Der erste Skandal: Fall Heyde/Sawade

 

Im Jahre 1954 wurde dem Präsidenten des Landessozialgerichts, Dr. Buresch mitgeteilt, der wegen Mordes gesuchte Euthanasiearzt Prof. Dr. Heyde arbeite unter dem Namen Dr. Sawade als Obergutachter der Landesversicherungsanstalt Schleswig‑Holstein. Der steckbrieflich gesuchte Heyde hatte bis dahin seine Identität verbergen können, weil er in höchsten Stellen prominente Mitwisser hatte, unter anderem den Präsidenten des Landessozialgerichts selbst, sowie die Leiter und stellvertretenen Leiter der sozialmedizinischen Klinik der LVA und Flensburgs Generalstaatsanwalt Voß. Ermittelt wurden 18 prominente Mitwisser. Die CDU‑Fraktion des Landtages lehnte jedoch trotzdem die Einsetzung einer Untersuchungskommission ab. Ministerpräsident Kai Uwe von Hassel geriet ins Zwielicht, nachdem Prof. Dr. Reinwein erklärte, er habe den Ministerpräsidenten über die Identität Sawade-­Heyde Informiert. Hassel nannte die Diskussion in der Öffentlichkeit eine "Verwilderung der politischen Sitten". Dennoch mußten Buresch, Voß und einige andere ihre Sessel räumen.

 

Quelle: "Schwarzbuch CDU-Politik in Schleswig-Holstein", DKP-Bezirksvorstand Schleswig-Holstein (Hg.)