Niklas Luhmann – Schöpfer der Systemtheorie

 

Die Reise zum Verstehen der Systemtheorie ist beschwerlich, doch sie ist unerlässlich, weil sie uns hilft, die Struktur der Welt zu begreifen. Ihr Schöpfer, der vor neun Jahren verstorbene Bielefelder Soziologe Niklas Luhmann, wurde zu Recht mit der Jahrhundertfigur Max Weber verglichen. Er hat eine fun­damentale Erkenntnis geliefert: Ob es die Liebe ist, die Wirtschaft, die Kunst, das Recht, die Wissenschaft, die Politik oder ob es die Medien sind - die Subsysteme, aus denen die Welt besteht, haben ihre eigene Logik, ihre eigenen Reaktionsweisen und Geschwindigkeiten.

Die Einheit der Gesellschaft, so be­schrieb es Luhmann, ist eine Illusion. Die Subsysteme haben eine systemeigene Igno­ranz gegen die äußeren Zumutungen von Moral, Ethik und Gutmenschentum. Luhmann war Skeptiker. Wer die Welt verste­hen will, sollte ihn ebenso kennen wie der, der sie verändern möchte. (...)

 

Quelle: Nikolaus von Festenberg in DER SPIEGEL 35 / 2007 / 140 (Auszug aus „Systemtheorie – Operieren im Dunkeln“)

 

Anmerkung: Luhmann war von Hause aus Jurist (und nicht sogleich Soziologe mit vielen interdisziplinären Bezügen zu anderen Geisteswissenschaften), so daß wir erahnen können, wo seine Erkenntnis von der systemeigenen Ignoranz und Amoralität der Subsysteme ihren Ausgang genommen haben könnte: In dem gottverdammten und perversen Korpsgeist der Justiz. Der interessierte Zeitgenosse mag sich durch die Lektüre der „Rechtsbeugermafia“ einen ersten Eindruck davon verschaffen. Allerdings sieht es in der Medizin nicht viel besser (eher schlechter) aus; man lese die nach wie vor aktuellen Bücher von Prof. Dr. Julius Hackethal und das schmierig verlogene Gesülze seiner sich angepisst fühlenden Kollegen.