Schönberg (47)
Seveso-Gift in
Deutschland: Mußte Barschel deshalb sterben?
8 Spuren, die
für einen Stasi-Mord sprechen
11. Oktober
1987: Uwe Barschel wird tot in der Badewanne im Zimmer des Genfer Hotels Beau
Rivage gefunden. Heute deuten alle Anzeichen auf Mord.
Hotel
Richemond in Genf: Hier stieg Seveso-Detektiv Mauss ab. Es liegt neben dem
Hotel Beau Rivage, wo Uwe Barschel starb. Was weiß Werner Mauss darüber?
DDR-Giftmüllkippe Schönberg - liegt hier das
Geheimnis? Im September 1982 landeten
hier 750 Tonnen Seveso-Gift. Sie wurden heimlich vergraben. Heute wird danach
gesucht. Mußte Barschel sterben, weil er in der "Pfeiffer-Affäre" das
deutsch-deutsche Giftgeschäft enthüllen wollte?
Das Seveso-Gift auf der DDR-Müllkippe Schönberg: Wie
konnten 150 Tonnen tödlicher Dioxin-Abfälle 1982 dort heimlich vergraben
werden? Das Gift brauchte dafür ganz verschwiegene Paten: Im Osten die
Stasi-Firma "Intrac", im Westen Geschäftsleute und Politiker.
War Uwe Barschel auch darunter? Lassen seine
rätselhaften Todesumstände am 11. Oktober 1987 im Genfer "Beau
Rivage"-Hotel heute diesen Schluß zu? Hier sind acht Spuren, die für einen
Stasi-Mord an Uwe Barschel sprechen:
1.
Spur
Barschels enger Parteifreund Peter Uwe Conrad,
zuständig für Abfallbeseitigung im Land, setzte bei Müll-Problemen auf zwei
bewährte Freunde: DDR-Deponiechef Rudi Kenner in Schönberg (Stasi-Firma
"Intrac") und Müll-Unternehmer Adolf Hilmer (HBK) aus Bad Schwartau.
Barschel-Freund Hilmer (FDP) besaß das DDR-Monopol für Abfall aus dem Westen.
War es da noch Zufall, daß im September 1982 zehn
Lkws von Mannesmann Italia mit 150 Tonnen Seveso-Müll ungehindert zur DDR-Kippe
passieren konnten? Und wer glaubt an Zufall, daß Barschel nie etwas darüber von
seinen Müll-Freunden erfahren hat?
2. Spur
13. Mai 1984: Barschel war seit anderthalb Jahren
Ministerpräsident, er feierte an diesem Tag seinen 40. Geburtstag. In der DDR!
Im Warnemünder Restaurant "Schillerstraße" des Hotels
"Neptun" ließ er die Puppen tanzen.
Zufall, daß er gerade mit
Sabine B. (36) von der Stasi (Deckname "Wolf") besonders gern tanzte?
Wirklich nur Zufall, daß "Intrac"-Müllfirmenchef und Stasi-Oberst
Alexander Schalck-Golodkowski auch gerade im selben Hotel (Zimmer 1725, Barschel‑Zimmer 1625) wohnte.
Welche Geschäfte machte Barschel mit Stasi‑Schalck? Wen traf er auf
diesen Reisen?
3. Spur
9. Oktober 1987. Detektiv
Werner Mauss fliegt mit einem Mitsubishi-Mietjet von Frankfurt nach Genf,
quartiert sich unter dem Tarnnamen "Lange" im Hotel Le Richemond ein.
Mau hatte 1983 41 angeblich verschwundene Seveso‑Giftfässer im Auftrag
der Firm Mannesmann in Frankreich gefunden. Sozusagen im Windschatten der 41
Fässer hatte Mannesmann Italia im September 1982 rund 150 Tonnen falsch
deklarierten Dioxin-Müll heimlich auf die DDR‑Kippe Schönberg bringen
lassen War Mauss in Genf auch in Sachen Seveso unterwegs?
4. Spur
10. Oktober 1987: Auch Uwe
Barschel fliegt von seinem Urlaubsort auf Gran Canaria (Flug IB 554) nach Genf.
Zwei bis heute unbekannte Männer begleiteten ihn heimlich - Stasi‑Leute?
Er wollte sich in Genf mit einem Informanten "Rolf Rohloff" treffen,
der dem Ministerpräsidenten entlastende Dokumente in der
Barschel/Pfeiffer"‑Affäre übergeben wollte. Barschel bezog Zimmer
317 im Hotel Beau Rivage. Komischer Zufall, daß sein Hotel nur durch einen Hof.
gang vom Hotel des Seveso‑Detektivs Werner Mauss getrennt war!?
5. Spur
11. Oktober 1987: Barschei
wird tot in der Badewanne seines Hotelzimmers 317 gefunden. Es sieht nach
Selbst:mord aus. Aber: Eine vom Kellner ins Zimmer gebrachte Rotweinflasche
wird nie gefunden. Zwei unbekannte Besucher werden nie identifiziert, alle
Gespräche Barschels wurden abgehört. Monatelange Obduktions‑Untersuchungen
ergeben: In Barschels Blut wurde auch das tödliche Medikament "Faustan"
gefunden, gebräuchlich nur in der DDR. Zufall? Oder gehörte "Faustan"
zum Handwerkszeug von Stasi‑Mördern?
6. Spur
September 1988: Uwe Barschels
Witwe Freya erklärt im RTL‑Fernsehen: "Es war Mord! Mein Mann wurde
umgebracht, weil er zuviel über gewisse Geschäfte wußte. Er war für bestimmte
Gruppen zum Sicherheitsrisiko geworden!" Hatte Barschel während der
"Pfeiffer-Affäre" gedroht, über diese "gewissen Geschäfte"
mit der DDR auszupacken? Auch über den heimlichen deutsch‑deutschen
Seveso-Müll auf der DDR‑Kippe? Wollten Mauss und die Stasi das
verhindern? Es könnte Barschels letzter Trumpf gewesen sein, um seine Zukunft
zu sichern. Hat die Stasi Barschel mit Gift ermordet, damit er nicht auspackt?
Durfte der politisch schon tote Barschel deshalb nicht, wie er es geplant
hatte, nach Kanada auswandern?
7. Spur
Rückblende: Im September 1982
kamen die 150 Tonnen Seveso‑Müll heimlich auf die Kippe Schönberg. Der
Dreck dort ‑ ein Staatsgeheimnis der DDR. Wäre bekamt geworden, was da
lag ‑ alle Bemühungen der DDR um Anerkennung wären dahin gewesen.
Tatsächlich nur Zufall, daß der allwissende, politisch in Not geratene Barschel
im Oktober 1987 plötzlich auf mysteriöse Weise starb?
Ein Brief von Barschel, acht
Tage vor seinem Tod, an Finanzminister Stoltenberg. Barschel bittet um eine
"existentielle Regelung, wie schon in anderen Fällen". Heute ist
bekannt: Der Brief ist gefälscht. Meisterhaft. Von der Stasi, die Barschels
Reaktionen genau kannte.
Zufälle, Zufälle, immer wieder
jede Menge Zufälle. Ein hoher Geheimdienstmann sagt zu den acht Stasi‑Spuren
von NEUE REVUE: "Zum erstenmal wird damit ein Zusammenhang im Barschel‑Mord
hergestellt!" Übernehmen Sie, Herr Staatsanwalt!
Quelle: Wolf Schöne in NEUE REVUE vom 5.11.1993
Anmerkung: Ergänzend wird hingewiesen auf
"Die Rechtsbeugermafia" (Kapitel 33 - "Der
Karnevalsverein"), Schönberg (1 - 46), Barschel FM, Barschel-Engholm,
Engholm & Konsorten und die Schilderung der Ermordung Barschels durch den
Mossad durch den Ex-Agenten Victor Ostrovsky.