Männerbünde
Konsequente Ablehnung der Freimaurerlogen
durch das konservative Luthertum
Die Männerbünde brauchen heute Frauen. Männer unter sich: Geschäfte ...
Langeweile... eisernes Schweigen ... religiös-philosophische Grundsätze prägen
aber ganz gewiß den Männerbund der Loge, der Frauen bis heute von
der „Arbeit“ im Tempel ausschließt. Stärker als bei Lions, Rotarys und Kiwanis
wird hier die Pflicht der Verschwiegenheit betont, die auch gegenüber
der eigenen Ehefrau zu wahren ist. Die in den Statuten nicht festgeschriebene,
aber in der Praxis stets geübte Solidarität der Logenbrüder, auch im
wirtschaftlichen Bereich, machte die aus den Zünften und Bruderschaften des
Bauhandwerks hervorgegangenen Freimaurerlogen zu wichtigen Faktoren im Geschäftsleben. Der
Bremer Historiker Friedrich Prüser (1892 - 1974)
schildert die sieben Logen der Hansestadt als „Risiko-Assekuranz auf Gegenseitigkeit“. Der einer Bremer Loge
zugehörige Kaufmann konnte zweimal
ein riskantes Geschäft wagen. Ging es schief, half ihm die Loge durch eine Kollekte aus der Patsche. Erst beim
„drittenmal“ erwartete man von dem Logenbruder, dass er durch Freitod
den Weg zu einer unauffälligen
Liquidation des überschuldeten Unternehmens
freimachte. In der Praxis war der Erfolg weitaus häufiger als der Freitod. Der Bremer Kaufmann konnte wagen und
gewinnen, weil seine Loge zu ihm hielt ...
Auch wenn die Mitglieder von Freimaurerlogen oder von „Lions International“ ihren obersten
Vertretern einen „Alleinvertretungsanspruch“
einräumen, „der dem päpstlichen in der katholischen Kirche gleichkommt“ (Elke Müller-Mees), wird diese Machtfülle
offenbar nicht in detaillierte
Richtlinien für die Politik oder die Sozialethik umgesetzt. Es gibt kein
übereinstimmendes Abstimmungsverhalten unserer Service-Club-Parlamentarier in Sachen des Paragraphen 218 oder
in der Frage der Substituierung von Rauschgiften ...
Aber die Krise
der Männerbünde ist so offenkundig, dass man sie auch nicht durch den Hinweis auf „Kiva“ und die Hopi-Indianer
hochstilisieren sollte. Die fürs
Thema gewiß unentbehrliche Kölner Materialiensammlung „Männerbünde“ (schön gestaltet für eine
Ausstellung in Köln) ist der Versuchung
erlegen, durch die Darstellung der „Männerbünde im alten Ägypten“ oder der „islamischen Futuwa-Bünde“ durch Grundsatzartikel
über den „Staat als Männerbund“ oder
„Politik als männerbündisches Handeln und Verhalten“ einer überlebten Sache noch zu archaischen oder
metaphysischen Wurzeln und
Hintergründen zu verhelfen. In Pflicht genommen von der lapidaren Feststellung
des Apostels Paulus, „hier ist weder Mann noch Frau“, sollten wir uns zum gleichberechtigten
Miteinander der Geschlechter bekennen. Die konsequente Ablehnung der
Freimaurerlogen durch das konservative Luthertum bekommt hier noch ihre Berechtigung unter einem damals - im 19. Jahrhundert
- kaum berücksichtigten
Blickwinkel. Friedrich Schleiermacher aber dufte sich als Prophet erweisen:
„Die Männerbünde sterben, wenn sie Männerbünde bleiben wollen.“
Quelle: Gerhard Schmolze in der Rubrik „Berichte und Analysen“ der
„Lutherischen Monatshefte“ Oktober 1990 über die Kölner Ausstellung
„Männerbünde“; zitiert von Wolfgang Bittner in „Satans verschworene Brüder. Angriffe und
Antithesen gegen die Deutsche Freimaurerei 1970 – 2000“, S. 250 f