Travequerung
Satire darf alles!
(...) Auch an die Entwidmung
der Travemünder Allee/Landstraße im Bereich der Traveüberquerung bzw.
-unterquerung habe ich gedacht. Das wohl richtige Fachbuch ist aus der NJW-Schriftenreihe
von Michael Sauthoff (Richter am OVG und Referatsleiter im Justizministerium
Mecklenburg-Vorpommern) "Straße und Anlieger", München 2003, Signatur
der Stadtbibliothek: R 326/8. Maßgeblich ist der
2. Teil: Straßenbestandsrecht (Widmung, Einziehung, Alte Straßen) S, 31 - 208, Knapp
180 Seiten juristische Fachliteratur lesen, ist etwas für Querulanten oder
Masochisten, wozu ich mich nicht zähle. Hinzukommt, daß ersteinmal das
einschlägige schleswig-holsteinische Landesrecht ermittelt werden müsste. Im
übrigen vermute ich, daß die Öffentlichkeitsbeteiligung für die Einziehung der
kostenlosen Herrenbrücke mit in dem gesamten Planfeststellungsverfahren für den
Tunnel enthalten war. Sie könnten allerdings an unseren Oberhäuptling
schreiben, etwa wie folgt:
Lieber Bernd Saxe, der Du eigentlich Hans Sax(e)
heißt, auch wenn Du nicht so schön singen kannst.
Auch wenn ich Dich und Deine
ziemlich heruntergekommene Partei ("Stinkender Kadaver" lt. Rosa
Luxemburg) noch nie gewählt habe, bitte ich Dich als alter Danziger, der als
Aushilfspirat in Schlutup sein Dasein fern der Heimat fristen muß, um eine
Auskunft.
Seit ewigen Zeiten - der
Jurist spricht von "unvordenklicher Verjährung" - gibt es die Straße
von Lübeck nach Travemünde, die mit unwesentlichen Abweichungen auf der Trasse
der heutigen B 75 verlief. Dazu gehörte auch seit vielen, vielen Jahrzehnten die kostenlose Nutzbarkeit einer
Brücke, um trockenen Fußes über die Trave zu kommen. Obwohl Dein
Parteifreund Dr. Volker Zahn als zuständiger Bausenator eine Untertunnelung der
Trave als Brückenersatz anfänglich kategorisch ablehnte - seine plausible
Begründung war in unserem regionalen Schmierenblatt abgedruckt - fiel er
alsbald um, Lobbyisten der verschiedensten Gewerke sollen mit "gefüllten
BILD-Zeitungen" durch die Amtsstuben geirrt sein, lauthals die Frage
stellend: "Wo ist hier die Stelle, wo man die Schmiergelder abzuliefern
hat?" Nachdem nun der Tunnel zuerst in den Hinterzimmern von Rotary, Lions, Loge und dann auch in der
volltrunkenen Bürgerschaft beschlossen wurde, war von einer Maut
(Tunnelbenutzungsgebühr für PKW) von 50 Cent die Rede. Da die debilen
Fischköppe in Deiner Verwaltung nicht einmal in der Lage sind, Nägel mit Köppen
zu machen, wollen die Hyänen von Tunnelbetreibern jetzt schon 75 Cent haben. Für solche Freudenhauspreise schwimme ich lieber
durch die Schlutuper Wyk, auch auf die Gefahr hin, daß sich meine Eier
kältebedingt in der Bauchhöhle verkriechen.
Um mir als leidgeprüftem
Rentner derartige Ungemach zu ersparen, bitte ich Dich untertänigst um
Überprüfung, ob diese Wegelagerer überhaupt eine Maut erheben dürfen. Ich
behaupte nämlich frech, daß die gesetzlichen Voraussetzungen für eine
Einziehung der kostenlosen Travequerung (Herrenbrücke) nicht formgerecht
eingehalten wurden. So lange Du und Deine Rathauskamarilla mir nicht das Gegenteil nachweist, werde ich mir die
Tunneldurchfahrt notfalls mit einer Flasche "Kalaschnikow"
erzwingen.
gez. Der Alte aus Danzig
Wenn Saxe solcher Art
Schreiben erhält, bekommen Sie sicherlich freie Durchfahrt - notfalls mit
Behinderten-Ausweis.
Herzliche
Grüße
Quelle: Auszug aus einem Brief des oft nach Knoblauch riechenden, unrasierten Waldschrats aus Karlshof an den Schlutuper Aushilfspiraten vom 12.11.2004.
Anmerkung: Einen Tag nach Karnevalsbeginn
kann man obige „Entgleisung“ nicht nur als Satire, sondern auch als Rauschtat
durchgehen lassen. Die Tunnelmaut hat zwischenzeitlich astronomische
Größenordnungen (Stand 01.03.2019: 1,90 Euro) angenommen; gleichwohl unken die
Auguren, die Tunnelbetreibergesellschaft werde wohl Insolvenz anmelden müssen,
wenn erst einmal die Nordtangente befahrbar, sein wird. Die nördlich der Trave
wohnenden Lübecker fühlen sich zu recht diskriminiert, ausgebeutet und ballen
die Faust in der Hosentasche. Die SPD, die in der Bürgerschaft (zusammen mit
der CDU) für die idiotische Tunnellösung gestimmt hat, probt Absetzbewegungen
und hofft (vergeblich) auf ein kurzes Gedächtnis der Wähler.