Der Fall "Sebnitz"  -  übler Gossenjournalismus

 

Drei Leserbriefe aus die JUNGE FREIHEIT vom 15.12.2000

 

Besser‑Wessi‑Arroganz

 

Wie beim ungeklärten Brandanschlag auf das Lübecker Ausländerheim, wie beim Bombenattentat von Düsseldorf, reichen Verdächtigungen und Gerüchte auch diesmal wieder aus, um angebliche "Rechtsextreme" zu bezichtigen und die gewaltfreie bürgerliche Rechte auf infame Weise als Mitwisser und Mittäter zu kriminalisieren. Doch offenbar war der Tod des unbeaufsichtigten Kindes im Schwimmbad gar keine fremdenfeindliche Straftat. Das hindert die linke und liberale Klagemeute nicht, weiter auf die verhaßten "Ossis" einzudreschen.

 

In der schönen neuen "Zivilgesellschaft" wartet man nicht mehr lange Untersuchungen ab. Wozu auch? "Antifaschisten" und Musterdemokraten wie Schröder, Thierse, Fischer, Spiegel, Friedman usw. kennen die Schuldigen stets im voraus. Die "Anständigen" haben keine moralischen Skrupel, keine rechtlichen Bedenken, eine ganze Stadt an den Pranger zu stellen. Die Sebnitzer schauen weg, sie sympathisieren sogar mit den glatzköpfigen Mördern, lügt nicht nur Bild. Auch eine Reihe sog. seriöser Blätter empört sich im schadenfrohen Tonfall überwunden geglaubter Besser‑Wessi‑Arroganz.

 

HERBERT RAUTER, KARLSRUHE

 

 

Medienskandal

 

Und wieder einmal erlebt Deutschland einen Medienskandal ohne Vergleich.

Ich wähle bewußt das Wort "Medienskandal", denn anders kann ich diese Vorgänge nicht nennen. Da stirbt vor einigen Jahren ein kleiner Junge in einem Schwimmbad. Ein tragisches Unglück, welches leider jeden Sommer wieder passiert. Nach einigen Jahren kommt nun die Mutter des Joseph und präsentiert angeblich neue Beweise, in der Form von eidesstattlichen Erklärungen. Diese Erklärungen sprechen von Rechtsradikalen und von Mord. Die Tinte der Erklärungen ist noch nicht einmal getrocknet, da prescht eine Zeitung vor und titelt mit "Kleiner Junge von Neonazis ertränkt". Keine zwei Minuten später übertrumpfen sich die elektronischen, wie auch die meisten Printmedien, mit Gesten des Entsetzens. Wohlgemerkt, zu diesem Zeitpunkt gab es nur einige eidesstattliche Erklärungen. Doch wieder einmal, wie schon oft zuvor, gab es unter den deutschen Medien den Pawlowschen Reflex in Reinkultur zu beobachten. Eigentlich ein Fall wie aus dem Lehrbuch. Aber nicht nur Medien springen auf Wörter wie "rechtsradikal" oder gar schon "rechts" an wie tollwütige Hunde. Auch Ministerpräsident Biedenkopf und Bundeskanzler Schröder gaben sich die Klinke in die Hand und machten der Familie des kleinen Joseph die Aufwartung.

 

SEBASTIAN BUCK, BIEDERITZ

 

Übler Gossenjournalismus

 

Die Berichterstattung in der Anfangsphase des Falles Sebnitz war in sehr vielen Medien Gossenjournalismus der allerübelsten Sorte. Da wurden in übelster Weise Emotionen und Stimmungen dargeboten und entfacht. Der angebliche rechtsextremistische Hintergrund genügte, um eine Kloake in Bewegung zu setzen. Die Hetze gegen Rechts hat scheußliche Früchte getragen (auch die, daß verbohrte Asoziale sich in ihrer Feindschaft zu unsere Staat bestätigt fühlten). Und dabei brauchen wir doch die vierte Gewalt dringlichst, um den Übermut der Herrschenden im Zaum zu halten. Die Pressefreiheit, die doch eines unserer höchsten Güter ist, darf nicht noch einmal so in den Dreck gezogen werden. Bedenkenswert ist auch die Rolle großer Verlage/Konzerne, die mit ihren vielen Blättern sich auf der einen Seite im Dreck wälzen und auf der anderen versuchen, sich noch als lesenswert erkennen zu lassen.

 

KAI HALLER, LÜBECK