Malthusianismus
Malthusianismus ist die von
dem englischen Geistlichen und Ökonomen Th. R. Malthus begründete Theorie, daß
das Wachstum der Bevölkerung in geometrischer Progression (1‑2‑4‑8‑16
usw.) vor sich gehe, während die Vermehrung der Produktion nur in
arithmetischer Progression (1‑2-3‑4‑5) erfolge, so daß die
Kluft zwischen der Bevölkerungszahl und den Möglichkeiten ihrer Versorgung
immer größer werde. Mit dieser unwissenschaftlichen und reaktionären Theorie
versuchte Th. R. Malthus, Not und Elend der Arbeiterklasse zu rechtfertigen und
die Notwendigkeit des Krieges zu begründen. K. Marx und F. Engels haben die
Anschauungen Th. R. Malthus' theoretisch widerlegt und ihren rein
apologetischen Charakter nachgewiesen. Die Entwicklung der Produktion sowohl im
Kapitalismus als auch im Sozialismus hat praktisch bewiesen, daß der Malthusianismus
jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehrt. Trotzdem wird er von bestimmten
Ideologen des Imperialismus auch in der Gegenwart in Gestalt des
Neomalthusianismus propagiert, welcher die unmenschliche Auffassung vertritt,
daß Kriege und Massenausrottungen zur Verhinderung der Überbevölkerung
unvermeidlich seien.
Quelle: "Kleines Politisches Wörterbuch", Dietz Verlag, Berlin
1967, S. 389
Matthus, Thomas Robert, englischer Sozialforscher, geboren in
Rookery (Surrey) 17.2.1766, gestorben in Bath 29.12.1834, zunächst Pfarrer,
wurde 1805 Prof. der Geschichte und politische Ökonomie in Haileybury. In
seiner Streitschrift: An essay on the principle of population (1798) gegen den
Sozialisten Godwin entwickelte er eine pessimistische Auffassung der
Bevölkerungsfrage. Er führte das Elend seiner Zeit auf das Anwachsen der
Bevölkerung zurück: während diese in geometrischer Progression anwachse, nehme
die Nahrungsmittelmenge infolge des abnehmenden Bodenertrags nur in
arithmetrischer Reihe zu. Ein Ausgleich sei nur möglich durch Vorbeugung
(Spätheirat, Enthaltsamkeit) oder Wiedervernichtung menschlichen Lebens
(Kriege, Seuchen). Darüber hinaus fordert der Neomalthusianismus die Anwendung
empfängnisverhütender Mittel und Schwangerschafts-unterbrechung. Wie der Geburtenrückgang
in den Kulturstaaten zeigt, kann von einem Gesetz der progressiven
Bevölkerungsvermehrung nicht gesprochen werden. Zudem zeigte sich, daß eine
stärkere Steigerung der Nahrungsmittelproduktion möglich ist.
LITERATUR: C. Brinkmann:
William Godwin ‑ Robert Malthus (1948); G. Mackenroth: Bevölkerungslehre
(1953).
Quelle: DER NEUE BROCKHAUS - Allbuch in fünf Bänden, 3. Auflage, Wiesbaden
1960, Band 3, S. 416
Anmerkung: Wenn man die Kriege, Genozide und Laborkrankheiten (AIDS und
SARS) des 20. Jahrhunderts betrachtet, wäre es töricht und gefährlich zu
glauben, die (Neo-) Malthusianer seien ausgestorben. Roland Bohlinger veröffentlichte
kürzlich einen Aufsatz, in dem dezidiert behauptet wurde, Neo-Malthusianer
seien in dem Machtklüngel um George "Jonny-Walker" Bush reichlich
vertreten.