Schweigegeld: Wie die „öffentliche Meinung“ manipuliert wird ...

 

Wir leben in einer Medien-Ge­sellschaft, in der die Meinungs­bildung mehr von gelungenen oder mißglückten Auftritten von Polit- und Popstars als von Tat­sachen und Sachargumenten bestimmt wird.

Wie versucht wird, die öffentli­che Meinung zu manipulieren, beweist in einem kleinen, aus­nahmsweise bekanntgeworde­nen Einzelfall das Protokoll eines Treffens der Bundeskanzlerin mit dem Rock-Star Bob Geldof kurz vor dem G8-Scheinheiligentreffen: Der Rock-Musiker, der sich ehrenwerter Weise für eine größere Afrika-Hilfe einsetzt, bat Frau Merkel laut Gesprächspro­tokoll des Staatssekretärs Bernd Pfaffenbach, sich auf dem G8-Gipfel für mehr Afrika-Hilfe einzusetzen.

Frau Merkel habe dem Rock-Star zugesagt, auf dem Gipfel bekanntzugeben, im Jahr 2008 zusätzlich 750 Millionen Euro für Afrika bereitzustellen.

»Im Gegenzug soll Geldof versichert haben, Kritiker wie Herbert Grönemeyer dazu zu bewegen, ihre Kritik zu mäßi­gen.«

Grönemeyer, der anschließend auf dem gipfelkritischen Konzert in Rostock auftrat, zu diesem Schweigegeld-Angebot:

»Selbst, wenn es um eine gute Sache geht, zeigt es, mit wel­chen Mitteln Politiker arbeiten, um Kritiker ruhig zu stellen.«

Die Rock- und Popszene zeigt sich über diesen Vorgang auf­gebracht. Der Sänger Peter Maffay:

»Sollten die Fakten stimmen, dann ist das der Versuch, einen Künstler mundtot zu ma­chen. Man kann eine Meinung nicht mit Geld erkaufen.«

Wer's glaubt, wird selig. Schweigegeld-Abkommen funktionieren nur dann, wenn geschwiegen wird. Nur dann erfahren wir nichts davon. Wie oft das in der Politik gelingt, kann man nur ahnen.

(Zitate in kursiv: WAZ vom 6.6.2007)

 

Quelle: UNABHÄNGIGE NACHRICHTEN 6 / 2007 / 5