Reaktionen auf Horst Mahler

 

Der Medien-Nachhall des Wortwechsels zwischen Michel Friedman und Horst Mahler hat einiges zutage gefördert, was im allgemeinen in der Schweigespirale versenkt bleibt:

„Mit seinen antisemitischen Theorien inspiriert er (Mahler) die extreme Rechte, wie sonst niemand in Deutschland. … Neonazis hören Mahler zu, weil er ihren Irrsinn philosophisch veredelt.“ schreibt die  Zeitschrift Vanity Fair Nr. 45/2007  S. 82 .

Aber es sind wohl nicht nur „Neonazis“, die ihm zuhören.

„In Deutschland setzt man sich mit dem Rechtsradikalismus nicht auseinander, stattdessen läuft man vor ihm davon. …. Dahinter steckt nicht nur eine veraltete Medientheorie, nach der nur das wirklich existiert, was in den Medien vorkommt, …., daß man Unerfreuliches durch Verschweigen bekämpfen könne – das unkontrollierbare Internet hat diese Theorie beschädigt. Dahinter steckt auch eine irrationale Furcht vor der scheinbaren Allmacht des rechtsradikalen Arguments. Offenbar können Naziparolen durch bloßes Ausgesprochenwerden die Massen verzaubern. Ein Mißtrauen haben viele von uns offenbar auch sich selbst gegenüber, denn wer sich mit einem Gedanken wirklich auseinandersetzt, der muß ihn erst einmal in seinem Kopf zulassen.“

(Harald Martenstein zum Friedman/Mahler-Wortwechsel auf der Meinungsseite  im TAGESSPIEGEL vom 6. November 2007)

Vanity Fair-Chefredakteur Ulf Poschardt zur Süddeutschen Zeitung:

„Horst Mahler ist ein Chefideologe der Rechtsextremen. Seine Ansichten – so absurd und furchtbar sie sind – werden heimlich von zu vielen Deutschen geteilt.“

(Süddeutsche Zeitung  vom 02.11.07 online-Ausgabe)

Friedman:

„Mahler sagt …. Vieles von dem, was auch in einem nicht mehr verschwindenden Teil der Bevölkerung gedacht wird. Untersuchungen zeigen, daß sich …. unabhängig  vom Alter und Schichten, sich zehn bis 15 Prozent zu rassistischen Vorurteilen bekennen. Auch bei Leuten in Dreiteilern…. Das Problem des Rechtsextremismus ist nicht ausgestorben, sondern nach wie vor aktuell – auch bei einem nicht unerheblichen Teil der Jugend…“

und an anderer Stelle:

„Die verbale pseudowissenschaftliche Hetze von Horst Mahler beeinflußt einen Teil unserer Jugend und verführt sie zu Gewalt gegen Minderheiten.“ 

(Süddeutsche Zeitung online-Ausgabe vom 02.11.07)

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung spricht in ihrer Ausgabe vom 11. Januar 2008 im Zusammenhang mit dem Abgang des Chefredakteurs von Vanity Fair, Ulf Poschardt, davon, daß dieser Wagemut gezeigt habe „wie etwa mit dem Interview, das Michael Friedman mit dem Rechtsradikalen Horst Mahler führte, um diesen zu entzaubern – was spektakulär misslang.“

Eine Edelfeder aus dem „kleinen Völkchen“, Henryk M. Broder, schreibt  im SPIEGEL-online vom

4. November 2007:

„Aber Michel Friedman tut es (mit Mahler reden). Und kommt dabei zwar nicht in die Hölle, aber unter die Räder eines Demagogen, der ihm überlegen ist, weil er ein noch größerer Autist ist als sein Interviewer ist. …. Am Ende gibt er (Friedman) entnervt auf. Der Sieger nach Punkten heißt Horst Mahler.“

Michel Friedman selbst:

 „Horst Mahler als Individuum ist sekundär. Und wenn es nur Horst Mahler gäbe, dann wäre es nicht der Rede wert, mit ihm zu sprechen. Horst Mahler ist aber die dunkelbraunste Unkultur der rechten Szene. Es ist auch deshalb wichtig mit ihm  zu sprechen, weil hinter Horst Mahler mehrere Millionen Deutsche der hellbraunen Szene stehen – übrigens nicht nur Skinheads, sondern Mitmenschen aus der Mitte der Gesellschaft….“ Ihm – Friedman - sei bei der Begrüßung mit „Heil Hitler Herr Friedman!“  durch den Kopf gegangen, „daß es in Deutschland Millionen Menschen gibt, die sagen, Hitler hatte auch gute Seiten, daß 20 Prozent aller Deutschen keinen jüdischen Nachbarn haben möchten, das sind bei 80 Millionen Bewohnern 16 Millionen Deutsche! Und daß damit Horst Mahler leider eine Gruppe in Deutschland repräsentiert, durch die Horst Mahler erst interessant wird. „Horst Mahler erinnert und mahnt mich, ihn ernst zu nehmen, weil hinter ihm Millionen Deutsche stehen….“ und  „In dem Moment, in dem eine Person eine politische Richtung repräsentiert, hinter der Millionen von Anhängern stehen, ist dies ein gesellschaftspolitisches  Phänomen, ….“ 

(in einem  Interview erschienen in der Dezemberausgabe 2007 der „Jüdischen Zeitung“  Wien daselbst auf S. 3)

„Es ist einfach unsäglich und durch nichts zu rechtfertigen, Mahler eine solche Plattform zu bieten“, sagt der Generalsekretär des Zentralrats (der Juden in Deutschland), Stephan J. Kramer. Er halte „den Abdruck der neonazistischen Ergüsse Mahlers für absolut überflüssig“, ärgert sich Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse und richtet an Friedman „die beunruhigende Frage, warum er sich zum Stichwortgeber für rechtsextreme Thesen macht“…..“Ich verstehe nicht, warum Herr Friedman seinem eigenen Anliegen so schadet“, sagt der Vorsitzende der Unionsfraktion, Wolfgang Bosbach, ….. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) spricht von einer „unsäglichen PR-Aktion für eine Zeitschrift“ …. Auch andere bekennende Nazigegner wie der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), und der Abgeordnete Omid Nouripour (Grüne) äußerte herbe Kritik.“

(TAGESSPIEGEL vom 6. November 2007 S. 4)

Im „Münchner Merkur“ hatte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) auch die Rolle Friedmans kritisiert. Dieser hätte das Interview nach dem Nazi-Gruß abbrechen müssen.“

(DIE WELT-online, Ausgabe vom 7. November 2007)

 

Quelle: Auszug aus einem Brief von Horst Mahler (www.unglaublichkeiten.com)

 

Anmerkung: Wir sind weit davon entfernt, Horst Mahler in den Himmel zu heben und/oder seine Kritiker zu verteufeln, aber einiges muß gleichwohl festgehalten werden. Es ist richtig, daß der unselige Michel Friedman in jenem denkwürdigen Interview in Horst Mahler seinen Meister gefunden hat. Vielleicht nimmt dies auch der eine oder andere wohlwollend zur Kenntnis, der von Friedman vor dessen Koks- und Nuttenarie multimedial durch die Sch.... gezogen wurde. Wir glauben, daß beide keine Autisten sind, aber Mahler den Friedman auch in punkto Zuhören abhängt. Vielleicht aber glaubt Herr Friedman auf Grund seiner Auserwähltheit einem Goij nicht unbedingt zuhören zu müssen; allerdings ist diese Untugend auch bei Indogermanen ziemlich weit verbreitet.

Daß bezeichnende an den oben wiedergegebenen Journalisten- und Politikerstimmen ist jedoch, daß kein Einziger auch nur mit einem Wort auf Mahlers Argumente zur Sache eingegangen wäre. Es erfolgen nur Wertungen und Herabsetzungen, wie z. B. hellbraun, dunkelbraun, neonazistische Ergüsse, rechtsextreme Themen, rassistische Vorurteile (wo hört ein Vorurteil auf und fängt an, ein Urteil zu werden?), antisemitische Theorien, pseudowissenschaftliche Hetze, Demagoge, Autist ...

Wie gut wäre es um Deutschland bestellt, wenn Politiker und Journalisten sich mit der gleichen Inbrunst den wirklichen Problemen von Staat und Gesellschaft widmen würden, z. B. Bekämpfung von Kinderarmut, Korruption, Arbeitslosigkeit, Ausländerkriminalität usw. Oder glauben diese politisch Überkorrekten etwa, sie könnten bei einem Leistungsvergleich mit einem früheren Gesinnungsgenossen Mahlers ganz schwer hintenüber fallen?