Die Freimaurerei – der unheimlichste und unentwegteste Feind

des Gottesglauben und der katholischen Kirche,

ein reißender Wolf im Schafspelz

 

Von Prälat Dr. Joh. Ev. von Pruner

Bearbeitet von Pfarrer Dr. Joseph Seite

 

Abgedruckt in „Recht und Wahrheit“ 1994, S. 24 - 28

Unter allen gegen den Gottesglauben und die katholische Kirche gerichteten Organisationen (noch weiter gesteckt: Gegen die »freien Völker« dieser Erde! - RuW) ist der unheimlichste und unentwegteste Feind die Freimaurerei, welche ihre wahren Ziele vor den Augen der »profanen« Welt (der, die Profane(n): außerhalb der (des) Wissenden stehende(n) »Unwissende(n)«, »Nichteinge-weihte« - RuW) unter dem Deckmantel des Geheimnisses verbirgt und durch einen Schwall berückender Phrasen sich mit dem gleißenden Schein der Humanität und Völkerbeglückung umgibt. Dadurch ist es schwer, im einzelnen ihr Wirken festzustellen. Indes ist es notwendig, über ihre Grundsätze und Methoden Klarheit zu gewinnen, damit der reißende Wolf im Schafspelze erkannt und die Herde vor ihm gewarnt werden kann.

Diese Erkenntnis kann allerdings nicht aus ihren eigenen, für die Öffentlichkeit be­stimmten und deshalb auf Täuschung be­rechneten Kundgebungen geschöpft wer­den, sondern ist zu erholen bei ernstem Forschen und bei der Kirche, die ihre Ur­teilssprüche wohl überdacht hat. Die Frei­maurerei erstreckt sich nicht bloß auf die eigentliche Logenbrüderschaft (die »ak­tiven« Brüder), sondern außerhalb dersel­ben stehen wohl noch ebenso viele Män­ner in geistigem Konnex mit ihr und ar­beiten ganz für ihre Ziele (nicht Aktive, d.h. keiner bestimmten Loge angehören­de Brüder, die aber wahre Mitglieder sind). Manche derselben sind sogar mit außerordentlichem Erfolge für sie tätig gewesen, z.B. Voltaire, Lessing u.a.. Für manche Aufgaben, deren unmittelbare Durchführung im eigenen Namen sie kompromittieren oder der Werbung Hin­dernisse bereiten würde, versteht es die Freimaurerei, »profane« Gesellschaften sich anzugliedern, in welche sie Unbefan­gene einfängt, während sie durch verläs­sige Brüder die Leitung in Händen behält. So benutzte sie für ihre politischen Zwecke die Vereinigungen Jungitalien, Jungtürken, Narodna Odbrana in Serbien usw., für andere Ziele Leichenverbrennungs­vereine, manche Volksbildungsvereine usw.. Freilich ist es meist schwer, im Einzelfalle den Zusammenhang einwand­frei aufzudecken, doch kann er oft mit genügender Sicherheit erschlossen wer­den.

Was Ziele und Wirksamkeit des Freimau­rerbundes anlangt, so geben hervorragen­de Mitglieder selbst zu, daß die römische Hierarchie Zweck und Tragweite dessel­ben früher und klarer erkannte und ihren Ansichten treuer blieb als selbst viele sei­ner Mitglieder. Man kann sich also getrost auf das Urteil der Päpste verlassen, wel­che die Freimaurerei von ihrem ersten Auftreten bis auf unsere Tage einmütig verurteilt haben als den schärfsten und unversöhnlichsten Gegensatz gegen Kir­che und Religion und deshalb über jedes Mitglied die Strafe des Kirchenbannes ausgesprochen haben; so schon Klemens XII. (Constitutio In eminenti 1738) und Benedikt XIV. (Constitutio Providas 1751). Pius VII. führte durch die Consti­tutio Ecclesiam 1821 die durch Exkom­munikationsandrohung verschärfte Anzeigepflicht aller Mitglieder ein, die durch die Konstitution Pius' IX. Apostolicae Sedis 1869 (n. 16) nur bezüglich der ge­heimen Leiter und Häupter aufrechterhal­ten, im Codex iuris can. (Can. 2336 § 2) dagegen auf die dem Bunde angehörigen Kleriker und Religiösen beschränkt wur­de. Zuletzt hat Leo XIII. in seiner Enzy­klika Ilumanum genus vom 20. April 1884 die Bestrebungen der Freimaurerei aufge­deckt und neuerdings verurteilt. Er ver­wirft besonders die Geheimbündelei, die schweren Eide und Gelöbnisse, mit wel­chen das Geheimnis gesichert und unbe­kannte Verpflichtungen übernommen werden sollen, die systematische Lüge, mit der sie Unbehutsame einfängt und alle Welt täuscht, selbst den Großteil ihrer ei­genen Anhänger, vor allem aber Ziel und Aufgaben des Bundes, über welche die Kirche sich keinerlei Täuschung hingibt.

Leo XIII. bezeichnet als letztes Ziel der Freimaurerei, die christliche Religion und Ordnung von Grund auf zu zerstören und eine neue Ordnung zu schaffen mit der Grundlage des Naturalismus. Sie selbst bekennt sich zum reinen Humanitätside­al, wonach der Mensch das Maß aller Din­ge ist; sie sieht ab von jedem Dogmen­glauben, von übernatürlicher Offenbarung und göttlicher Autorität. In dem allgemein anerkannten Konstitutionsbuch von 1723, den sogenannten alten Pflichten Nr. 1, er­klärt sie zwar, daß »ein Maurer, der seine Kunst recht versteht, nicht ein stupider Atheist oder ein irreligiöser Freigeist sein wird«; aber sie will nicht auf eine be­stimmte Konfession verpflichten, sondern nur mehr auf jene Religion, in der alle Menschen übereinstimmen, wobei es ei­nem jeden überlassen bleibt, seine beson­deren Meinungen zu haben. »Die Frei­maurer sollen gute und rechtschaffene Männer sein, durch welche (Konfessions-)Benennungen oder Überzeugungen sie sich immer unterscheiden mögen; da­durch wird die Freimaurerei zum Vereini­gungspunkt und zum Mittel, wahre Freundschaft unter Personen zu stiften, die sonst in immerwährender Entfernung von­einander hätten bleiben müssen.« Die Fol­gen dieses reinen Humanitätstandpunktes sind Bekämpfung aller positiven Religio­nen und Kirchen, insbesonders der katholischen Kirche, Forderung der Laien­schule, Zivilehe, Laienmoral; bürgerliche Rechtschaffenheit ist sittliches Ideal.

Auch für das bürgerliche und politische Leben leugnet die Freimaurerei die gött­liche Autorität und setzt an ihre Stelle die Volkssouveränität; die rechtmäßig über­kommenen Gewalten, besonders die monarchischen, werden als Autokratie, Des­potismus und Tyrannei verschrien und bekämpft, die Rechte der Nation an die Stelle des historisch gewordenen Staates gesetzt (Nationalitätsprinzip), die Schlag­wörter »Freiheit, Gleichheit, Brüderlich­keit« als politisches Gesetz proklamiert. Revolution gilt nicht nur nicht als maure­risches Verbrechen, sondern wird nach Lage der Verhältnisse als berechtigt aner­kannt, in der Stille gefördert und im Falle des Gelingens als Werk der Freimaurerei gepriesen. Politisches Ideal ist die soge­nannte Demokratie unter maurerischem Einfluß und die allgemeine Weltrepublik, beherrscht von den »Souveränen« der Freimaurerei.

Eine direkte Bekämpfung der Freimaure­rei als solcher ist wegen ihrer Heimlich­keit in den seltensten Fällen möglich, um so wichtiger ist die indirekte Gegenarbeit. Als Aufgabe der Katholiken ihr gegenüber bezeichnet Leo XIII. die Aufklärung des Volkes über ihre Ziele und Bestrebungen und deren Entlarvung, wo sie sich zeigt. Das (christliche?) Volk muß so geschult werden, daß es auch auf dem so gefährli­chen politischen Gebiete den reißenden Wolf erkennt und seinen Machtansprü­chen sich entgegenstellt.

Die Freimaurerei

- Geschichte -

Die Freimaurerei im modernen Sinne stammt aus England und geht zurück auf das Jahr 1717. Damals traten zu London vier alte dortige Steinmetzlogen zu einem Bunde, der Großloge von England zusam­men, um sich ganz der »spekulativen Maurerei«, d. i. der »königlichen Kunst« des »geistigen Tempelbaues« an sich und an der Gesellschaft zu widmen. Am Fe­ste des hl. Johannes des Täufers, der vor­dem Patron der Steinmetzen war, wähl­ten sie ihren ersten Großmeister, so daß dieser Tag als Geburtstag der Freimauerei gilt. Die einst freizügigen Steinmetzen, welche in der mittelalterlichen Bauhütte von Straßburg ihren Mittelpunkt hatten (in England freemasons genannt im Gegen­satz zu den lokal und zünftig organisier­ten Maurern, rough-masons) hatten über­all ihre Heime (Logen) und ihre geheimen Erkennungszeichen, mit denen sie sich gegenseitige Hilfe zusicherten. Als die Werkmaurerei verfiel, rettete sich in die neue Zeit die Pflege der Geselligkeit und ihr symbolisches Formelwesen. Dies zog manche Männer aus höheren und gebil­deten Ständen an, sich der Logenbruder­schaft anzuschließen (accepted-masons) und sie schließlich als Heimstätten der damals herrschenden freidenkerisch-humanitären Geistesrichtung auszubauen. Diese Umwandlung trat in Erscheinung in dem Konstitutionsbuch von 1723, das von dem Mitbegründer, dem englischen Hofprediger James Anderson, verfaßt war und von allen anderen Logen, die sich an die Londoner Großloge anschlossen, über­nommen wurde.

Schnell verbreitete sich die Freimaurerei in den freidenkerischen Gesellschafts­kreisen über die ganze Welt hin. Im Jahre 1740 zählte man um London schon 115 Logen; 1725 begründeten englische Kaufleute die erste Loge in Paris, 1730 folgte Dublin, 1738 Florenz und Boston; in den nächsten Jahren fand die Loge Eingang im Haag, in Schweden, Schottland, Po­len und in Genf, 1737 auch auf deutschem Boden in Hamburg. Dort trat im folgen­den Jahre der preußische Kronprinz und spätere König Friedrich II. bei. Im Jahre seiner Thronbesteigung 1740 veranlaßte er die Gründung der Loge (jetzt Große National-Mutterloge) zu den drei Weltku­geln in Berlin.

 

Anmerkung: Fritz BURGHARD schreibt in seinem unter der Überschrift »Friedrich der Große und die Freimaurer» verfaßten Aufsatz (siehe RuW Nr. 9+10/91, S. 17 f.), daß sich Friedrichs Bruch mit der Freimaurerei »in dieser Loge, deren Gründung er selbst gefördert hatte,« vollzog. Äußerer Anlaß zu seiner Abkehr war der Verrat des Br. und Generals W a 1 r a v e, der, wie Fritz Burghard schrieb, »im Zweiten Schlesischen Krieg die Festung Neiße an die Österreicher verriet. Ein Logengericht erkannte Walrawe, der seine Schuld nicht zugab und auf entsprechende Fragen des hammerführenden Königs beharrlich schwieg, des Verrats für überführt. Walrave wurde verhaftet und zu lebenslänglicher Kerkerhaft verurteilt.

Friedrich der Große sprach sodann: Als Freimaurer habe ich meine Pflicht getan. Mein Ziel ist erfüllt. Ich lege den Hammer nieder und schließe diese Bauhütte für ewig.«

August HORNEFFER, exzellenter Kenner der europäischen Freimaurerei, schreibt in seinem Buch "Die Freimaurerei" unter dem Kapital "Entwicklungs­kämpfe": "Als die erste Begeisterung (über die freimaurerischen Ideen) verflogen war, begann der eine Teil zu erkalten, der andere horchte auf die französischen Neuerungen. Zu denen, die sich zurückzogen und die freimaurerische Sache sich selbst überließen, gehörte auch Friedrich."

 

Der Kaiser Franz I. von Österreich war schon 1731 als Herzog von Lothringen in den Bund aufgenommen worden und zeigte sich auch später ihm wohlgewogen. Die Hauptanziehungskraft der Freimauerei lag in der Heimlichkeit, mit der sie sich umgab. Durch den Bei­tritt erhoffte man Einweihung in geheime wertvolle Wissenschaften und Künste, passenden gesellschaftlichen Anschluß, Gelegenheit zu offenem Gedankenaus­tausch über Weltverbesserung, zu unge­störter Betreibung sozialer Reform­projekte und sonstiger Liebhabereien des Zeitalters und obendrein wesentliche Förderung im Fortkommen. Freimaurerei wurde Modesache und noch mehr emp­fohlen durch den Beitritt angesehener Mit­glieder des Hochadels und selbst regie­render Fürsten. Durch ihre stetige Ausbreitung wurde sie ein gewaltiger Macht­faktor des öffentlichen Lebens, da sie alle in der Zeitrichtung liegenden verwandten Strömungen und Bestrebungen in einer großen internationalen Geheimbund­organisation konzentrierte und werbend weiter trug. Der beständige innere Zwist oft häßlichster Art über die Äußerlichkeiten der verschiedenen Systeme, Grade und Riten tat dem wenig Eintrag. Unbestreit­bar ist die sehr aktive Rolle der Freimaure­rei in der Aufklärung des 18. Jahrhunderts sowohl in Frankreich (Enzyklopädisten) als in Österreich (Joseph II), in der gro­ßen Französischen Revolution und den auf sie folgenden Umwälzungen; auch der stille und offene Kulturkampf des 19. Jahrhunderts in allen christlichen Ländern ist ihr Werk, und zuletzt die Entfesselung des Weltkrieges und der ihr folgenden Revo­lutionen zur Verwirklichung der freimau­rerischen Ideale.

In den Vereinigten Staaten und England gehört nahezu alles, was Namen, Rang und Ansehen genießt, der Loge an.

In England steht die Maurerei ganz im Dienst des britischen Imperialismus und Kapitalismus: »Die Größe Britanniens ist das Werk der Freimaurerei.«

Demgegenüber weist die romanische Frei­maurerei wohl geringere Zahlen auf, zeigt aber größere Verbissenheit im Kampfe gegen Thron und Altar. In Deutschland umfaßt der Großlogenbund nach dem Er­sten Weltkrieg 8 Großlogen, davon 3 in Berlin (Große National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln, Große Landesloge der Freimaurer von Deutschland, Große Loge von Preußen, genannt Royal York zur Freundschaft), je eine in Hamburg, Dres­den (Große Landesloge von Sachsen), Leipzig (Freie Vereinigung der 5 unab­hängigen Logen), Frankfurt a. M. (Große Mutterloge des Eklektischen Freimaurer­bundes), Bayreuth (Großloge zur Sonne), Darmstadt (Große Freimaurerloge zur Eintracht) mit ca. 625 Logen und über 50.000 Br..

Außerhalb des Großlogenbundes scheint zu stehen der »Freimaurerbund zur auf­gehenden Sonne« e.V. Sitz Nürnberg, gegr. 1905 mit 60 Logen und ca. 1500 Mitgliedern, der sich wohl nur durch sein vereinfachtes Ritual und die vereins­mäßige Organisation von den anderen Logen unterscheidet, aber unter Ableh­nung jeden Dogmenglaubens die alten Freimaurerideale hochhalten und im Ver­ein mit allen Brüdern eine Stütze der Weltmaurerei bilden will.

Bedenkt man nun, daß die Logenbrüder zumeist strebsame, leichtbewegliche, weltgewandte Leute sind, Journalisten und Kaufleute, Rechtsanwälte und Indu­strielle, zu denen sich noch viele Gelehr­te, insbesondere aber zahllose Parlamen­tarier aller Länder gesellen, so kann man sich ungefähr einen Begriff davon ma­chen, welchen ungeheuren Einfluß diese festorganisierten Verbände auf die ihnen angehörigen oder doch näherstehenden Kreise ausüben.

Zur Verstärkung ihres Einflusses haben die Freimaurer in der neuesten Zeit be­harrlich versucht, die stets bestandene geistige Gemeinschaft unter den Logen der verschiedenen Länder auch zu einer wirklichen internationalen Gesamtorgani­sation aller freimaurerischen Kräfte des ganzen Erdenrundes auszubauen, damit sie so »einen Stützpunkt erhielten, von dem aus sie die Welt aus den Angeln he­ben könnten«. Diesem Zwecke dienten die freimaurerischen Weltkongresse, de­ren erster zu Paris i. J. 1889 als Jahrhun­dertfeier der glorreichen Französischen Revolution stattfand (der zweite ebendort 1900), internationale Freimaurerkon­ferenzen, von denen jene zu Luxemburg 1912 wiederum die Vereinigung aller Freimaurer der Erde als Hauptziel be­zeichnete, ferner die Errichtung eines freimaurerischen internationalen Büros zu Neuenburg in der Schweiz durch den schweizerischen Großmeister Quartier la Tente. Tatsächlich wurde der Freimau­rerische Weltbund gegründet in Bern am 30. August 1913 gelegentlich eines dort tagenden harmlosen Esperanto­kongresses, während gleichzeitig im Haag die sechste internationale Freimaurerkonferenz gelegentlich der Haager Friedenskonferenz tagte.

Die Freimaurerei

- Organisation -

Der Ausbau der Freimaurerbünde zeigt eine überaus mannigfaltige Gliederung nach Graden und Systemen. Nach dem Muster der alten Bauhütten gab es von Anfang an die drei Grade des Lehrlings, Gesellen und Meisters; letztgenannter Ti­tel galt zunächst nur für den wirklichen Vorsitzenden der Einzelloge (Meister vom Stuhl), wurde aber sehr früh als eigener Grad eingerichtet (1725). Man nennt jene Systeme, welche sich auf diese drei Gra­de beschränken, Johannislogen nach dem früheren Schutzpatron der Steinmetzen oder symbolische Logen wegen der symbolischen Grundlage der Bauarbeit oder die blaue Maurerei mit Beziehung auf die himmelblaue Farbe (siehe auch das frei­maurerische »Europablau« als Emblem­farbe der »Europäischen Union« -RuW) der gebräuchlichen Abzeichen.

Die Lust des Symbolisierens und die Freu­de an Geheimnissen und Wichtigtuerei führte bald zur Anfügung eines vielgestal­tigen Überbaues in den nach und nach auftretenden Hochgraden, denen gegen­über die alten drei Grade der Johan­nislogen zu bloßen Vorstufen herabge­drückt wurden; sie bilden den »Vorhof des Heiligtums«. Man nennt diese höhe­ren Grade die Andreasmaurerei, weil der Apostel Andreas als erster von Johannes zum vollkommeneren Meister Jesus über­getreten ist, oder rote Maurerei von der Farbe ihrer Abzeichen. Sie rühmen sich höheren Wissens und der Kenntnis ganz besonderer Geheimnisse. Alle bisherige Geheimkrämerei und Symbolik auf Erden wurde in phantastischer Weise zum Aus­bau dieser Hochgrade verwertet und mit lächerlich hochtrabenden Titeln ausge­schmückt; man machte unter den sonder­barsten Geschichtskonstruktionen, viel­fach unter Führung raffinierter Schwind­ler, Anleihen beim alten Mysterienwesen, bei Bibel und Kabbala, bei Alchemie und Rosenkreuzertum.

Die Symbolik der unteren Grade bewegt sich um den biblischen Tempelbau Salomons (auch Zorobabels), von dessen Bau­herrn sie die »königliche Kunst« übernom­men haben wollen, und dessen angebli­cher Baumeister Hiram Abif, der von pflichtvergessenen Gesellen (Unwissen­heit, Aberglauben, Despotismus) erschla­gen, aber wieder zum Leben erweckt wur­de, viel erwähnt wird. Als noch höhere Stufe der Baumeisterkunst tritt seit 1740 der Royal Arch-Grad, d.i. der Meister vom Königlichen Gewölbe, auf. In Frankreich wurde ein sagenhafter Zusammenhang mit dem mittelalterlichen Templerorden konstruiert, dessen letzter Großmeister an­geblich vor seiner schuldlosen Verbren­nung (1314) die templerischen Geheim­nisse einem Freunde anvertraute, der sie nach Schottland brachte und als Geheim­lehre weitergab. Die auf Grund dieser Legende umgebildete Freimaurerei, die sich zudem in den Dienst des auf franzö­sischem Boden lebenden Kronpräten­denten Karl Eduard Stuart gestellt hatte, bildete das schottische System aus, wo­bei die Brüder zu Rittern gestempelt, der Bund zu einem »souveränen Orden« mit souveränen Rittern und Fürsten und einem Kaiser des Ostens und Westens erhoben und die vormalige Ordenshierarchie als Fundgrube für die nötigen, der Eitelkeit schmeichelnden Ämter verwertet wurde. Der Grad des Ritter Kadosch insbeson­dere soll die Rache der Tempelritter we­gen des ungerechten Todes ihres Großmei­sters verewigen; der Kandidat dieses Grades muß unter entsprechenden Schwü­ren Dolchstöße führen gegen die Königskrone als das Zeichen ausschweifender unverantwortlicher Tyrannei und gegen die Tiara als das Symbol hochmütigen Stolzes und Betruges.

In Frankreich wurde dieses schottische System schon um 1740 auf 25 Hochgrade gebracht (Rite de perfection oder d'Heredom; an der Spitze der Grand Orient zu Paris mit den Kaisern des Ostens und Westens), blieb aber in England und Schottland zunächst unbeachtet. Nach Amerika verpflanzt 1783, wurde es durch spekulative Juden zu Charleston (Süd-Carolina) auf insgesamt 33 Grade ausge­baut und 1803 nach Frankreich als »das alte und angenommene schottische Sy­stem« mit einem Supreme Conseil an der Spitze zurückgebracht. Trotz seiner schwindelhaften Begründung verbreitete es sich über die ganze Erde hin, beson­ders in den romanischen Ländern (13. Grad: Royal-Arch, 30. Grad Ritter Kadosch, 31. Grad Großinquisitor-Kom­mandeur, 32. Grad der erhabene Fürst des königlichen Geheimnisses, 33. Grad der souveräne General-Groß-Inspektor).

In Schweden wurde zu Stockholm i. J. 1756 durch den Kanzleirat Karl Friedrich Ekleff aus schottischen Elementen mit christlich-biblischem Einschlag das sog. schwedische System mit 9-11 Graden ge­schaffen, das 1766 auch nach Deutschland in die Große Landesloge verpflanzt wur­de; hier gab es sich infolge der Ideen der Aufklärungszeit als den Inhaber der wah­ren, rein humanitären Geheimlehre Jesu aus, die dieser im esoterischen Geheim­vortrag einigen Pneumatikern (Pneumatismus: Lehre, wonach nur der Geist real existiert, RuW) anvertraut habe, wäh­rend er im Evangelium sich den Anschau­ungen des Volkes akkommodiert (ange­paßt) habe. Der oberste Grad des Ordens­meisters regiert als Vicarius Salomonis die einzelne Provinz, während über allen 10 Provinzen der wahre Salomon steht, der nur dem Ordensmeister bekannt ist und dessen Würde in seiner Familie nach der Erstgeburt erblich sein soll. Verschiede­ne Reformen am Legendenwust des schot­tischen Systems (durch Schröder, Feßler u. a.) führten in Deutschland zu verein­fachten Systemen, z.B. zum rektifizierten (berichtigten) schottischen System (drei Weltkugeln: 7 Grade), altenglischen (Royal-York, Hamburg, Sachsen) oder zum eklektischen (eklektisch: unselbständigen) System mit Beseitigung der Hochgrade (Frankfurt, Darmstadt).

Noch ausschweifendere Phantasie herrschte in den an ägyptische Erinnerun­gen anknüpfenden Bildungen, dem Orden der Kophten mit 90 Graden, gegründet vom europäischen Großschwindler Cagliostro (gest. 1795 im Gefängnis zu Rom), geleitet vom Großkophta; im Ri­tus von Misraim, ebenfalls mit 90 Gra­den; und im Ritus von Memphis mit 95 Graden, beide gegründet von unternehmenden Juden und in mehreren französi­schen und italienischen Logen fortbeste­hend unter Leitung eines Großhierophanten.

In neuerer Zeit hat das ehemals verpönte Judentum es verstanden, sich in die Lo­gen einzunisten und hat rasch die Herr­schaft an sich gerissen, so daß es beson­ders in den leitenden Kreisen des schottischen Systems und bei den Eklektikern den überwiegenden Einfluß besitzt und daß fast überall die Juden sich als die rührigsten Freimaurer betätigen. Dadurch ist die Freimaurerei das gefügigste Werk­zeug für die Interessen des internatio­nalen Großkapitalismus geworden.

Die Organisation der Freimaurerei ist ein Geheimbund in solch reiner Form, daß sie geradezu das Muster geworden ist für alle späteren Bündnisse dieser Art. Sie hält sich ganz im verborgenen und verbreitet absichtlich Dunkel über ihre wahren Zie­le, ihre eigentlichen Leiter, ihre Gliede­rung, über die Tatsache der Mitglied­schaft. Die Geheimhaltung wird von den Mitgliedern durch die schwersten Eide gefordert, und sie gilt nicht bloß gegen­über der profanen Welt, sondern selbst in­nerhalb der Eingeweihten wird den nie­deren Graden der Inhalt und manchmal auch das Vorhandensein der höheren Gra­de, ja sogar Würdenträgern wird der Ein­blick in die höchste Leitung und die letz­ten Ziele vorenthalten, so daß sicher 90 Prozent aller, die »das Licht empfangen«, nur blinde Mitläufer sind und willenlose Werkzeuge in der Hand einiger wenigen zielbewußten Meister. Die furchtbaren Eide und Gelöbnisse, mit denen sich der Aufzunehmende den schrecklichsten Todesstrafen unterwirft für den Fall des Geheimnisbruches, hätten keinen Sinn, wenn diese Geheimnisse nur in jenen Harmlosigkeiten beständen, mit welchen man die niederen Grade abspeist. Höchst unmoralisch ist das Gelöbnis unbeding­ten Gehorsams gegenüber Oberen, die man gar nicht kennt, (den in »dreifache Nacht gehüllten« Oberen, wie es Erich LUDENDORFF so treffend ausdrückte, RuW) und gegenüber jeder Art von Ver­pflichtung, wie sie von diesen auferlegt werden will, auch wenn sie den heiligsten Pflichten gegen das Wohl des Staates oder Volkes widerstreiten.

Die Freimaurerei will in den symboli­schen oder allegorischen Lehrkursen der aufsteigenden Grade ihre Anhänger­schaft erziehen für die als allein berech­tigt anerkannte Diesseitskultur und will sie anleiten, alle aus diesem Standpunkt sich ergebenden Folgerungen auf reli­giösem, sittlichem und politischem Ge­biete selbsttätig zu ziehen bis zum völli­gen Umsturz aller bisher als übernatür­lich anerkannten Ordnung. Der Er­ziehungsgang soll aber alles Auffallende und Bloßstellende vermeiden, daher nur allmählich und unvermerkt den Bruder anleiten, die Grundprinzipien des Maurertums immer klarer und vollständiger zu durchschauen, die Anwendungen auf alle Lagen und Beziehungen des praktischen Lebens zu machen, nach dem Maße der wachsenden Erkenntnis fortwährend zu handeln und für die Ausbreitung dieser Grundsätze und deren Verwirklichung zu werben. All das wird unter Symbolen ge­lehrt, die je nach der Fassungskraft und dem Grade des Schülers bald diesen, bald jenen Sinn bekommen; auch alles Reli­giöse, Christliche und Biblische, das im Maurertum sich findet, wird allegorisch umgedeutet und nur als Symbol benutzt für die angeblich höhere, alle bisherige Kenntnis übersteigende maurerische Weisheit.

Was die spekulative Maurerei von der al­ten christusgläubigen Werkmaurerei an religiösem Einschlag mitgenommen hat, ist allen dogmatischen Sinnes entkleidet und in freidenkerischer Weise verflüchtigt. Die Namen: Gott, schöpferisches Prinzip, Baumeister des Weltalls, all­sehendes Auge usw. sind nur mehr Sym­bole für das rein menschliche Ideal des Wahren, Guten und Schönen. Die engli­sche und schwedische Maurerei hat unter dem Einfluß der vielen ihr zugehörigen Geistlichen allmählich wieder mehr christliche Färbung angenommen und will am »christlichen Prinzip« festhalten, da­gegen ist die romanische Hochgradmaurerei immer radikaler auf das »Humanitätsprinzip« eingeschworen, so daß selbst der Name Gott aus den Logen­formeln beseitigt werden sollte.

Wenn nun auch die Freimaurerei dem Namen nach an einer Religion festhält, die sie wegen der Außerachtlassung aller Konfessionsprägung (unseclarian principle) als »katholisch« = allgemein­menschlich bezeichnet, so tritt sie tatsäch­lich in ihren maßgebenden Aussprachen, in ihrer Presse und vor allem in ihrer Wirk­samkeit jeder positiven Religion feindlich gegenüber, in besonders scharfer Weise jedoch der auf göttlicher Autorität beru­henden katholischen Kirche, die unter dem Namen Ultramontanismus als der eigent­liche Feind betrachtet wird. »Der Kampf zwischen Kirche und Freimaurerei ist ein Kampf auf Leben und Tod ohne Rast und Gnade.«

Das Ecrasez l’infame Voltaires hat ihr gegolten, und alle Stürme gegen die Kir­che und den Christusglauben seit dieser Zeit sind von den Logen ausgeheckt und durchgeführt worden. Die Freimaurerei betätigt sich aggressiv atheistisch und bemäntelt mit den Schlagwörtern »Gewis­sensfreiheit, Toleranz« ihre allerschärfste Unduldsamkeit. Der Atheismus ist selbst schon zu Antitheismus und Satanskult fort­geschritten, besonders in italienischen Logen. Die Religion als Werkzeug des Klerus, die Massen zu betören, muß zer­stört, das Papsttum muß ausgebrannt, der Einfluß der Kirche, wo immer er sich gel­tend macht muß gebrochen werden. Der Staat darf keinerlei Rücksicht mehr auf sie nehmen - Trennung von Kirche und Staat -, jede Bewegungsfreiheit soll ihr unterbunden, der Klerus soll entrechtet, das Ordenswesen unterdrückt, sie selbst gegenüber allen Beschimpfungen und Angriffen vogelfrei erachtet werden. Die Erziehung der Jugend muß der Staat ganz an sich ziehen durch die allen aufgezwun­gene Laienschule mit religionslosem Moralunterricht, die christliche Caritas muß beseitigt werden durch die öffentli­che Fürsorge und gesetzliche Hilfsan­sprüche an diese sowie durch philanthro­pische Einrichtungen. Das sittliche Leben wird auf den rein natürlichen Boden der freien Moral gestellt und auf natürliche Rechtschaffenheit und bürgerliche Unbe­scholtenheit beschränkt. Es gibt keine durch Erbsünde verderbte Natur; den menschlichen Trieben muß alle Freiheit gewährt werden; das Recht auf Lüstern­heit in Presse, Theater, Kunst und öffent­lichem Leben wird ernsthaft verteidigt. Um die Ehe ihres übernatürlichen Charakters zu entkleiden, wird die auflösbare Zivilehe gefordert und das Recht auf freie Liebe gepredigt.

Die Methode auf politischem Gebiet ist Täuschung des Volkes durch die Phra­sen von Freiheit und Volksrechten, Umschmeichelung der Fürsten und Regieren­den, um sie gefügig zu machen, Verleumdung der Kirche als Staatsfeindin, Errin­gung politischer Macht, besonders in den Parlamenten, bewußte Lüge und selbst politischer Mord, der nicht entehrt, sondern, wenn er Erfolg hat, Heldenruhm verschafft.

Vor allem aber ist sie bemüht, die öffent­liche Meinung in ihrem Sinne zu beein­flussen durch Beherrschung der großen Presse; dadurch kann sie alle ihre Bestrebungen am nachdrücklichsten ver­folgen. Adriano Lemmi, der Reorganisator der italienischen Freimaurerei, erklärt demnach: »Die Freimaurerei muß die Macht haben und hat sie auch, die öffent­liche Meinung zu erzeugen und zu len­ken.«

Schon Art. II der »Alten Pflichten« lehrt diese politische Moral: »Der Maurer ist, wo immer er weilt und arbeitet, ein fried­fertiger Untertan der bürgerlichen Obrig­keit; derselbe wird sich nie an Verschwö­rungen und Zettelungen gegen den Frie­den und die Wohlfahrt der Nation (!) be­teiligen oder eine respektwidrige Haltung gegen die untergeordneten Organe der höchsten Gewalt einnehmen.... Sollte da­her ein Bruder sich gegen den Staat (!) empören, so ist er in seiner Empörung selbst nicht durch offenes Eintreten der Brüderschaft für ihn zu unterstützen, son­dern er ist vielmehr als ein ins Unglück geratener Mann zu bemitleiden. Indes ist es, obgleich die loyale Brüderschaft sei­ne Empörung desavouieren (verleugnen) muß, um der derzeitigen Regierung kei­nen Anlaß zu Argwohn oder politischer Eifersucht zu bieten, nicht statthaft, wo­fern er keines anderen Verbrechens über­führt ist, ihn aus der Loge auszuschlie­ßen. Seine Verbindung mit der Loge bleibt vielmehr unzertrennlich.«

Aus: »Lehrbuch der Pastoraltheologie«, Zweiter Band: Das Vorsteheramt. Einzel- und Gemeinschaftsseelsorge, S. 257 ff., Paderborn 1922.