Die Teheran-Konferenz
Ende des vorigen Jahres veranstaltete die iranische Regierung in
Teheran eine »Holocaust-Konferenz«, auf der erstmals ein Staat und sein
Regierungschef einer Anzahl europäischer »Revisionisten« ein freies Forum
zur Aussprache einräumte. Fast alle großen Zeitungen und Fernsehanstalten der
Welt berichteten über diese Konferenz. Allerdings geschah das in der Form, daß
man den Iran [immerhin einen Staat mit 70 Millionen Einwohnern] pauschal
des »Antisemitismus« bezichtigte. Wer bestimmte Details des Holocaust [des
Genocids an den Juden 1938-1946, den im Kern kein vernünftiger Mensch
bestreitet] hinterfragt - bzw. derartige Fragen auch nur öffentlich zuläßt,
wie z.B. der iranische Staatschef Dr. Mahmud Ahmadinedschad -
gilt in der Weltpresse als »Antisemit« oder gar als »Feind« der jüdischen
Heimstätte in Israel.
Die Methode in den Medien ist immer die
gleiche. So hat man zum Beispiel den iranischen Atom-Chefunterhändler Ali
Laridschani am 11. Februar 2007 auf der Münchner Sicherheitskonferenz
provoziert, ob er - wie es sich gehört - an die Vergasung von 6 Millionen
Juden in deutschen Konzentrationslagern glaube. - Laridschani antwortete: Dies
sei für ihn eine »offene Frage«. Er könne weder sagen, er akzeptiere den
millionenfachen Mord an Juden als Tatsache, noch könne er das zurückweisen. „Ich
spreche weder dafür, noch dagegen. Es gibt wichtigere Fragen.“ Bereits
diese Differenzierung führte in der Tagespresse am 12. Februar 2007 zu der
dicken Balken-Schlagzeile: »Iranischer Vertreter leugnet Holocaust« (»B.Z.«,
S. 2).
Während die Medien die
konkreten Geschichtskorrekturen, die »Revisionisten« zum Thema Holocaust
vorzutragen haben, niemals auch nur mit einem Wort erwähnen
[stattdessen wird jeder Zweifel immer gleich pauschal mit »Holocaust-Leugnung«
gleichgesetzt], hat man in der Berichterstattung über die Teheraner
Konferenz [11. u. 12. Dezember2006] wenigstens nicht verschwiegen, daß
an dieser Konferenz als Hauptreferenten mehrere europäische und amerikanische
Rabbiner teilgenommen haben.
So trug z.B. gleich zu Beginn der Konferenz
der bekannte Wiener Oberrabbiner Moishe Arye Friedman einen
»Internationalen Friedensplan« vor,
den er mit folgenden Worten einführte:
»In den letzten 60 Jahren ist die gesamte
Menschheit, unabhängig von Religion,
Rasse oder Nationalität mit einem sog. Holocaust-Konzept konfrontiert worden, das als
Begründung für viele Kriege, aber
auch für wirtschaftliche
Erpressungen herangezogen wurde. Insbesondere die Palästinenser und die islamische Welt haben seither unter
unendlichen Grausamkeiten leiden müssen. All dies wird
gerechtfertigt mit der Begründung, daß Millionen von Juden in einem Holocaust vernichtet worden seien. Dabei
besteht bis heute keine Möglichkeit, freie
Forschung über die historischen Tatsachen sowie die wahren Hintermänner zu betreiben und darüber öffentlich zu referieren,
obwohl es seit jeher große Zweifel über die Zusammenhänge und geschichtlichen Abläufe gegeben hat. Eine Holocaust-Religion
Ist konstruiert worden von jenen,
die selbst [so die Auffassung Moishe Arye
Friedmans] zu den
Hauptverantwortlichen für die Verfolgung von Judenzählten: Von den
Zionisten, die nicht den geringsten Glauben an Gott besitzen, sondern sich die
Ausrottung der Gläubigkeit an Gott in der gesamten Menschheit als Ziel gesetzt
haben. Diese Holocaust-Religion
beansprucht weltweite Gültigkeit und
betrachtet sich als allen internationalen Verträgen, den Verfassungen der
einzelnen Staaten und den verschiedensten
Glaubensbekenntnissen übergeordnet.
Unabhängige Wissenschaftler
und Publizisten, die eine objektive Forschung und Debatte über den Holocaust
und seine politische Instrumentalisierung durch den Zionismus fordern, werden eliminiert oder zumindest kriminalisiert und zu jahrelangen Gefängnisstrafen verurteilt.«
Moishe Arye Friedman, der derart offen und
oppositionell in Teheran sprach, stammt aus einem traditionsreichen,
ehrwürdigen Rabbinergeschlecht. Das hinderte freilich die Israelitische
Kultusgemeinde Wiens nicht, ihn wegen seines Auftretens in Teheran (man spricht
von »Hochstapelei«) Anfang Januar 2007 aus der regulären jüdischen
Gemeinde Wiens auszuschließen. (Süddeutsche Zeitung, 13./14. Januar 2007,
Seite 8). Vor diesem Vereins-Ausschluß hatte die Berliner »Jüdische
Allgemeine« am 21.
Dezember 2006 über Moishe Arye Friedman und eine Reihe weiterer oppositioneller
Rabbiner (die sich der 1938 in Jerusalem gegründeten »Neturei-Karta-Bewegung«
verbunden fühlen) mit der Schlagzeile getitelt: „Vorsicht, Feinde!“ ...
Moishe Arye Friedman versteht sich - aus religiösen
Gründen - als radikaler »Antizionist«. Seiner Meinung nach kann der Messias als
Heilsbringer so lange nicht in die Welt treten, wie der von Menschen mit Gewalt
und Macht in Szene gesetzte Judenstaat Bestand habe. Mit dieser Ausrichtung
steht Friedman als Oberrabbiner weiterhin einer eigenen jüdischen
Gemeinde (mit eigener kleiner Synagoge in Wien) vor. Seine Ausbildung zum
Oberrabbiner erfuhr Friedman übrigens in den USA und in Israel. Er ist stolz
darauf, sein Studium selbst finanziert zu haben. Vom Staat Israel erhielt er
keine Hilfe.
Um die Messiashoffnungen im Zusammenhang mit
dem Judenstaat zu verstehen, lohnt es, sich mit zionistischen Quellen aus der
Zeit vor rund 100 Jahren zu befassen, in deren Geistesgrund das moderne
Judentum wurzelt:
So veröffentlichte beispielsweise Prof. Dr.
Hermann Cohen am 25. 11. 1916 in den »NEUEN
JÜDISCHEN MONATSHEFTEN« einen Aufsatz: »Monotheismus und Messianismus«,
in dem er den universalen Anspruch (die Vorherrschaft) des Judentums
herausstreicht:
»So beten die Juden an
ihren höchsten Festtagen: „Auf daß alle Erschaffenen sich vereinigen in einem
Bunde.“ Und so lautet das Schlußgebet an jedem Tage: „daß die Weit gegründet werde auf das
Reich Gottes“. Der Monotheismus ist zum Messianismus geworden. Denn
im Messianismus denkt der prophetische Jude das Ziel der Einen
Menschheit „am Ende der Tage“. Und auf dieses Ende, dieses Ziel muß jeder
Tag im Menschenleben, im Völkerleben hinsteuern. Das ist unser Glaube an den
Einzigen Gott der einigen Menschheit. - Was bedeutet Israel in der Menschheit? Nichts anderes und nichts Geringeres
als den Boten dieser doppelsinnigen Einheit [Monotheismus und Messianismus].
Diese Botschaft ist der Sinn seiner [Israels]
Erwählung.« (1. Jahrgang, 4.
Heft, Seite 108).
Daß es bei dem universalen Anspruch des Judentums nicht bloß um einen
religiösen Anspruch geht, sondern um ganz reale politische und
wirtschaftliche Machtentfaltung - deswegen kritisiert Oberrabbiner Friedman
den Zionismus-, finden wir nicht etwa nur bei Karl Marx (»Zur Judenfrage«,
1844) bestätigt, sondern in aller Deutlichkeit bei dem jüdischen Publizist Max
Hildebert Boehm. Er veröffentlichte im Jahr 1917 in der Monatsschrift »Der JUDE« (Verlag Löwit) den
Aufsatz »Emanzipation und Machtwille im modernen Judentum«. Boehm stellt
1917 fest:
»Einstweilen haben die Weltjuden die Macht
über die Erde und sind nicht gesonnen, sie
aus der Hand zu geben. Schon Dostojewskys Seherauge sah voraus, daß sie [die
Weltjuden] aus einer großen europäischen Katastrophe mit
Machtzuwachs hervorgehen würden. Wie ein großes Netz, das sich unmerklich
verdichtet, so schlingt sich die Macht der angleicherischen Judenheit um den ganzen Erdball, und wohin wir auch
den Fuß setzen, verstricken wir uns in seine Maschen. Es hat keinen Sinn, sich dieser Tatsache zu
verschließen.« (Heft 516, Seite 377).
Welche Rolle spielt dabei der Judenstaat Israel? Lesen wir dazu den
zionistische Publizist A. A. Berle, der 1918 in New York die Schrift »Die
Weltbedeutung eines jüdischen Staates« veröffentlichte. Berle schreibt:
»Die politische
Bedeutung eines solchen Staates (Palästina) für die Welt ist beinahe unmöglich zu übertreiben. Er
ist weit
davon entfernt, bloß ein Kolonisationsobjekt zu sein, wie
es sich viele vorstellen; er
kann in der Tat das neue messianische Königreich selbst
werden, aufsteigend am Horizont der Welt und die Zeit bezeichnend, wo die
menschliche Rasse wirklich ihre Schwerter
zu Pflügen und ihre Speere zu Sicheln umschmiedet und wo sie lernt, daß
kein Krieg mehr sein wird.«
Von dieser messianischen Friedens-Idee ist
der Staat Israel heutzutage bekanntlich weiter entfernt denn je. Israel - der
Staat - stand 1918 [bei Berle] selber für das »messianische Königreich«.
Genau gegenteilig gebärdet sich der zionistische Staat heute: Israel führt
Kriege und bedroht seine Nachbarn mit Atomwaffen.
Übrigens: Es ist keineswegs Zufall, daß Israels Ministerpräsident Ehud
Olmert genau zum Zeitpunkt der Teheraner »Holocaust-Konferenz« der BRD einen
Staatsbesuch abstattete. Olmerts Visite in Berlin (Moishe Friedman würde
sagen »bei den Vasallen des Zionismus«) beugte der [aus israelischer
Sicht] Gefahr vor, daß hierzulande irgendein nachdenklicher Journalist oder
gar ein Politiker Sympathien hätte bekunden können für das Freiheitsprinzip der
Teheraner »Holocaust-Konferenz«.
Und weil Papst Benedikt XVI. (Ratzinger) seinen Kniefall bereits am 19.
August 2005 in der Kölner Synagoge gemacht hat - - - Benedikt sagte damals:
Man gedenke »des 60.
Jahrestages der Befreiung der Konzentrationslager, in deren Gaskammern Millionen von Juden umgebracht ... und in
den Krematorien anschließend verbrannt worden« seien ...
setzte Olmert noch einen drauf. Er forderte den Papst am 13. 12. 2006
im Vatikan auf, die »schändliche Versammlung« (die Teheraner
»Holocaust-Konferenz«) nicht bloß schriftlich, sondern in öffentlicher Rede (am
Petersplatz) zu verurteilen. Besonderen Nachdruck verlieh Olmert dieser Art
von Geschichtspolitik, indem er am Tag davor ausgerechnet von deutschem Boden
aus (dem Iran) indirekt mit Atombomben drohte.
Anmerkung: Es ist zutreffend, dass viele Zeitgenossen – auch
Wissenschaftler – als „Holocaust-Leugner“ diffamiert werden, obwohl diese die
grundsätzliche Tatsache der Judenverfolgung und Judenvernichtung durch eine
relativ kleine verbrecherische Nazi-Clique nicht in Frage stellen. Dass auch
der wissenschaftliche Streit um bestimmte Details des Holocausts in der
Justizpraxis unter Strafe gestellt wird, ist nicht akzeptabel.
Wenn der Deutsche Bundestag an seiner teilweise verfassungswidrigen
Gesetzgebung im Rahmen der Volksverhetzung (§ 130 StGB) festhalten will, sollte
das Parlament jedenfalls näher konkretisieren, was „leugnen“ oder
„verharmlosen“ im Sinne dieser Vorschrift bedeutet und worauf sich diese Handlungen
beziehen müssen, um strafbar zu sein (Opferzahl? – Tötungsart? –
Verantwortlichkeit? Verbot vergleichender Genozidforschung im Hinblick auf die
in Anspruch genommene Singularität?
usw.)