Oskar Lafontaine

Man achte mal darauf: Wo immer von Oskar Lafontaine die Rede ist, heißt es, er sei opportunistisch, demagogisch, populis­tisch und verantwortungslos. Nur auf seine politischen Argumente will sich niemand einlassen, auch nicht auf die achtenswerten Gründe, warum er seinerzeit nicht mehr Minister und nicht mehr SPD-Vorsitzender sein wollte. Hat man Angst davor, dass er allzu oft recht haben könnte? Das schreibt einer, der unter Lafontaine vermutlich heu­te noch SPD-Mitglied wäre.

Ammersbek (Schl.-Holst.)           Prof. Fr. Wollenberg

 

Quelle: DER SPIEGEL 28 / 2007 / 10 - Leserbrief zum SPIEGEL-Gespräch mit Oskar Lafontaine in 26 / 2007 – daraus einige Kernsätze, die Eingang in unsere Zitatensammlung gefunden haben:

 

„Wenn er fragt: ‚Seid ihr bereit, den Mindestlohn durchzusetzen und die Rentenformel wiederherzustellen, Hartz IV zu revidieren und die Truppen aus Afghanistan zurückzuziehen?’ – dann kann Beck morgen Kanzler sein.“

 

Oskar Lafontaine im SPIEGEL-Gespräch 26 / 2007 / 25

 

 

„Eine politische Ordnung heißt Demokratie, wenn die Angelegenheiten im Interesse der Mehrheit gehandhabt werden, sagte schon der Athener Staatsmann Perikles vor über 2000 Jahren.“

 

     Oskar Lafontaine im SPIEGEL-Gespräch 26 / 2007 / 25

 

 

„Es gibt gute Erfahrungen mit ihr (der direkten Demokratie), beispielsweise in der Schweiz oder bei den Referenden der Franzosen und Niederländer über die EU-Verfassung. Ich habe es nie verstanden, dass wir die Deutschen darüber nicht abstimmen ließen und dass Frau Meier und Herr Müller, wenn sie im Bundestag sitzen, meinen, sie seien auf einmal viel klüger als Millionen anderer, die sie gewählt haben.“

 

Oskar Lafontaine im SPIEGEL-Gespräch 26 / 2007 / 25

 

 

„In der Marktwirtschaft sehen wir ein Element der Machtkontrolle. Machtkontrolle muss im Zentrum der politischen Ordnung stehen. Das ist heute nicht mehr der Fall. Immer mehr internationale Konzerne entziehen sich der demokratischen Kontrolle.“

 

Oskar Lafontaine im SPIEGEL-Gespräch 26 / 2007 / 26

 

Anmerkung: Sicherlich hat Oskar Lafontaine einige – auch schwere – Fehler gemacht. Aber auch Rudolf Scharping und Gerhard Schröder – selbst Willy Brandt (man denke an den Radikalenerlass) – haben ziemlich dicke Bolzen geschossen. Man kann über Oskar Lafontaine sagen was man will, er ist jedenfalls zusammen mit Gregor Gysi einer der intelligentesten und eloquentesten Bundestagsabgeordneten. Und wenn Kurt Beck etwas mehr Mut und seine Partei etwas weniger Hass auf Renegaten hätte, würde er auf das Angebot, sich zum Bundeskanzler wählen zu lassen, beherzt eingehen und zwar nicht aus persönlicher Eitelkeit, sondern um die Interessen der (unterprivilegierten) Deutschen und nicht von Rotary International zu vertreten und die unerträglichen Querschüsse aus den C-Parteien gegen den Koalitionsfrieden abzustrafen.