Schalom 5767: Berliner Erklärung

 

Seit Jahrzehnten leben das israelische und das

palästinensische Volk als Nachbarn. Es gäbe viele

Möglichkeiten zur Zusammenarbeit und zur

gemeinsamen Entwicklung. Stattdessen wird ihr

Leben vergiftet durch Krieg und Gewalt, durch

Bedrohung und Terror, durch gegenseitigen Hass,

Verachtung und Respektlosigkeit.

Das Grundübel ist die seit 1967 andauernde israelische

Besetzung palästinensischen Gebiets. Die

Besetzung bedeutet Entwürdigung und Entrechtung

der Palästinenser. Sie lähmt ihr wirtschaftliches,

politisches und soziales Leben. Darüber hinaus

verhindert dieses täglich neu erlebte Unrecht einen

friedlichen Ausgleich des alten Unrechts, das den

Palästinensern mit der Vertreibung von 1948 angetan

wurde. All dies treibt die Spirale der Gewalt an.

Es ist an der Zeit, diese Spirale zu durchbrechen

und einer dauerhaften Friedenslösung den Weg zu

bereiten, die

- dem palästinensischen Volk ein selbstbestimmtes

Leben in Würde ermöglicht

- beiden Nationen die Existenz in international

anerkannten Grenzen sichert

- die gesamte Region befriedet und dadurch die

ganze Erde friedlicher und sicherer werden lässt

In beiden Gesellschaften, der israelischen wie der

palästinensischen, gibt es seit langem Stimmen für

Verständigung; die „Genfer Vereinbarung“ ist dafür

wegweisend (www.genfer-initiative.de). Diese

Stimmen brauchen Unterstützung.

Nur wenig Unterstützung kommt jedoch aus

Deutschland. Das hat seinen Grund: Vor 61 Jahren

endete mit der Niederlage Nazi-Deutschlands der

unter Führung von Deutschen begangene Massenmord

an den Juden Europas. Scham und Trauer

über dieses Verbrechen lässt viele Menschen zur

Politik des jüdischen Staats Israel schweigen.

Aber dieses Schweigen ermöglicht neues Unrecht.

Um in diese erstarrte Situation Bewegung zu bringen,

haben wir, Jüdinnen und Juden aus Deutschland,

als Erstunterzeichnende diese Erklärung auf

den Weg gebracht. Denn wir sehen mit Entsetzen,

wie der mit so großen Hoffnungen gegründete Staat

Israel in einer Sackgasse der Gewalt feststeckt.

Wir fordern die deutsche Regierung auf, mit der

Europäischen Union

- die israelische Besatzungspolitik nicht

länger zu tolerieren

- kurzfristig den Boykott der Palästinensischen

Autonomiebehörde zu beenden

- endlich die Verwirklichung eines lebensfähigen

palästinensischen Staates ernsthaft

anzustreben, in Gaza und dem gesamten

1967 besetzten Westjordanland einschließlich

Ost-Jerusalems, mit voller

Souveränität und freiem Verkehr.

Damit wird eine Sicherheitsregelung für die Staaten

der Region zu verbinden sein, besonders für das

sich bedroht fühlende Israel, ebenso wie für seine

Nachbarstaaten. Fragen des Rückkehrrechts der von

Israel 1948 vertriebenen Palästinenser können einvernehmlich

gelöst werden, wenn Israel als Zeichen

der Versöhnungsbereitschaft die Vertreibung als

Unrecht benennt. Der Status Jerusalems als Doppelhauptstadt

wird zu klären sein. Ein Vorschlag der

Arabischen Liga zur Einigung mit Israel liegt vor.

Der Frieden wäre greifbar nahe.

„Was Dir verhasst ist, tu Deinem Nächsten nicht

an.“ So fasste vor zweitausend Jahren Rabbi Hillel

das Wesen des Judentums zusammen. Das sollte

auch heute der Leitfaden menschlichen Handelns

sein, - auch in der Politik.

Bitte unterstützen Sie mit Ihrer Unterschrift diese

Erklärung, oder tragen Sie sich ein: auf

www.schalom5767.de .

Jüdische Erstunterzeichnende: Vera Ansbach (Berlin), Ursula Ansbach (Berlin), John Attfield (Geschäftsführer, Buchholz),

Dr. Hanna Behrend (Historikerin, Berlin), Dr. Friedel Beier (Rechtsanwältin, Berlin), Edna Bejarano (Sängerin, Hamburg), Esther Bejarano

(Sängerin, Hamburg), Joram Bejarano (Musiker, Hamburg), Susan Berger (Berlin), Jutta Bergt (Rentnerin, Weil am Rhein), Judith Bernstein

(München), Stacey Blatt (Duisburg), Sharon Blumenthal (Juristin, Köln), Prof. Dr. Y. Michal Bodemann (Soziologe, Berlin / Toronto),

Iris Borchardt-Hefets (Biologin, Berlin), Marion Brasch (Journalistin, Berlin), Prof. Dr. Almut Sh. Bruckstein (Philosophin, Berlin),

Tsafrir Cohen (Journalist, Berlin), Gerty Colden (Rentnerin, Berlin), Martin Colden (Maler, Berlin), Hilary Coleman (Ärztin und

Übersetzerin, Düsseldorf), Ruth Czichon (Berlin), Marianne Degginger (Berlin), Prof. Dr. Wolfgang Edelstein (Bildungsforscher, Berlin),

Ursula Epstein (Musikpädagogin, Aachen), Erica Fischer (Schriftstellerin, Berlin), Alfred Fleischhacker (Journalist, Berlin), Dr. Michael

Fleischhacker (Biologe, Berlin), Bettina Fraenkel (Behindertenpädagogin, Berlin), Ruben Frankenstein (Lehrbeauftragter und Publizist,

Freiburg), Ruth Fruchtman (Autorin, Berlin), Kurt Goldstein (Ehrenvorsitzender Internationales Auschwitz-Komitee, Berlin), Werner

Goldstein (Journalist, Berlin), Harri Grünberg (Politologe, Berlin), Kurt Gutmann (Berlin), Hella Händler (Berlin), Werner Händler (Berlin),

Doreet Harten (Kuratorin, Berlin), Michal Kaiser-Livneh (Psychotherapeutin, Berlin), Schira Kaiser (Studentin, Berlin), Dr. Inge Lammel

(Autorin, Berlin), Dr. Kate Leiterer (Biologin, Berlin), Angelika Levi (Regisseurin, Berlin), Gabriel Lévy (Psychologe, München),

Dr. Oswald LeWinter (Autor, Seligenstadt), Dr. Erika Lifsches (Ärztin, Mühlheim/Ruhr), Dr. Edith Lutz (Lehrerin, Köln), Petra Mendelsohn

(Bibliothekarin, Berlin), Abraham Melzer (Verleger, Neu-Isenburg), Michael Moos (Rechtsanwalt, Freiburg), Gerhard Moss (St. Peter-

Ording), Deborah Philips (freie Künstlerin, Berlin), Margalith Pozniak (Zahntechnikerin, Hamburg), Sara Reifenberg (Rentnerin, Berlin),

Prof. Dr. Fanny-Michaela Reisin (Informatik, Berlin), Michael Riese (Lehrer, Alsfeld), Dr. Ruth Rosenberg (Tierärztin, München),

Rafi Rothenberg (Kameramann, Köln), Ruth Rürup-Braun (Innenarchitektin, Karlsruhe), Dr. Sonja Sager (Juristin, Berlin), Shelly Steinberg

(Studentin, München), Dr. Klaus Sternberg (Lehrender, Berlin), Dr. Maria Striewe (Ärztin, Neuss), Richard Szklorz (Journalist, Berlin),

Prof. Dr. Jochanan Trilse-Finkelstein (Germanist, Berlin), Prof. Dr. Ernst Tugendhat (Philosoph, Tübingen), Nora van der Walde (Lehrerin,

Buchholz), Prof. Dr. Rolf Verleger (Psychologe, Lübeck), Mordechaj Wejnryb (Rentner, Berlin), Dr. Susan Winnett (Literaturwissenschaftlerin,

Hamburg), Dr. Andrea Zielinski (Anthropologin, Hamburg)

Verantw. i. S. d. Presserechts: Prof. Dr. Rolf Verleger. Postadresse: „Schalom5767“, Postfach 110137, 23534 Lübeck. Spenden für

Anzeigen in der Presse: Rolf Verleger, „Schalom5767“, Konto 13 0101 397, BLZ 23050101, Sparkasse zu Lübeck

Diese Erklärung von jüdischen Erstunterzeichnenden wendet sich an die deutsche Regierung. Daher möchten wir

gerne Unterschriften von allen Deutschen und Bewohnern Deutschlands, nicht nur von jüdischen.

Unterschriften von außerhalb Deutschlands werden wir separat zählen.

Ich unterstütze die Berliner Erklärung „Schalom 5767“.