Puffbesuche und die effektive Wahrnehmung von Arbeitnehmerinteressen

 

(...) VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh kämpft deshalb ganz offen gegen (Uwe) Hück (Porsche-Betriebsratschef). Er klagt gegen diese Regelung (Mitbestimmungsvereinbarung für die neue Porsche Holding, in der sich die VW-Belegschaft unterrepräsentiert sieht) und verhandelt mit Hück auch über einen möglichen Kompromiss.

Ein wenig seltsam mutet es schon an, dass ausgerechnet VW-Betriebsräte dem Porsche-Kollegen einen Verrat der Mit­bestimmung vorwerfen. Wenn jemand in Deutschland diese Errungenschaft der Ge­werkschaften in Verruf gebracht hat, dann waren es jene Wolfsburger Betriebsräte, die für ein paar vergnügliche Stunden mit Prostituierten die Mitbestimmung verkauft haben. Fünf Betriebsräte, exakt die Hälfte der Arbeitnehmervertreter im Aufsichts­rat des VW-Konzerns, waren wegen der Puffbesuche auf Firmenkosten nicht mehr in der Lage, den Vorstand unabhängig zu kontrollieren.

Gleichwohl ist nachzuvollziehen, dass VW-Betriebsräte nicht ein paar Jahre im Büßergewand herumlaufen, (...)

 

Quelle: DER SPIEGEL 7 / 2008 / 68 (Auszug aus „Unsichtbarer Gegner“)