Schönberg (53)

 

Detlef Winter                                                              Lübeck, den  10.5.2003

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DER SPIEGEL

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Sondermülldeponie Ihlenberg bei Schönberg/MV

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

 

1)      Die BILD-Zeitung berichtete am 10.1.2003, daß der Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, Prof. Dr. Wolfgang Methling (PDS), seinen Staatssekretär Dietmar Glitz (Spitzname: "Der Glitzer") im zarten Alter von nur 55 Jahren in den Ruhestand geschickt habe, was das Land MV in den nächsten drei Jahren rund 250.000 Euro Übergangsgeld kosten werde.

2)      Als Grund für die Demission nannte Prof. Methling: "Zunahme der Arbeitsaufgaben". Das klingt kurios (BILD: "oberfaul").

3)      In der gleichen Ausgabe schreibt BILD von 19,9 % Arbeitslosen in MV. Wieviele AMB-Stellen hätte man mit Glitzens Übergangsgeld finanzieren können?

4)      Stefan Koslik von der Schweriner Volks-Zeitung (SVZ) hat darüber in der Ausgabe vom 11.1.2003 kurz berichtet. Er versteht das mit der Überlastung auch nicht; errechnet aber "nur" 215.000 Euro Übergangsgeld.

5)      Der für unsere Bananenrepublik an sich nicht übermäßig spektakuläre Vorgang gewinnt allerdings weit überdurchschnittliche Brisanz durch den Umstand, daß zeitgleich die Umweltstaatssekretärin Henriette Berg (GRÜNE) im noch zarteren Alter von 48 Jahren von der Landesregierung SH (Simonis + Müller) in den vorzeitigen Ruhestand geschickt wurde.

6)      MP Simonis soll laut "Lübecker Nachrichten" - die mehrfach und ziemlich ausführlich berichteten - insgesamt drei verschiedene und sich widersprechende Begründungen für den Abgang von Frau Berg genannt haben. Also eine weitere Parallele zum Vorgang Methling/Glitz.

7)      Wenn BUM (Bundesumweltminister) Trittin Frau Berg nicht unter die Arme gegriffen hätte und sie nicht als Abteilungsleiterin übernommen hätte, wäre es für Schleswig-Holstein eine teure Tasse Tee geworden; so muß SH nur die Differenz zwischen B 11 und B 10 zahlen.

8)      Viel zu wenig beachtet wurde seinerzeit der Umstand, daß nach der letzten gewonnenen Landtagswahl sich fünf Minister und ein Staatssekretär geweigert haben, weiterhin in einer Regierung "Simonis" mitzuarbeiten. Der ehrenwerte Prof. Dr. Bull hatte schon vorher "Mattenflucht" begangen. Ein Grund war sicherlich, daß dieser unselige Gärtner (FDP und Chef der Staatskanzlei) häufig an den Ministern vorbei in die Ressorts hinein regiert haben soll. Ein anderer Grund wurde hier in Lübeck von einem Kabinettsmitglied ausgeplaudert. MP Simonis habe im kleinen Kreis über den europaweit anerkannten Toxikologen geäußert: "Den Wassermann, den machen wir fertig, der arbeitet nicht für uns!" Der zwischenzeitlich emeritierte Wassermann wurde also zuerst von Barschel und dann von Simonis gemobbt, was meine These bestätigt, daß es völlig gleichgültig ist, ob in SH Stoltenberg/Barschel oder Engholm/Simonis regieren. Warum Prof. Wassermann für Barschel und Simonis gleichermaßen gefährlich war, muß ja wohl in seiner wissenschaftlichen Integrität, seinem Fachgebiet und in seinen Umweltschutz-Ambitionen begründet gewesen sein (Schönberg?).

9)      Die Sitzung des Beirats für Umweltfragen der Deponie Ihlenberg (Schönberg) am 7.5.2003 verlief in äußerst gereizter Atmosphäre. Als Minister Methling gegangen war, erklärte Dr. Beckmann (AL UM, Ministerialdirigent und stellvertretender Staatssekretär), er werde den Beirat nicht mehr leiten und wenn Prof. Methling meine, ihn dazu zwingen zu können, werde man sehen ....

10) Vertraulich habe ich bereits von zwei Seiten gehört, der Lübecker Trinkwasserleiter (den man sich wie eine riesige Satelitenschüssel mit etwa 60 km Durchmesser und Lübeck im Mittelpunkt vorstellen muß) müsse aufgegeben werden und es werde schon Trinkwasser aus Schöpfungen im Kreis Stormarn (oder Segeberg) gepumpt.

11) Über Dr. Conrad (Umweltstaatssekretär MV Anfang der 1990er Jahre) muß ich Ihnen sicherlich nichts erzählen. Allerdings haben meine Archivarbeiten Neuigkeiten ergeben. Es spricht viel dafür, daß die Feststellung des Bestandsschutzes der Deponie Schönberg/Ihlenberg im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung auf einem nichtigen (also nicht nur fehlerhaften, aber bestandskräftigen) Verwaltungsakt beruht. (...)

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Mit freundlichen Grüßen