Aktion Reinhard

Er hatte die Weichen zur Vernichtung der jüdischen Bevölkerung im deutschen Machtbereich, der Endlösung, gestellt: Reinhard Heydrich, SD-Chef und oberster Polizist Himmlers. Als er Ende Mai 1942 Opfer eines Attentats wurde, wählte Himmler ihm zu »Ehren« für die Er­mordung der Juden im Generalgouvernement den Tarnnamen Aktion Reinhard und beauftragte mit ihrer Durchführung den SS- und Poli­zeiführer im Distrikt Lublin Globocnik. Dieser organisierte den Bau von Lagern und Gaskammern, die Deportation der Juden, ihre Tötung und die Erfassung ihrer Wertgegenstände. Zur Seite standen ihm als Tötungsexperten Mitarbeiter der Euthanasieaktion, namentlich SS-Sturmbannführer Wirth, der Inspekteur der Vernichtungslager wurde. Der Massenmord sollte in 9 Monaten abgeschlossen sein, zog sich aber bis zum 4.11.1943 hin. Mindestens 1,75 Mio. Menschen wurden Opfer der Aktion, wobei die meisten unter dem Decknamen »Aussiedlung« in geschlossenen Güterwagen in die Todeslager deportiert wurden, während man Bewohner kleinerer Ghettos an Ort und Stelle erschoß. Minimal 180 Mio. RM (ohne Immobilien) betrug der Wert des konfis­zierten jüdischen Eigentums.

Quelle: „Lexikon Drittes Reich“ von Friedemann Bedürftig, Serie PIPER, München 1997, S. 9

 

 

(...) Für die Deutung der Wannsee-Konferenz ist ... die Aktennotiz von Franz Schlegelberger (1931- 1941 Staatssekretär im Reichsjustizministerium / nach dem Tod des Reichsjustizministers Gürtner mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Ministers beauftragt / 1942 von Thierack abgelöst) vom März 1942, also zwei Monate später wichtig, in der es heißt:

„Herr Reichsminister Lammers (Chef der Reichskanzlei) teilte mir mit, der Führer habe ihm gegenüber wiederholt erklärt, daß er die Lösung der Judenfrage bis nach dem Kriege zurückgestellt wissen wolle. Demgegenüber habe die Erörterung nach Meinung von Herrn Reichsminister Lammers lediglich theoretischen Wert. Er werde aber auf alle Fälle dafür besorgt sein, daß nicht durch einen überraschenden Vortrag von anderer Stelle ohne sein Wissen grundsätzliche Entscheidungen gefällt werden.“ (Zitiert von Dr. K. A. R. Schütz, „Judenvergasung ohne Befehl Hitlers“ in: Neue Juristische Wochenschrift, Nr. 29, 1996)

Schlegelberger sandte diese Notiz damals an führende Vertreter in Staat und Partei. Bezeichnend ist wohl, daß dieses wichtige Dokument von demselben Kempner, der das „Wannsee-Protokoll“ fand, anscheinend aus Akten entfernt wurde und dann Jahrzehnte lang verschwunden war, bis es wieder im Bundesarchiv, versteckt an anderer Stelle, gefunden wurde. Darauf angesprochen, verweigerte Kempner jede Auskunft. (David Irving, „Nürnberg. Die letzte Schlacht“, Tübingen 1996, S. 127)

Quelle: Rolf Kosiek in „Der große Wendig. Richtigstellungen zur Zeitgeschichte“, Band 2, Tübingen 2006, S. 107

 

 

 

Nach dem Prinzip „Ausländer raus!“ wollte Robert Max Wasilij Kempner, geboren 1899 in Freiburg im Breisgau, das Problem Hitler lö­sen: Als Justitiar der Polizeiabteilung im preu­ßischen Innenministerium im Range eines Ober­regierungsrates empfahl er 1931, den aus Österreich stammenden NS-Führer als „lästigen Ausländer“ auszuweisen. Kempner, Sohn der bekannten Tbc-Forscherin Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871-1935), war in Weimarer Zeit po­litisch auf dem linken SPD-Flügel aktiv und wirkte im Vorstand des „Republikanischen Rich­terbundes“. Besonders stolz war er zeitlebens auf seine Rolle beim Sturz des „reaktionären“ Reichswehrchefs Hans von Seeckt. Tatsächlich trug dieser Sturz des Generals, der 1923 nach Hitler-Putsch und kommunistischen Unruhen auf Ersuchen Eberts die vollziehende Gewalt im Reich übernommen und die Weimarer Republik gerettet hatte, zur Destabilisierung der ersten deutschen Republik entscheidend bei. Nach der NS-Machtübernahme war Kempner Devisen- und Auswanderungsberater für Juden. 1935 ging er in das Reich des Duce, wo er das „In­stitute Fiorenza“ (Florenz) leitete. Nach Kriegs­beginn tauchte er in den USA auf. Dort wurde er Mitarbeiter von Robert Houghwout Jackson, der als Justizminister Roosevelts 1940/41 die Doktrin verkündete, die USA hätten das Recht, sich in alle Konflikte der Welt einzumischen, da es sich im Grunde um „Weltbürgerkriege“ han­dele. 1945/46 war Kempner Jacksons Stellver­treter als Ankläger in Nürnberg. 1947 wirkte er als Hauptankläger im Prozeß gegen den einsti­gen stellvertretenden Reichsaußenminister und Vater des nachmaligen Bundespräsidenten, Ernst von Weizsäcker („Wilhelmstraßenprozeß“). Seit den 50er Jahren betätigte sich Kempner hauptsächlich als Wiedergutmachungsanwalt. (...)

Quelle: „Wer ist wer im Judentum“ von David Korn, München 2003, S. 235

 

„The public still repeats, time after time, the silly story, that at Wannsee the extermination of the Jews was arrived at.“ zu deutsch: “Die Öffentlichkeit wiederholt immer noch ein ums andere Mal die törichte Geschichte, am Wannsee sei die Vernichtung der Juden beschlossen worden.“

Yehuda Bauer – Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem in „The Canadian Jewish News“ vom 20.1.1982

 

Anmerkung: Bei den  heute bekannten beiden Ausfertigungen des „Wannsee-Protokolls“ handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Fälschungen, wobei u.a. auf die Veröffentlichungen von Roland Bohlinger, Udo Walendy, Hans Wahls, Johannes P. Ney, Ernst Gauss und Rolf Kosiek bezug genommen werden kann.