Inflation, Enteignung und BRD-Kleptokratie

 

Was die politischen und medialen BRD-Eliten völlig ausblenden

 

(...) Überhaupt kein Thema ist der infame Raub, der von der politischen Kaste und ihren Notenbanken vermittels des staatsmonopolistischen Papiergeldes und seiner beliebigen Vermehrung begangen wird. Seit 1950 wurde die Reallast der deutschen Staatsschulden permanent durch Inflation verringert. Damit wurden zugleich die Einnahmen und Vermögen der Bürger laufend entwertet (Kaufkraftverlust).

 

Das heißt: Die Staatsschuld, die offiziell mit rund 1,5 Billionen Euro (eintausendfünfhundert Milliarden) ausgewiesen wird ‑ und die in aufeinandergestapelten 500‑Euro­Scheinen einen Turm von 300 Kilometern Höhe ergeben würde ‑, ist nicht nur eine schwere Bürde für die Zukunft, sondern wurde den Bürgern zu weiten Teilen schon auf heim-­tückische Weise via Inflation abgeknüpft. Sie würde sonst, in realer Kaufkraft berechnet, ein Vielfaches der heutigen Last betragen. Das bedeutet Enteignung im Großmaßstab. Doch was bedeutet schon Eigentum. Daß die tatsächliche Staatsverschuldung ‑ inklusive der unverbrieften Verbindlichkeiten (wie zum Beispiel die Pensionslasten) ‑ bei 3,5 bis 4,5 Billionen Euro liegt, sei hier nur am Rande erwähnt. Ebenso, daß der laufenden Enteignung eines nicht mehr fernen Tages der Staatsbankrott (also in Wahrheit der finale Bürgerbankrott) folgen wird.

 

Generell herrscht hinsichtlich des Themas Inflation ein Schweigekartell. Schon die als Stabilitätsweltmeisterin gepriesene D‑Mark hatte bei ihrer Ablösung durch den Euro gerade noch fünf Prozent ihrer ursprünglichen Kaufkraft von 1950. Und der Euro hat sich ‑ nach Berechnungen einer Expertengruppe aus Bundesbank und Universität Freiburg (Schweiz) ‑ seit seiner Einführung nicht mit den offiziell genannten einen bis 2,5 Prozent jährlich entwertet, sondern mit 7 bis 7,5 Prozent; aufgelaufen also in der kurzen Euro­-Zeit bereits um vierzig Prozent. Dieser permanente Kaufkraftverlust wird von der Bevölkerung und von der redenden und schreibenden Zunft hingenommen wie das Wettergeschehen, also ganz so, als sei niemand dafür verantwortlich und als könne niemand etwas daran ändern. Inflation "geschieht" aber nicht, sondern wird gemacht, und zwar hauptsächlich durch eine Vermehrung der Geld‑ und Kreditmenge, die weit über den Zuwachs der Gütermenge hinausgeht. Die Zentralbanken sind hierbei ‑ ob sie "unabhängig" sind oder nicht ‑ schlicht die Erfüllungsgehilfen der politischen Betreiber des Wohlfahrtsstaates und der mit der Politik verküngelten Interessenverbände.

 


Allein in den letzten fünf Jahren erfolgte im Euro‑Raum eine Geldmengenvermehrung (M 1), die sich Monat für Monat in einem statistischen Korridor von fünf bis 17 Prozent abspielte. Und das bei realen Wachstumsraten der Wirtschaft bei nahe Null. Geldmengenaufblähung aber ist Inflation. Der Anstieg des Preisniveaus, die sogenannte Preisinflation, ist eine Folge der zuvor erzeugten monetären Inflation. Diese alte ökonomische Tatsache ist inzwischen sogar den Lehrstuhl‑Ökonomen abhanden gekommen. Wenn die Inflation aber absichtlich erzeugt wird, dann beinhaltet diese Absicht auch die permanente Entwertung der Einkommen und Ersparnisse der Bürger. Und das ist gleichbedeutend mit Raub und Diebstahl, mit Eigentumsverletzung in astronomischen Größenordnungen.

 

Je lauter das Geschrei um die Menschenrechte wird, desto mehr scheint in Vergessenheit zu geraten, daß die Menschenrechte im Kern Eigentumsrechte sind (Eigentum am eigenen Leben, am eigenen unversehrten Körper, an den Früchten der eigenen Arbeit). Eigentumsrechte: Das sind die Menschenrechte. Alle Menschenrechtsverletzungen sind Eigentumsrechts-verletzungen. Sogar die Christen wollen nicht mehr wahrhaben, daß allein drei der Zehn Gebote der Bibel die Unantastbarkeit des Eigentums gebieten: 1. Du sollst nicht stehlen, 2. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau, 3. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut. Der Respekt vor dem Eigentum ist die fundamentale Regel der Moral. Ohne diesen Respekt können weder Moral noch Rechtsstaat noch Frieden und Zivilisation Bestand haben. Den Zusammenhang hat James Baldwin nachgezeichnet: "Freiheit ist eine notwendige Bedingung für Moral, und privates Eigentum ist die notwendige Bedingung für Freiheit."

 

Im Enteignungsstaat Deutschland gilt das alles nichts mehr. In der Kleptokratie namens Bundesrepublik ist die Aneignung fremden Eigentums keine Frage des Ob mehr ‑ es ist noch nicht einmal eine Frage überhaupt ‑, sondern nur noch des Wo und Wie und Wieviel. Den am blinden Fleck erkrankten Eliten ist der bedeutende deutsche Ökonom des vergangenen Jahrhunderts, Wilhelm Röpke, wohl unbekannt geblieben. Bei ihm könnten sie nachlesen: "Eigentum bedeutet nicht nur, daß ( ... ) die individuelle Sphäre der Entscheidung und Verantwortung gegen diejenige der anderen Individuen abgegrenzt wird. Es gewährleistet vielmehr auch den Schutz der individuellen Sphäre gegenüber der politischen Gewalt. Es zieht nicht nur eine horizontale, sondern auch eine vertikale Grenze, und erst in dieser Doppelfunktion kann das Eigentum voll verstanden werden als die unerläßliche Bedingung der Freiheit."

 

Quelle: Roland Baader in JUNGE FREIHEIT vom 30.6.2006 (Auszug aus "Der blinde Fleck der Eliten)

 

Roland Baader ist Nationalökonom und Sozialphilosoph. Auf dem Forum der JUNGEN FREIHEIT schrieb er zuletzt über das "Konsum-­Märchen" (JF 6/06). Baader publizierte 2005 im Resch-Verlag, Gräfelfing, die Bücher "Gold, Geld und Gottspieler" sowie "Das Kapital am Pranger. Ein Kompaß durch den politischen Begriffsnebel".