Provokation (5)

Deutscher Verfassungsschutz liefert Molotow-Cocktails für "Studentenunruhen":

Das "weltweit aufsehenerregenste Fanal" der 68er Studentenrevolte war das Abfackeln des Wagenparks des Axel-Springer-Verlags am Abend des Attentats auf Rudi Dutschke. Peinlicherweise kam heraus, daß der Lieferant der dazu benötigten Molotow-Cocktails ein Agent des West-Berliner Landesamts für Verfassungsschutz namens Peter Urbach war. Die Unruhen waren also politisch gewollt. Die Schlapphüte betätigten sich einmal mehr nicht als Hüter, sondern als Feinde der Verfassung. Die Einzelheiten dieses Skandals entnehmen wir der vortrefflichen Darstellung von Dr. Andreas von Bülow, ehemals Bundesminister:

"Auch die Suche nach Auffälligkeiten in der Entstehungsgeschichte der Baader-Meinhof-Gruppe führt schnell zu der Erkenntnis, daß zum Beispiel das Landesamt für Verfassungsschutz in Berlin über das Geschehen stets bestens im Bild war. Zum einen war der Verfassungsschutz unmittelbar nach der Befreiung Andreas Baaders, dem zur Anfertigung einer wissenschaftlichen Arbeit der bewachte Besuch eines Instituts genehmigt worden war, über die bei der Aktion benutzten Pkws und deren Abstellplätze informiert. Vermutlich wußte man amtlicherseits auch um das Versteck, wollte jedoch nicht eingreifen. Eine der größten Stützen der sich immer weiter radikalisierenden Studentenszene war Peter Urbach, Mitglied der SED und bei der unter DDR-Hoheit stehenden Reichsbahn in Westberlin angestellt. Urbach war zunächst auf Teilzeit, dann vollamtlich beim Verfassungsschutz in Westberlin beschäftigt. Er nahm an allen wichtigen Besprechungen der studentischen Gruppen teil und lieferte unbehindert aus den Waffenkammern des Verfassungsschutzes die zum Krawall und Terror benötigten Knallkörper, Rohrbomben, Schreckschußpistolen, aber auch großkalibrige Waffen. Darüber hinaus beschaffte er der Szene Haschisch und harte Drogen.

Als die Studenten den Springer-Verlag angriffen, war Urbach mit einem Weidenkorb voller zündfertiger, sozusagen vom Verfassungsschutz gesponserter Molotow-Cocktails zur Hand. Die Studenten bedienten sich und setzten, von der Polizei zunächst nicht behindert, zahlreiche Springer-Auslieferungsfahrzeuge in Brand. Um so dramatischer machte sich später auf den Fernsehschirmen der Bürger das hell lodernde, Chaos signalisierende Feuer aus. Als unten auf der Straße der Agent provocateur des Verfassungsschutzes die Brandsätze verteilte, stand der für den Verfassungsschutz zuständige Innensenator auf dem Dach des Hochhauses und schaute dem durch das Treiben seines hochkarätigen Agenten ausgelösten Großbrand mit anschließend gewaltsamem Polizeieinsatz zu.

Quelle: "Im Namen des Staates" von Andreas von Bülow, S. 452f