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DER SPIEGEL
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Sondermülldeponie
Ihlenberg bei Schönberg/MV
Sehr geehrte Damen und Herren!
1)
Die BILD-Zeitung berichtete am 10.1.2003, daß der
Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Dr. Wolfgang Methling (PDS),
seinen Staatssekretär Dietmar Glitz (Spitzname: "Der Glitzer") im
zarten Alter von nur 55 Jahren in den Ruhestand geschickt habe, was das Land MV
in den nächsten drei Jahren rund 250.000 Euro Übergangsgeld kosten werde.
2)
Als Grund für die Demission nannte Prof. Methling:
"Zunahme der Arbeitsaufgaben". Das klingt kurios (BILD:
"oberfaul").
3)
In der gleichen Ausgabe schreibt BILD von 19,9 %
Arbeitslosen in MV. Wieviele AMB-Stellen hätte man mit Glitzens Übergangsgeld
finanzieren können?
4)
Stefan Koslik von der Schweriner Volks-Zeitung (SVZ) hat
darüber in der Ausgabe vom 11.1.2003 kurz berichtet. Er versteht das mit der
Überlastung auch nicht; errechnet aber "nur" 215.000 Euro
Übergangsgeld.
5)
Der für unsere Bananenrepublik an sich nicht übermäßig
spektakuläre Vorgang gewinnt allerdings weit überdurchschnittliche Brisanz
durch den Umstand, daß zeitgleich die Umweltstaatssekretärin Henriette
Berg (GRÜNE) im noch zarteren Alter von 48 Jahren von der Landesregierung SH
(Simonis + Müller) in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde.
6)
MP Simonis soll laut "Lübecker Nachrichten" - die
mehrfach und ziemlich ausführlich berichteten - insgesamt drei verschiedene und
sich widersprechende Begründungen für den Abgang von Frau Berg genannt haben.
Also eine weitere Parallele zum Vorgang Methling/Glitz.
7)
Wenn BUM (Bundesumweltminister) Trittin Frau Berg nicht
unter die Arme gegriffen hätte und sie nicht als Abteilungsleiterin übernommen
hätte, wäre es für Schleswig-Holstein eine teure Tasse Tee geworden; so muß SH
nur die Differenz zwischen B 11 und B 10 zahlen.
8)
Viel zu wenig beachtet wurde seinerzeit der Umstand, daß
nach der letzten gewonnenen Landtagswahl sich fünf Minister und ein
Staatssekretär geweigert haben, weiterhin in einer Regierung
"Simonis" mitzuarbeiten. Der ehrenwerte Prof. Dr. Bull hatte schon
vorher "Mattenflucht" begangen. Ein Grund war sicherlich, daß dieser
unselige Gärtner (FDP und Chef der Staatskanzlei) häufig an den Ministern
vorbei in die Ressorts hinein regiert haben soll. Ein anderer Grund wurde hier
in Lübeck von einem Kabinettsmitglied ausgeplaudert. MP Simonis habe im kleinen
Kreis über den europaweit anerkannten Toxikologen geäußert: "Den Wassermann,
den machen wir fertig, der arbeitet nicht für uns!" Der zwischenzeitlich
emeritierte Wassermann wurde also zuerst von Barschel und dann von Simonis
gemobbt, was meine These bestätigt, daß es völlig gleichgültig ist, ob in SH
Stoltenberg/Barschel oder Engholm/Simonis regieren. Warum Prof. Wassermann für
Barschel und Simonis gleichermaßen gefährlich war, muß ja wohl in seiner
wissenschaftlichen Integrität, seinem Fachgebiet und in seinen
Umweltschutz-Ambitionen begründet gewesen sein (Schönberg?).
9)
Die Sitzung des Beirats für Umweltfragen der Deponie
Ihlenberg (Schönberg) am 7.5.2003 verlief in äußerst gereizter Atmosphäre. Als
Minister Methling gegangen war, erklärte Dr. Beckmann (AL UM,
Ministerialdirigent und stellvertretender Staatssekretär), er werde den Beirat
nicht mehr leiten und wenn Prof. Methling meine, ihn dazu zwingen zu können,
werde man sehen ....
10) Vertraulich habe
ich bereits von zwei Seiten gehört, der Lübecker Trinkwasserleiter (den man
sich wie eine riesige Satelitenschüssel mit etwa 60 km Durchmesser und Lübeck
im Mittelpunkt vorstellen muß) müsse aufgegeben werden und es werde schon
Trinkwasser aus Schöpfungen im Kreis Stormarn (oder Segeberg) gepumpt.
11) Über Dr. Conrad
(Umweltstaatssekretär MV Anfang der 1990er Jahre) muß ich Ihnen sicherlich
nichts erzählen. Allerdings haben meine Archivarbeiten Neuigkeiten ergeben. Es
spricht viel dafür, daß die Feststellung des Bestandsschutzes der Deponie
Schönberg/Ihlenberg im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung auf einem
nichtigen (also nicht nur fehlerhaften, aber bestandskräftigen) Verwaltungsakt
beruht. (...)
.
Mit freundlichen Grüßen