Schönberg (21)
Klinikum der Christian-Albrechts-Universität zu
Kiel
Institut für Toxikologie -
Direktor: Prof. Dr. O. Wassermann
Presseerklärung zur Giftmülldeponie Schönberg/Mecklenburg-Vorpommern
Die bisher bekannt gewordenen,
sehr lückenhaften Meßdaten aus Überwachungsbrunnen und die neueste
Fotodokumentation über die Bodenverhältnisse auf dem Deponiegelände Schönberg/M‑V
legen den dringenden Verdacht nahe, daß der Untergrund durchlässig ist und die
extrem gefährlichen Schadstoffgemische des Deponiekörpers bereits weitflächig
das Grundwasser kontaminiert haben. Die Glaubwürdigkeit bisheriger Gutachten und
Annahmen ist erschüttert und kritisch zu überprüfen, bisher geheimgehaltene
Daten ‑ auch aus der ehemaligen DDR ‑ sind offenzulegen. Ganz im
Sinne, des ehemaligen Bundesinnenministers Hans‑Dietrich Genscher
(1971/75: "Umweltvergifter handeln als gemeingefährliche Verbrecher")
werden diejenigen früheren und heutigen Verantwortlichen für die Deponie
Schönberg der Umweltkriminalität bzw. ihrer Beihilfe mitschuldig, die Maßnahmen
zur Gefahrenabwehr für das Grundwasser unterdrücken oder unterlassen. Die
intensive West‑Ost‑Konspiration um die Deponie Schönberg ist
bekannt, ihre Schuldigen müssen strafrechtlich verfolgt werden. Die heutigen
Schuldigen sind eindeutig in der Landesregierung von Mecklenburg‑Vorpommern
zu finden, bei den Deponiebetreibern und ihrem Dunstkreis sowie allen Müll‑Lieferanten.
Höchste Priorität muß nicht nur die sofortige Sanierung der Altdeponie ‑
wie sie auch von Umweltminister Heydemann gefordert wird ‑ sondern auch
die des neuen Deponieteils erhalten, zu dem jede weitere Sondermüll‑Anlieferung
zu unterbinden ist. Nach geltendem Recht (Wasserhaushaltsgesetz) muß bereits
beim "Anschein der Gefährdung" die Schadensquelle ausgeschaltet
werden. Der Nachweis, daß diese Gefährdung nicht besteht, fehlt bisher. Die
Deponie Schönberg wird somit illegal betrieben.
Verantwortungslos handelt
auch, wer bei der Müllproblematik nur in Jahresbilanzen oder Wahlperioden
denkt, anstatt in Generationen und Jahrhunderten.
gez. Prof. Dr. O. Wassermann
Institut für Toxikologie Universität Kiel
31.3.1992