Bridgewater - Fall
LONDON ‑ Das oberste
Berufungsgericht in Großbritannien hat gestern drei zu lebenslanger Haft
verurteilte Männer nach 19 Jahren im Gefängnis auf freien Fuß gesetzt.
Sie waren wegen Mordes an dem
13jährigen Zeitungsjungen Carl Bridgewater im Jahre 1978 verurteilt worden.
Jubel der Verurteilten und ihrer Angehörigen und Freunde begleitete im
Gerichtssaal die Entscheidung des Gerichts, die von vielen als Korrektur eines
Justizskandals angesehen wurde.
Der Vorsitzende Richter machte
zugleich deutlich, daß die Verurteilung eines im Gefängnis gestorbenen
Komplizen aufgehoben sei. Dieser Komplize, auf dessen angeblichem Geständnis
die Verurteilung des Quartetts beruhte, war wegen Totschlags zu zwölf Jahren
Haft verurteilt worden. Er beteuerte bis zuletzt, daß sein Geständnis falsch
gewesen und unter Schlägen der vernehmenden Polizisten zustandegekommen sei.
Diese Behauptung wurde in der Verhandlung gestern durch neue Unterlagen der
Anwälte untermauert.
In der britischen Presse ist der Bridgewater‑Fall als ein weiteres
Beispiel für schwere Fehlurteile der britischen Justiz bezeichnet worden.
Premierminister John Major deutete in einem Interview die Möglichkeit an, die
Umstände der seinerzeitigen Verurteilung könnten zum Gegen stand einer
amtlichen Untersuchung gemacht werden. Auch eine Untersuchung der damaligen
Vorgänge innerhalb der Polizei sei denkbar.
Dem Urteil vom Freitag waren
zwei frühere Verhandlungen vor dem Berufungsgericht vorausgegangen, in denen
aber jede Kritik an der ursprünglichen Verurteilung zurückgewiesen worden war.
Die Entwicklung um die "Bridgewater-Vier" war in der britischen
Öffentlichkeit über die Jahre mit großem Interesse verfolgt worden.
Quelle: Lübecker Nachrichten vom 22.2.1997
Anmerkung: Etwa 90 % aller "krummen Dinger", die innerhalb der
britischen Justiz und Polizei geschehen, gehen auf das Konto von Freimaurern.
Den an weiteren Informationen darüber interessierten Leser wird dringend die
Lektüre der Enthüllungen von Stephen Knight in "The Brotherhood"
empfohlen.