Klassischer Journalismus

 

Bereits zwei Beiträge auf "luebeck-kunterbunt" haben die JUNGE FREIHEIT zum Inhalt. Für eher links stehende Alt-68er bei näherer Betrachtung kein Widerspruch, wenn man bedenkt, was Rosa Luxemburg Grundlegendes über die Freiheit der Andersdenkenden gesagt hat. Echte Demokraten sind sich u.a. einig in der Bekämpfung aller totalitären Bestrebungen, in der kompromißlosen Wahrung und Verteidigung der Grund- und Menschenrechte und in der möglichst umfassenden, ungefilterten und unzensierten Information der Bürger.

Unter dem Deckmantel der "wehrhaften Demokratie" und des "Antifaschismus" wird heute von den Systemmedien eine Dauerkampagne betrieben, die u.a. ignoriert, was Professor Nolte zart anzudeuten gewagt hatte: Der Gulag und die unsäglichen Verbrechen der Bolschewiki von 1917-1933 ereigneten sich vor Auschwitz und wenn der Verbrecher Hitler nicht die Sowjetunion angegriffen hätte, wäre Stalin einige Wochen später angefangen, Europa bis zu Atlantik dem roten Joch zu unterwerfen.

Deshalb bekennen wir uns - unabhängig von der politischen Coleur - zur Tradition des klassischen Journalismus und untermauern dies mit kleinen Auszügen aus der Sonderbeilage "20 Jahre JUNGE FREIHEIT".

 

 

Die JUNGE FREIHEIT steht in der Tradition des klassischen Journalismus. Sie hält Aufklärung und Information für wichtiger als vorgefertigte Meinungen und Gesinnung. Sie leistet einen Beitrag zur Vergrößerung der Vielfalt und Lebendigkeit der demokratischen Meinungsbildung und verteidigt die Presse‑ und Meinungsfreiheit gegen wirtschaftliche und politische Einflußnahme. Sie hält die kulturelle und geistige Tradition der deutschen Nation



 

 

Auszüge aus einem Interview mit dem JF-Chefredakteur Dieter Stein

"Wir haben eine breite Bresche für die Pressefreiheit geschlagen"

 

(...) STEIN: Als ich damals begann, mich zusammen mit Freunden politisch und publizistisch zu engagieren, glaubte ich in aller Naivität, daß es das Allernormalste in einer Demokratie sei, seine eigene, oppositionelle Meinung zu artikulieren. Als ich auf das Phänomen stieß, daß die demokratischen Spielregeln nicht für alle gelten und insbesondere konservative Positionen von einer totalitären Political Correctness bedroht sind, motivierte mich das erst recht weiterzumachen.

 

Woher kommt dieser Gerechtigkeitssinn bei Ihnen?

 

STEIN: Als wir Kinderwaren, las uns mein Vater Balladen vor. Meine Lieblingsballade ist bis heute "Pidder Lüng" von Detlev von Liliencron. Pidder Lüng stirbt dort mit dem plattdeutschen Ruf auf den Lippen "Lewwer duat üs Slaav ‑ Lieber tot als Sklave". Dieser unbeugsame Freiheitswille hat mich ins Herz getroffen. (...)



STEIN: (...) Die Jahre 1994/93 boten dann die schwerwiegendsten Prüfungen: Eine unzählige Serie linksextremer Attacken auf Redaktion, Druckerei und Vertrieb, die im Brandanschlag auf unsere damalige Weimarer Druckerei im Dezember 1994 gipfelten und schließlich die zehnjährige Diskriminierung der JF durch den NRW-Verfassungsschutz, der mit dem im April 1995 vorgestellten Jahresbericht für 1994 begann, uns kontinuierlich mit dem Verdacht "rechtsextremistischer Bestrebungen" zu überziehen.

 

Sie prozessieren seit 1996 deswegen gegen das Land NRW.

 

STEIN: Dies mündete auch in unseren größten Triumph: Wir erstritten in einem zähen Rechtsstreit eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts (24. Mai 2005), die die NRW‑Praxis für verfassungswidrig erklärte. Die JF ist weitgehend rehabilitiert und hat Verfassungsgeschichte geschrieben. Hier haben wir tatsächlich eine breite Bresche für die Pressefreiheit geschlagen, dies hat die juristische Fachpresse anerkennend festgestellt. Ich glaube, daß diese Karlsruher Entscheidung in ihrer grundsätzlichen Bedeutung für alle Medien bei den übrigen Journalisten überhaupt noch nicht richtig begriffen worden ist. Immerhin schrieb damals selbst die Frankfurter Rundschau über die Karlsruher Entscheidung: "Ein nicht unbedeutender Tag für die Republik". (...)

 

STEIN: Die geistige Uniformität der Medienlandschaft ist für eine Demokratie ein ernstes Problem. (...)

 

 


STEIN: Aus Leserumfragen wissen wir, daß die Leser am meisten an unserer Zeitung Informationen schätzen, die andere Zeitungen ausblenden oder nur bruchstückhaft übermitteln. Schlüsselbeispiel war für viele die Affäre um den CDU-Abgeordneten Martin Hohmann. Alle Medien behaupteten, seine Rede anläßlich des 3. Oktober 2003 sei antisemitisch gewesen ‑ was nicht stimmte. Wir waren die einzige Zeitung, die die Rede sofort kom­plett dokumentierte, damit die Leser ihr eigenes Urteil fällen konnten. (...)

 

 


STEIN: Die JF hatte immer einen politischen Auftrag: die deutsche Einheit. Auch nach der Wiedervereinigung 1990 fehlt uns die "innere Einheit", die Aussöhnung der Deutschen mit sich selbst. Deutschland ist ein zutiefst neurotisiertes Land, das sich in den Kosmopolitismus flüchtet, obwohl wir eine Renaissance des Nationalen rund um den Erdball erleben.

 

 



 

Während meiner Lebenszeit ist Deutschland dreimal von Tyrannei heimgesucht worden: von Nationalsozialismus, Kommunismus und der Political Correctness.

 

Die letzte Variante mit den ersten zwei zu vergleichen, ist keineswegs abwegig. Denn damit sie gedeihen können, muß allen dreien eine rigide, doktrinäre Orthodoxie vorausgehen, von der keiner abzuweichen wagt, aus Angst vor den Konsequenzen. Politischer Despotismus beginnt damit, Kritik ‑ schließlich auch nur Widerspruch ‑ unter Sanktion zu stellen. Hat die Political Correctness wirklich schon das Denken der Mehrheit in Deutschland gekapert? Ich befürchte ja. Wann werden wir endgültig Gewißheit haben?

 

Wir werden es an dem Tag wissen, da der Herausgeber der JUNGEN FREIHEIT verhaftet wird, wegen inakzeptabler politischer Inkorrektheit ‑ dafür daß er die Stimme der Abweichler von einer blinden deutschen Gedankenorthodo­xie ist.

 

FREDERICK  FORSYTH,   BRITISCHER  SCHRIFTSTELLER

 

 

Quelle: JUNGE FREIHEIT - Sonderbeilage (20 Jahre JUNGE FREIHEIT) Nr. 21/06