Der Saustall

Dieser leitende Artikel sollte nach dem ersten Einfall "Bilanz der Unterwerfung" heißen. Nach der Sichtung der anfallenden Dinge gedachte ich, den Titel zu kontrapunktieren: "Bilanz der Unterwerfung oder Der Saustall". Nach ihrer Reflexion ist nur noch "Der Saustall" übriggeblieben. Die Schlagzeile ist jedoch weniger eine Reduktion als eine Zuspitzung. "Der Saustall" ist der präzise Nenner der Bilanz, die aufzuheben Herkulesarbeit ist.

Warum ich den Text nicht mit "Augiasstall" überschreibe, den Herkules ausmistete? Warum sollte ich soweit zurückschweifen? "Saustall" hat Helmut Kohl selbst in die politische Diskussion eingeführt, am 6. Juli 1978, als der damalige Bonner Oppositionsführer einer johlenden Studentenmenge im Auditorium der Marburger Universität den Satz entgegenschleuderte: "Sollten wir ... die Regierungsgewalt übernehmen ..., dann wird dieser Saustall an den Universitäten ausgeräumt", lange bevor unter seiner Regierungsgewalt beileibe nicht bloß durch Duldung, sondern auch durch tatkräftige Teilhabe alle Bereiche, die ganze Bonner Republik, zum Saustall geworden ist.

Es gibt ... keinen wachen Zeitgenossen, der diese Bezeichnung übertrieben fände. Zu viele Beispiele, zu viele Menetekel. Wer es nicht sehen will, hört es, und wer es nicht hören will, riecht es. Es brennt, es kracht, es stinkt.

"Was haben wir denn noch für einen Staat", schrie vor ein paar Tagen in der Münchner Sauna ein tüchtiger und erfolgreicher Mann auf, der, mit immer weniger gutem Gewissen, stets die CSU als das kleinere Übel gewählt hat. "Dieser Staat füttert Ausländer durch, hofiert Randgruppen. Er ist durch und durch fremdbestimmt und vertritt keine deutschen Interessen mehr!"

Das war kurz vor dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg gesprochen, in dessen Mittelpunkt, wie die Medien beifällig unterstrichen, die Homosexuellen standen. Um den Verfall der Familien kümmerte man sich so wenig wie die Justizministerin, die kumpelhaft "Schnarri" genannt, den spektakulären Rückgang der Eheschließungen und den dramatischen Anstieg der Ehescheidungen mit der Favorisierung aller denkbaren außerehelichen Verbindungen akkompagniert.

Seit Jahren liegen Schule und Erziehung im Argen. Man beklagte es und tat nichts zur Abhilfe. Heute zuckt man nur noch mit den Achseln, wenn ein Schüler einen Lehrer mit "Du alter Wichser!" anzischt. Hochbegabte fallen in den Schulklassen kaum noch auf und verkümmern. So breiten sich Verrohung und Verblödung aus.

Nachdem der psychotische Asylantenkult den Bimbo auf dem Familiensofa kreiierte, über den selbst Ralph Giordano grinste, geht jetzt die Parole vom Bimbo im Ehebett um. In einer Kriminalserie des ZDF wurde es jüngst als ganz selbstverständlich hingestellt, wenn, sanktioniert vom Fetisch Lustgewinn, verheiratete Frauen Neger für Beschäldienste anheuern, wobei ein solches Exemplar wie Nathan der Weise zelebriert wurde, während deutsche Männer, die das empörte, pathologische Mordgesellen abgaben. Daß ein Asylant als Lustsöldner einer übersättigten Gesellschaft eine Pervertierung des Instituts Asyl darstellt, ist den Herstellern des Streifens, denen es nur darum ging, deutsche Empfindungen in den Dreck zu treten, nicht weiter aufgefallen. Die Zucht schwemmte auch die Achtung mit sich fort.

Dahin die Zeiten, da in Deutschland das Recht vorherrschte und Ordnung waltete. Die Kasuistik der Selbstbedienung verwischte die Grenzen zwischen Provision und Bestechung. Der Erkenntlichkeitswettbewerb bei der Erlangung öffentlicher Aufträge führte zu einer Korruptionsanfälligkeit der Behörden, wie sie in der deutschen Geschichte selbst in verluderten Augenblicken für undenkbar gehalten wurde. Eine laxe Auffassungn von Bagatelldelikten erleichterte den Einstieg in die kriminelle Szene auch für Polizisten. Wo die Polizei noch intakt ist, wird sie der anschwellenden Kriminalität nicht Herr, weil bigotte Libertinage ihr das Instrumentarium aus der Hand geschlagen hat. Ein Schuß, an dem ein Verbrecher stirbt, läßt Dome und Fernsehtürme erbeben.

Als vor zwei Jahren der Direktor des Bundeskriminalamtes Zachert nach einem Interview, in dem er verlautete, die organisierte Kriminalität in Deutschland sei bis in die Spitzen der Wirtschaft und der Politik vorgedrungen, im Innenministerium zur Sau gemacht wurde, war offenkundig geworden, daß inzwischen das Kavaliersdelikt des Wirtschaftsverbrechens mafiotische Ausmaße angenommen hatte. Das ist aber nur ein Aspekt der Kriminalisierung der deutschen Wirtschaft, ein Aspekt urwüchsiger Kriminalität.

Schwerwiegender sind die Aspekte jenseits herkömmlichen Mogelns, Betrügens und Unterschlagens. Zum Beispiel die Kriminalisierung, die auf den sozialen Bereich überschwappte. Es sind Usancen in der Beschäftigungspolitik im Schwange, die, wenn das positive Recht keine gesetzliche Handhabe bietet, aus Gründen des Naturrechts verbrecherisch genannt werden müssen. In einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit anwächst, ist nach dem Motiv der Profitmaximierung, massenhaft Arbeitsplätze zu vernichten oder zu exportieren, verbrecherisch: Verbrechen, begangen von der deutschen Wirtschaft am deutschen Volk, unter Duldung, Billigung, Mithilfe deutscher Politiker.

Bonn hat die große Chance der Remedur (d.i.: Heilung, Abhilfe), die der Vereinigungsprozeß bot, ungerührt in den Wind geschlagen. Bonn hat die Hoffnungen der Mitteldeutschen nach dem Einsturz des maroden Sozialismus schamlos enttäuscht. Bonn hat nur die ewigen Karrieristen in neue Sättel gehoben.

Jeder anständige Deutsche muß heulen, wenn er an das Vereinigungsdesaster denkt. Die Schäden eines gescheiterten Systems auszugleichen, verheerte Landstriche wieder hochzureißen, deprimierte Provinzen mit neuen Impulsen zu erfüllen - das hätte viele Arbeitsplätze für viele Jahre geben müssen. Das deutsche Volk hätte wieder zu sich finden, zeigen können, was in ihm noch an unverbrauchten Kräften, vergessenen Fähigkeiten steckt. Stattdessen wurde abgewickelt und der Saustall nur größer, und Bonn verwandelte sich in eine Gesinnungsdiktatur, die kein Recht hat, sich über die DDR oder das Dritte Reich zu erheben.

Wenn das aber so ist, wenn es überall brennt, kracht und stinkt, dann muß der Saustall ausgemistet werden. ... Dann muß die ganze permissive Gesellschaft samt ihrer Grundfesten geschleift werden. Dann muß man eben Brüssel den Rücken kehren. Dann sind die herrschenden Klassen, die diesen Kurs immer noch steuern, aus dem Staatsschiff zu kippen. Diese Herkulesarbeit muß getan werden, auch wenn Deutschland nach den Maßgaben der Alliierten in einen Saustall verwandelt wurde. Und das ist der Fall. Und die Auflösung des Rätsels, warum wir uns das alles noch gefallen lassen.

Es sind, wie Henry Kissinger in seinen Erinnerungen schrieb, tatsächlich nicht nur deutsche Bundeskanzler gestürzt worden, wenn sie den Amerikanern nicht kooperationswillig genug erschienen. Es sind auch drei bedeutsame Normalisierungsansätze unter der Decke der Kollaboration nach ausländischem Druck zurückgenommen worden.

Die erste Unternehmung spielte sich in der zweiten Hälfte der 50er Jahre ab, als nach dem Wiedergutmachungsabkommen mit Israel Innenminister Schröder eine Enquètekommission einsetzte, um das reale Ausmaß der Judenvernichtung zur Vorbeugung weiterer Forderungen zu ermitteln. Die Arbeit wurde im Vorfeld des Eichmann-Prozesses eingestellt, die Kommission selbst aufgelöst. Was mit den Unterlagen geschah, ist nicht bekannt. Die Zahlungen sind seitdem weit über das Zehnfache der vereinbarten angestiegen.

Der zweite Anlauf, die deutsche Frage zu normalisieren, wurde in der Verjährungsdebatte des Jahres 1978 gestartet. Nachdem es so aussah, als würde die Verjährung der so bezeichneten NS-Verbrechen von CDU und FDP durchgesetzt werden, wurde auf den Schlußstrich nach Besuchen von Herbert Wehner (Lions-Club) in Israel und Kurt Biedenkopf (Rotary-Club) in den USA verzichtet. Biedenkopf empfahl sich damit bestens für künftige Aufgaben, von denen noch niemand wußte, daß er sie als Ministerpräsident in Sachsen absolvieren würde.

Der dritte Versuch ging in den 80er Jahren vom Institut für Zeitgeschichte in München aus, als Martin Broszat empfahl, den Nationalsozialismus zu historisieren. Nach ersten verheißungsvollen Früchten, zu denen Rainer Zitelmanns Darstellung Hitlers als Sozialrevolutionär gehörte, wurde der sogenannte Historikerstreit entfacht, den Bundespräsident von Weizsäcker (Rotary-Club) auf dem Historikertag in Bamberg mit einem Begräbnis der Historisierung beendete. Daß er es in eigener Ermächtigung vollzog, muß bezweifelt werden, denn es gab in Bonn keinen dringenden Anlaß, die Wende in der zeitgeschichtlichen Forschung abzubrechen.

So gelang es den Siegern, die Besiegten in imaginärer Schuldhaft zu halten, damit sie nicht aus ihrer Botmäßigkeit herausträten. Das sollte in dem Maße, in dem sich herausstellte, daß die Deutschen in puncto Kriegsverbrechen von den Alliierten übertroffen wurden, totalitäre Formen annehmen, unter denen die deutsche Akzeptanz der unvergleichlichen Schuld zu gesteigerter Neurose führen mußte, unter der die Befallenen danach lechzen, die Normalen zu diffamieren, ihre Existenz zu vernichten und sie am Ende totzuschlagen.

Damit aber wäre nichts besiegelt. Zuviele Deutsche packt die Wut über den Saustall, in dem sie sich wiederfanden, nachdem sie sich zu schwach dünkten, um sich zu widersetzen. In der Münchner Sauna wurde nach dem Aufschrei über die Zustände ein Ruf nach dem Strick laut. Die Staatsbriefe ... haben seit ihrem ersten Heft illusionslos gewarnt. Sie haben die Zukunft in den Szenarien des "Dritten Weltkrieges", der "Höllenfahrt" und der "Wiederkehr der Barbarei" beschrieben. Diese Zukunft hat in unserem "wüsten Land" schon begonnen.

Das bedeutet nicht, daß die Ausmistung des Saustalls unmittelbar bevorsteht. Das Erwachen des Deutschen aus dem Michelschlaf ist unvermeidlich, aber langwierig. Noch steckt ihm der furor teutonicus im Bauch. Es ist ein langer Weg vom Bauch zum Kopf und es ist ein langer Weg vom Kopf zur Faust. Was dann im Kopf passiert, ist noch gar nicht ausgemacht. Aber das betrifft nur das Wie und nicht das Was.

Die Ausmistung des Saustalls kann auch nicht verhindert werden, wenn das Heer der Häscher sich aller kritischen Stimmen bemächtigen würde. Die Herkulesarbeit hat keine Signale nötig. Sie wird provoziert von der Instinktlosigkeit des Establishment, das schon mit der Pankower Betonköpfigkeit der letzten DDR-jahre vergleichbar ist. ...

Quelle: "STAATSBRIEFE" 6 / 1995, Seite 1 + 2

Anmerkung: Bei Herbert Wehner, Kurt Biedenkopf und Richard von Weizsäcker wurde die Mitgliedschaft im Lions- bzw. Rotary-Club hinzugefügt, weil beide Clubs im Auftrag der weltweit tätigen jüdischen Großloge B'nai B'rith (Brüder des Bundes) gegründet wurden. Wer näheres zu den charakterlichen Eigenschaften und anrüchigen Machenschaften dieser selbsternannten Elite erfahren möchte, lese auf dieser Homepage u.a. "Die Rechtsbeugermafia".

Richard von Weizsäcker wird vielleicht irgendwann für die Historisierung des Vietnam-Krieges dankbar sein, den sein damaliger Arbeitgeber mit verheerenden Folgen durch die Produktion von Entlaubungsgiften beförderte.