, ja, es ist ihnen sogar ein Hauptvergnügen, mit Hingabe an einer möglichst treffenden Invektive zu feilen. Großmeister dieser Gattung sind zweifelsohne u.a. Georg Christoph Lichtenberg, Gottfried Benn, Arno Schmidt und Eckhard Henscheid. Der Literaturwissenschaftler und Publizist Jörg Drews hat die bösartigsten und glänzendsten literarischen Sotissen von der Antike bis zur unmittelbaren Gegenwart zu einem Kompendium zusammengestellt ‑ eine kleine Literaturgeschichte der ganz besonders unterhaltsamen Art. "Dichter beschimpfen Dichter". Herausgegeben und mit einem Nachwort von Jörg Drews. Mit 8 farbigen Bücherbildern von Jonathan Wolstenholme. 256 Seiten, Fadenheftung. Fester Einband. Haffmans Verlag. Nur bei Zweitausendeins. 9,90 Euro

 

"Er hat eine neue Mätresse? Unmöglich ‑ bei dem schläft doch nur das Publikum."

 

Cocteau überAnouilh

 

 

 

"Der Böll war als Typ wirklich Klasse

Da stimmten Gesinnung und Kasse.


Er wär' überhaupt erste Sahne,

wären da nicht die Romane."

 

Robert Gernhardt über Heinrich Böll

 

 

 

"Er manikürt seine Gedichte."

 

Else Lasker‑Schüler über Stefan George

 

 

 

"Es ist ein Jammer, dass viele Bücher gegen Ende abfallen. Bei 'Hundert Jahre Einsamkeit' zum Beispiel: 80 Jahre hätten es auch getan."

 

Borges über Gabriel Garcia Márquez

 

 

 

"Sehr nett zu lesen (sehr nett zu vergessen)."

 

Arno Schmidt über Heine

 

 

 

"Wer es auf sich genommen hat, die fast 2.000 Seiten 'Jahrestage' zu Ende zu lesen, der hat auch das Recht, seine Eindrücke in einem Wort zusammenzufassen: Schnüss. Und in drei: Ein verblendeter Unfug."

 

Eckhart Henscheid über Uwe Johnson

 

 

 

"'Ein Sommernachtstraum', ein Stück, das ich noch nie gesehen habe und auch nie wieder sehen werde, denn es ist das geschmackloseste, lächerlichste Zeug, das ich mein Lebtag gesehen habe. Einige hübsche Tänze und ein paar hübsche Weiber waren das einzige, was mir Vergnügen machte."

 

Samuel Pepys über Shakespeares Sommernachtstraum

 

Quelle: Zweitausendeins Merkheft 203 / September + Oktober 2006, S. 103

 

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